Geht der transatlantische Handelskonflikt in die nächste Runde? Scheitern die laufenden Handelsgespräche in Washington, droht dem krisengeplagten US-Flugzeugbauer Boeing der nächste Tiefschlag: Die EU steht kurz davor, als Vergeltungsmaßnahme Importzölle auf Boeing-Flugzeuge zu verhängen.
Wie die Financial Times zuerst berichtete, bereitet sich die EU mit Gegenzöllen auf Boeing-Maschinen auf neue handelspolitische Auseinandersetzungen mit den USA vor. Diese sollen allerdings nur greifen, wenn sich das Weiße Haus hinsichtlich der bestehenden Strafzölle auf europäische Waren nicht bewegt – und erst, wenn die Mehrheit der EU-Staaten dieser Maßnahme zustimmt. EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič machte bei einer Rede im Europäischen Parlament klar: „Alle Optionen bleiben auf dem Tisch.“ Oberstes Ziel sei aber ein faires und ausgewogenes Abkommen mit dem einstigen Handelspartner.
Airbus wittert Chance: EU-Zölle ein strategischer Hebel im Wettbewerb
Branchenkenner sehen in den geplanten Zöllen einen kalkulierten Vergeltungsschlag im transatlantischen Wirtschaftskonflikt – kalkuliert, weil Airbus profitieren könnte: Wenn europäische Airlines massive Mehrkosten beim Import von Boeing-Modellen fürchten und Auftragsverschiebungen in Betracht ziehen, könnte Airbus im Heimatmarkt weitere Anteile gewinnen.
Airbus-Chef Guillaume Faury sprach sich bereits für die Zölle gegen seinen Hauptkonkurrenten aus. Sie sollen die Wettbewerbsbedingungen nivellieren. Faury erinnerte an den Subventionsstreit vor fünf Jahren, als die gegenseitigen Zölle auf Flugzeuge nach einem Kräftemessen zwischen der EU und den USA schließlich wieder ganz aufgehoben wurden.
Gleichwohl warnte Faury: Ein Handelskrieg schade der gesamten Luftfahrtindustrie. Allein im Jahr 2024 importierte die EU Luft- und Raumfahrtgüter aus den USA im Wert von 18,3 Milliarden Euro. Neue Handelsbarrieren würden die globalen Lieferketten – sowohl Airbus als auch Boeing beziehen Teile weltweit – empfindlich stören. Aber nur durch einen Gegenschlag lasse sich der notwendige Verhandlungsdruck aufbauen, meinte der Airbus-CEO.
Die angedrohten EU-Zölle auf Boeing-Jets sind vor allem eines: ein strategisches Druckmittel im Machtspiel mit den USA, das gleichzeitig Airbus in die Karten spielt. Im Kampf der Flugzeugbauer hat die Airbus-Aktie die Nase vorn. Seit der AKTIONÄR-Empfehlung in Ausgabe 18/25 liegt das Papier zwölf Prozent im Plus. Mehr Details zum Duell zwischen Boeing und Airbus lesen Sie ebenfalls in dieser Ausgabe.
07.05.2025, 16:46