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22.05.2017 Michael Schröder

Aumann, IBU-tec, Paragon, Lion E-Mobility, Technotrans: (E-)Power für alle!

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Paragon

Elektromobilität ist in aller Munde. Der Megatrend sorgt nicht nur bei den Autobauern für Bewegung. Auch Firmen aus angrenzenden Branchen wollen sich ein Stück vom Kuchen sichern. DER AKTIONÄR zeigt, welche heimischen Nebenwerte bereits unter Strom stehen.

Elektroautos mischen den Markt auf. Über die nächsten 15 Jahre pro­gnostiziert die AlixPartners-Studie einen stark ansteigenden Anteil an Elek­troautos und Plug-in-Hybriden (siehe Grafik Seite 31). Im Jahr 2025 werden diese Fahrzeuge 35 bis 40 Prozent der Neuwagenverkäufe ausmachen, im Jahr 2030 bereits über 65 Prozent. Das macht die Elektromobilität (E-Mobility) zum lukrativen Wachstumsmarkt, an dem nicht nur BMW, Tesla und Co, sondern auch immer mehr Gesellschaften jenseits der Autoindustrie partizipieren. DER AKTIONÄR hat einige heimische Nebenwerte unter die Lupe genommen, die bereits vom E-Mobility-Fieber erfasst wurden.

Aumann: Sportliche Bewertung
Aumann war bereits zum Börsengang sportlich bewertet. Die meisten Anleger schien das aber nicht zu stören, als die Beteiligungsgesellschaft MBB über 40 Prozent ihrer Tochter an die Börse gebracht hat. Die Tatsache, dass Aumann in Sachen Elektromobilität eine spannende Technologie zu bieten hat, ließ viele auf den fahrenden Zug aufspringen. Die Notierung kletterte in den letzten Wochen bis auf 70 Euro – das sind 66 Prozent höher als der Emissionspreis. Viele Autobauer stehen unter Zugzwang, müssen ihre Elektroflitzer so schnell wie möglich auf den Markt bringen, um Tesla in die Schranken zu weisen und zu zeigen, dass sie den Trend keineswegs verschlafen werden. Das spielt Aumann in die Karten. Das Unternehmen aus dem ostwestfälischen Beelen baut Wickelmaschinen zur Herstellung von Elektromotoren. Dabei steht bei Aumann das Who is who der Branche auf der Kundenliste.

Die Nachfrage nach den Wickelmaschinen wird in Zukunft weiter steigen. Der Grund: Immer mehr Autos werden in Zukunft mit einem Elektromotor bestückt, der Verbrenner ist ein Auslaufmodell. Diese werden quasi nur noch geduldet und von den großen Autobauern weiter produziert, um die Elektroflitzer zu subventionieren. In Zukunft werden allerdings alle Fertigungsstraßen der Autobauer nur noch mit Maschinen für die Herstellung von Elektromotoren bestückt sein. Aus diesem Grund werden auch die Umsätze bei Aumann in den nächsten Jahren weiter anziehen. Einen Vorgeschmack lieferten die Zahlen für das erste Quartal: Der Umsatz kletterte um 32 Prozent auf 50,5 Millionen Euro. Das EBIT sprang um 64 Prozent auf 6,4 Millionen Euro nach 3,9 Millionen im Vorjahresquartal. Damit verbesserte sich die Marge um 2,5 Prozentpunkte auf 12,7 Prozent.

Im Segment Elek­tromobilität verzeichnete Aumann einen Umsatzanstieg von knapp 50 Prozent auf 14,2 Millionen Euro. Das EBIT des E-Mobility-Segments ist um 136,4 Prozent auf 2,6 Millionen Euro gestiegen. Noch werden erst 25 Prozent der Umsätze mit der E-Mobilität und 75 Prozent mit klassischen Motorangeboten gemacht. Erst in den nächsten Jahren will Vorstand Beckhoff das Verhältnis von Verbrennern und E-Motoren drehen. Etwas weiter in die Zukunft geblickt, traut der aktionär Aumann bis 2020 einen Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro sowie einen Überschuss von 40 Millionen Euro zu. Ob das heute schon einen Börsenwert von über 900 Millionen Euro rechtfertigt, ist fraglich.

Die Aumann-Aktie ist mit einem 2017er-KGV von 50 bewertet. Auch wenn es derzeit kein direktes Vergleichsunternehmen an der Börse gibt, ist der Wert sicherlich kein Schnäppchen! Ein Neueinstieg drängt sich erst bei einem Rücksetzer unter die 60-Euro-Marke auf.


IBU-tec: Die Chemie stimmt

Ähnlich wie Aumann hat die IBU-tec advanced materials AG erst vor wenigen Wochen den Gang an die Börse gewagt. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten notiert die Aktie mittlerweile ebenfalls oberhalb des Emissionspreises von 17,10 Euro – wenn auch nur leicht. Doch das dürfte erst der Anfang einer langen Erfolgsgeschichte werden. DER AKTIONÄR hat die Gesellschaft bereits in Ausgabe 13/17 ausführlich vorgestellt. Zur Erinnerung: Die in Weimar ansässige IBU-tec entwickelt mittels thermischer Verfahrenstechnik neue anorganische Materialien und verbessert die Materialeigenschaften bei bestehenden Produkten. Dabei verwendet die Gesellschaft auch Methoden, mit denen sich Pulver für Lithium-Ionen-Batterien – wie sie in Elektroautos eingesetzt werden – herstellen lässt. Die Technologie ist konkurrenzlos und entsprechend patentiert. Hier arbeiten die Thüringer intensiv mit dem Chemie-Riesen BASF zusammen. „Der Bereich Green Mobility und hier insbesondere die Batteriewerkstoffe für E-Mobility haben unsere Wachstumserwartungen mehr als erfüllt“, kommentiert Vorstand Ulrich Weitz die aktuellen Q1-Zahlen.

Der Umsatz insgesamt wurde um 6,5 Prozent auf 4,9 Millionen Euro gesteigert. Die EBT (Ergebnis vor Steuern)-Marge für die ersten drei Monate liegt bei 20,5 Prozent vor IPO-Kosten. Der Ausblick macht Lust auf mehr: Weitz erwartet bei einem Umsatz von 18,5 Millionen Euro (Vorjahr: 17,7 Millionen Euro) ein EBT von gut 3,6 Millionen Euro. Trotz Personalausbau und Abschreibungen liegt die Marge – wie schon in den vergangenen sieben Jahren im Schnitt – bei über 20 Prozent. Die Mittel aus dem Börsengang will der Firmenlenker unter anderem in neue Produktionskapazitäten investieren. Das Produktionsgelände im Süden von Weimar stößt schon bald an seine Grenzen. DER AKTIONÄR erwartet schon bald entsprechende Vollzugsmeldungen. Damit wäre Platz für weiteres Wachstum geschaffen.

Die Produktion von Funktionschemikalien für Zukunftsmärkte ist ein hochinte­ressanter Bereich, in dem IBU-tec mit seiner patentierten Technologie führend unterwegs ist. Trotz der guten Aussichten ist die Aktie mit einem 2017er-KGV von 29 nicht wirklich günstig bewertet. Die E-Mobility-Fantasie dürfte aber weitere Investoren anlocken und den Kurs weiter stimulieren.


Paragon: Das das Momentum nutzen

Paragon hat mit Voltabox ein Ass im Ärmel. Die Umsätze der Tochter mit ihren innovativen Batteriepacks für Busse oder Gabelstapler werden aller Voraussicht nach in diesem Jahr von 12,4 auf 25 Millionen Euro klettern. 2018 könnten dann sogar 50,0 Millionen in der Kasse klingeln.

Die Q1-Zahlen für den Gesamtkonzern konnten sich sehen lassen. Der Umsatz stieg um 11,7 Prozent auf 25,9 Millionen Euro. Größter Wachstumstreiber ist und bleibt die Elektromobilität. Diese steuert mittlerweile 9,9 Prozent zum Gesamtumsatz bei, Tendenz steigend. Bringt Frers sein Juwel Voltabox an die Börse, sind Bewertungen um 80 Millionen Euro oder gar 100 Millionen Euro drin, sofern man die Umsatzmultiplen heranzieht, welche die Börse derzeit für IBU-tec und Aumann „springen“ lässt.

Die Paragon-Aktie ist stark gestiegen und kommt jetzt in Dimensionen, in denen die Luft dünner wird. Die Fantasie rund um Voltabox sowie der Hype rund um das Thema Elektromobilität könnten die Notierung allerdings weiter antreiben.

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Lion E-Mobility: Kreisel Electric plus X

Mit seinen Batterie-Management-Systemen (BMS) für Batterien für Elektroautos und Batteriespeicher für den Hausgebrauch trifft Lion E-Mobility den Nerv der Zeit. Ein BMS dient als Schnittstelle zwischen dem Auto und den in der Batterie verbauten elektronischen Komponenten. Über ein BMS werden Funktionen gesteuert, die für die Performance des Fahrzeugs nötig sind, zum Beispiel die Leistungsfähigkeit oder die Temperatur. Für Aufmerksamkeit sorgte zum Beispiel das mit Linear zusammen entwickelte Wireless BMS für den BMW i3.

Die Deals mit Linear und Kreisel Electric sollten Früchte tragen. Vor allem Kreisel Electric ist derzeit in aller Munde. Die Österreicher sorgen mit ihren Batterien für Elektroautos für Furore. „Unsere Batterien sind aufgrund einer speziellen Kühlung rund zehn Prozent leistungsfähiger als die von Tesla“, sagt Marcus Kreisel von Kreisel Electric gegenüber dem aktionär. Hinzu kommt: Kreisel baut neben Batterien für Elektroautos den Heimenergiespeicher Mavero. Für diesen liegen laut Kreisel Reservierungen von mehr als 200.000 Stück vor. Sollte Lion nach dem Erstauftrag von Kreisel Electric für die Anlaufproduktion weitere Deals mit den innovativen Österreichern an Land ziehen, winken Umsätze in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe.

Lion will aber zeigen, dass man nicht nur am Tropf von Kreisel hängt. Vor Kurzem wurde mit Roland Bopp ein Manager für den US-Markt eingestellt. Bopp bringt aus seiner Zeit bei Mannesmann und der Telekom viele gute Kontakte mit in die Zusammenarbeit ein – das sorgt für reichlich Fantasie.

Lion E-Mobility ist eine spannende, aber auch hochspekulative Wette auf die Zukunft und den Erfolg der Elektromobilität. Die Firma befindet sich in Gesprächen mit mehreren möglichen Neukunden. Lion E-Mobility ist großzügig bewertet, bietet jedoch auch auf dem aktuellen Niveau noch Potenzial für eine Kursverdopplung.

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Technotrans: Die Kühlung macht’s
Bei der Technotrans AG spielt das Thema E-Mobility aktuell nur eine verhältnismäßig kleine Rolle. Doch das Potenzial ist enorm. Die Zeiten als reinrassiger Druckmaschinenzulieferer sind lange vorbei. Im ersten Quartal 2017 haben die Ostwestfalen bereits 57,5 Prozent des Gesamtumsatzes in neu erschlossenen Märkten generiert. Dazu zählen die kunststoffverarbeitende Industrie, die Scanner-Technologie, die Laserkühlung und eben auch der Bereich E-Mobility.

Zur Erinnerung: Mit der im August 2016 vollzogenen GWK-Übernahme hat Technotrans seine Aktivitäten in der Kunststoffindustrie ausgeweitet – und ist so zu einem der bedeutendsten Anbieter von Temperierlösungen in diesem Markt geworden. Zuvor wurde bereits im Jahr 2011 mit der Termotek AG ein Spezialist zur Kühlung von Lasern und zwei Jahre später mit der KLH Kältetechnik ein Anbieter universeller Kühlsysteme übernommen. Nach dem Rekordjahr 2016 stieg der Umsatz im ersten Quartal insgesamt um satte 74 Prozent auf 52,8 Millionen Euro. Das operative Ergebnis hat sich dabei auf 4,3 Millionen Euro mehr als verdoppelt. „Die Stärke kommt aus allen Bereichen. Print ist in Q1 um rund zehn Prozent gewachsen. Die neu akquirierte GWK läuft sehr gut, der Laserbereich war stark und auch die E-Mobilität hat deutlich zugelegt“, sagt Eggert Kuls von Warburg Research.

Der Analyst ist zuversichtlich, dass Technotrans vom E-Mobility-Trend profitieren kann. Der Bereich hat 2016 rund zwei Millionen Euro zum Umsatz beigetragen. Für das laufende Jahr rechnet Kuls mit fünf Millionen Euro. Bis 2020 sind aus Sicht des Analysten sogar 30 Millionen Euro erreichbar. Woher kommt diese Nachfrage? „Wesentliche Treiber sind die neue Generation von Schnell-Ladestationen für E-Autos, die aufgrund der hohen Ströme Kühlung brauchen“, so der Warburg-Experte. Hier ist Technotrans gut aufgestellt und scheint bereits in Gesprächen über erste Pilotprojekte mit großen Herstellern. „Außerdem rechnen wir mit einem deutlich hochlaufenden Geschäft bei E-Trucks und E-Bussen im Bereich der Kühlung der Batterie-Stacks. Dazu kommt die Kühlung von batteriebetriebenen Zügen“, führt Kuls aus. Der Technotrans-Vorstand zeigt sich dennoch gewohnt zurückhaltend und erwartet für das Gesamtjahr einen Umsatz zwischen 185 und 195 Millionen Euro (Vorjahr: 152 Millionen Euro). Das EBIT sieht er zwischen zwölf und 14 Millionen Euro (Vorjahr: 10,0 Millionen Euro). Bleibt die Nachfrage im laufenden Jahr so hoch, ist hier eine Erhöhung sehr wahrscheinlich. „Die Q1-Zahlen deuten darauf hin, dass die Guidance sowohl beim Umsatz als auch beim EBIT deutlich zu niedrig sind. Wir rechnen mit einer Anhebung im August“, stimmt Kuls zu.

Die Technotrans-Aktie hat in den letzten Tagen Fahrt aufgenommen. Nach einer kurzen Abkühlung dürfte der Kurs den Trend wieder aufnehmen. Anleger setzen einen ersten Fuß in die Tür und komplettieren die Position um 33 Euro.

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