Die sonst so erfolgsverwöhnte Aktie von Berkshire Hathaway befindet sich in einer deutlichen Schwächephase. Seit Starinvestor Warren Buffett seine Nachfolgeregelung konkretisierte, hat das Papier spürbar an Wert verloren und fällt nun sogar hinter den breiten Marktindex S&P 500 zurück. Endet hier eine Ära?
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die B-Aktien des in Omaha ansässigen Konglomerats haben in den vergangenen sieben Wochen sechsmal im Minus geschlossen und steuern auf den dritten Verlustmonat in Folge zu. Seit dem 3. Mai, dem Tag, an dem das „Orakel von Omaha“ seine Pläne zur Übergabe der Führung bekannt gab, ist die Aktie um mehr als 12 Prozent gefallen. Der Jahresgewinn schmolz damit auf nur noch 4,5 Prozent zusammen, womit Berkshire Hathaway deutlich hinter der 7-prozentigen Steigerung des S&P 500 zurückbleibt.
Sollte die Aktie auch den Juli im roten Bereich beenden, wäre dies die längste monatliche Verlustserie seit Juni 2022. Besonders bemerkenswert aus charttechnischer Sicht: Die B-Aktie schloss kürzlich unter ihrer 200-Tage-Linie – nach einer beeindruckenden Serie von 573 Tagen über diesem wichtigen Indikator. Das war der längste Lauf über diesem Niveau seit der Einführung der B-Aktien im Jahr 1996.
Realistische Töne vom Meister selbst
Buffett selbst hat die Erwartungen an eine kontinuierliche Outperformance bereits vor Längerem gedämpft. Er wies darauf hin, dass es aufgrund der schieren Menge an Barmitteln, mit denen Berkshire arbeitet, sehr schwierig sei, mit einzelnen Investitionen noch eine signifikante Wirkung zu erzielen.
Laut Buffett sollte die Auswahl an verschiedener Qualitätsunternehmen – von der Eisenbahngesellschaft BNSF bis zum Süßwarenhersteller See's Candy – eine „leicht bessere“ Performance als das durchschnittliche US-Unternehmen erzielen, aber alles darüber hinaus sei unwahrscheinlich.
„Mit unserer gegenwärtigen Mischung von Geschäftsbereichen sollte Berkshire ein wenig besser abschneiden als die durchschnittliche amerikanische Gesellschaft und, was noch wichtiger ist, sollte auch mit einem wesentlich geringeren Risiko eines dauerhaften Kapitalverlusts operieren“, schrieb Buffett in seinem Jahresbrief 2023. „Alles, was über ‚etwas besser‘ hinausgeht, ist jedoch Wunschdenken.“
Langfristig eine Klasse für sich
Dennoch ist Buffetts langfristige Erfolgsbilanz unübertroffen. Berkshire, das sich über 40 Branchen und 60 Unternehmen erstreckt, hat seit Buffetts Übernahme in den 1960er Jahren die durchschnittliche Jahresrendite des S&P 500 verdoppelt. Von 1964 bis 2024 steht ein schier unglaublicher Gesamtgewinn von 5.502.284 Prozent zu Buche.
Die aktuelle Underperformance von Berkshire Hathaway ist ein klares Zeichen dafür, dass der Markt die Ära nach Buffett einpreist. Die Unsicherheit über die Zukunft ohne das „Orakel von Omaha“ am Ruder drückt auf den Kurs. Mit Greg Abel übernimmt allerdings ein ideal vorbereiteter Nachfolger das Ruder, um Berkshire Hathaway in bewährter Buffett-Manier erfolgreich weiterzuführen. Langfristig orientierte Anleger sollten sich nicht von der aktuellen Korrektur abschrecken lassen – und an der Aktie festhalten.
21.07.2025, 09:36