Während sich die Lieferung neuer Boeing-Maschinen für den US-Präsidenten weiter verzögert, will Donald Trump den von Katar geschenkten Luxus-Jumbo zur Air Force One umrüsten lassen. Angesichts der erwarteten Kosten dafür kann sich vor allem Boeing freuen. Der Konzern bekommt Unterstützung von weiteren US-Rüstungsfirmen.
"Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul", lautet ein altes Sprichwort. Doch im Falle des generösen Geschenks des Emirats Katar an die US-Regierung hätte ein genauerer Blick wohl doch gelohnt.
Trotz scharfer Kritik (Korruptionsverdacht) hat die Regierung von US-Präsident Donald Trump das teure Geschenk der Führung in Katar – ein luxuriös ausgestatteter, 13 Jahre alter Jumbo-Jet – angenommen. Das US-Verteidigungsministerium teilte am 21. Mai mit, es akzeptiere in Übereinstimmung mit allen Regeln und Vorschriften eine Maschine vom Typ Boeing 747, die für Trump zum Regierungsflieger 'Air Force One' aufgerüstet werden soll. Bei der Nachrüstung des Flugzeugs (Neupreis etwa 400 Millionen Dollar, heutiger Wert wohl 200 Millionen) würden angemessene Sicherheitsvorkehrungen für den Transport des US-Präsidenten sichergestellt.
Mehrere Quellen behaupten, Trump habe sich um den Jet bemüht, nachdem ihm klar geworden sei, dass Boeing frühestens Ende 2027 einen Ersatz für die alternde Air Force One liefern könne. Zwei neue Boeing 747-8 werden derzeit speziell für die nächste Generation der Air Force One umgebaut, doch das Projekt ist von massiven Verzögerungen betroffen.
Der anfänglichen Freude über das großzügige Geschenk folgen Zweifel. Denn die Umrüstung des Fliegers, der nun auf einem Flughafen in San Antonio Texas steht, wo er umgebaut werden soll, wird extrem teuer und könnte bis ins Jahr 2027 dauern.
An der Innenausstattung liegt es nicht. Der "fliegende Palast" der katarischen Königsfamilie dürfte Trumps Sinn für Luxus entsprechen. Nach Plänen des Pariser Design-Büros Cabinet Alberto Pinto, das regelmäßig Reiche und Schöne mit maßgeschneiderten Einrichtungen versorgt, übernahm den Innenausbau zum opulenten VIP-Jet im Jahre 2012 der Schweizer Spezialisten AMAC Aerospace in Basel. Die Ausstattung des Luxus-Jumbos umfasste laut Flugrevue bei der Vorstellung im Jahr 2015 Badezimmer, Esszimmer, Lounge, stilvolle Suiten, mehrere Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, einen Kinderspielbereich – sowie Konferenzräume und mehrere Büros.
Nun das Aber: Das Magazin Fortune berichtete kürzlich, dass die Umrüstung des Jets die Steuerzahler bis zu einer Milliarde US-Dollar kosten könnte. Zudem dürfte der Umbau viel Zeit in Anspruch nehmen. Größter Profiteur des Umbaus dürfte der ursprüngliche Produzent sein: Boeing.
Experten sind sich sicher, dass der Umbau eines solch sicherheitskritischen Flugzeugs am besten vom Originalhersteller durchgeführt wird. Denn für die Umrüstung ist eine nahezu vollständige Demontage und Neuinstallation sensibler Systeme erforderlich, um Sicherheitsrisiken wie zuvor versteckte Überwachungstechnik auszuschließen. Boeing verfügt als Hersteller über das notwendige Know-how und die Zugriffsrechte auf sämtliche technischen Details des Flugzeugs.
Zentrale Rolle für Boeing
Boeing könnte dabei als Generalunternehmer auftreten und einige Arbeiten von spezialisierten Subunternehmen – zum Beispiel L3Harris für elektronische Kriegführung oder RTX (Raytheon) für Radar- und Abwehrtechnik – koordinieren. Der Flieger müsste auch die Fähigkeit bekommen, ankommende Raketen abzuwehren. Boeing würde die abschließende technische Abnahme und Zertifizierung für den Einsatz als Air Force One verantworten.
Die direkten Retrofit-Kosten werden von Experten auf etwa 400 Millionen Dollar beziffert, wobei ein erheblicher Teil davon an Boeing fließen dürfte. Inklusive Subsystemen und Erweiterungen könnten die Gesamtausgaben dann tatsächlich bis zu eine Milliarde Dollar erreichen. Boeing könnte unterm Strich mit einem signifikanten zweistelligen Millionenbetrag an Gewinn rechnen. Die Arbeiten bringen kurzfristig zusätzliche Liquidität und tragen zur Deckung von Verlusten aus anderen verzögerten Programmen bei.
Die Boeing-Aktie hatte sich in den vergangenen zwei Wochen deutlich erholt und zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Februar 2024 erreicht. Am Freitag notiert das Boeing-Papier bei gut 211 Dollar oberhalb des Donnerstags-Schlusses. Nennenswerte technische Widerstände liegen nun erst bei 240 und bei 265 Dollar.
Wenn die Pläne umgesetzt werden, den geschenkten Luxus-Jumbo aus Katar zur 'Ersatz-Air-Force-One' umzurüsten, dürfte Boeing mit einem nennenswerten Gewinn ein großer Profiteur sein. Selbst wenn nur die notwendigsten Sicherheitssysteme wie spezielle Cybersecurity- oder elektronische Abwehrsysteme eingebaut werden, bleibt bei US-Luft- und Raumfahrt-Riesen ein schöner Brocken hängen.
Auch charttechnisch hat sich die Lage für Boeing verbessert, obwohl der ungelöste Zoll-Konflikt auch über diesem global tätigen Unternehmen schwebt. Wer Boeing-Aktien kaufen möchte, benötigt für größere Kursgewinne wohl einen langen Atem. DER AKTIONÄR bevorzugt weiterhin den europäischen Konkurrenten Airbus.
06.06.2025, 15:23