Amazon bleibt auch heute zum US-Handelsstart schwach: Die Aktie des E-Commerce Giganten verliert an der NASDAQ rund 1,8 Prozent. Nach Kursgewinnen von 45 Prozent im laufenden Jahr ist dies eine Korrektur, die Anleger nicht beunruhigen sollte.
Der Grund für die Kursverluste der letzten Handelstage waren Amazons Zahlen für das zweite Quartal. Zwar erfüllte der US-Konzern die Umsatz-Erwartungen der Analysten von 37,18 Milliarden Dollar indem der Konzern Erlöse von 37,96 Milliarden Dollar auswies. Die Gewinne je Aktie blieben jedoch mit 0,40 Dollar rund einen Dollar hinter den Erwartungen zurück.
Grund für den Gewinnrückgang waren nach Angaben von Amazon die hohen Ausgaben für Technologie und Video-Inhalte insbesondere für die Dienste Prime Video. So kündigte der Konzern allein für die nächsten Monate vier neue Serien und vier eigene Filme an. Dieser sogenannte „Original Content“ ist wichtig, um den für das Prime-Programm wichtigen Videosektor attraktiver zu machen. Denn es gilt: Wer Prime Kunde ist schaut nicht nur Filme, er kauft auch im Durchschnitt mehr von Amazon als ein Nicht-Prime-Kunde. Laut Cowen & Co werden bis Ende des Jahres mehr als 50 Prozent aller US-Haushalte Prime-Kunden sein. Unglaublich bedenkt man, dass nur durch den ABO-Preis für Amazon ein Umsatz von 1,3 Milliarden Umsatz gemacht wird.
Amazon ist kein Unternehmen, das auf Profit ausgerichtet ist – bei Amazon geht es um Wachstum. So lautet das Sentiment an den Märkten. Tatsächlich konnte Amazon noch nie eine positive operativen Margen im zweistelligen Bereich verzeichnen. Hier geht es dem E-Commerce Giganten nicht anders als den großen US-Einzelhändlern Wal-Mart oder Sears.
Auch für das laufende Quartal will sich Amazon nicht festlegen, was die GUV-Rechnung bringen könnte. Das Unternehmen erwartet ein operatives Ergebnis zwischen -400 Millionen Dollar Verlust und 300 Millionen Dollar Gewinn. Beim Wachstum ist Amazon sich dagegen sicher: 20 bis 28 Prozent sollen die Umsätze im dritten Quartal zulegen.
Anders als andere Einzelhändler hat Amazon dank des technologischen Know-Hows jedoch die Möglichkeit als Online-Werbeplattform, E-Commerce-Marktplatz, Video-Dienst oder Cloud-Anbieter Profite zu erzielen. So ist beispielsweise Amazon Web Service (AWS) bereits jetzt profitabler als das Kerngeschäft.

Dennoch verunsichern derart unvorhersehbare Schwankungen im operativen Geschäft die Anleger. Das letzte Quartal (Q3 2016), als Amazon massiv Investitionen auffuhr und dadurch einen starken Gewinnrückgang verbuchte, fiel die Aktie in den kommenden 14 Handelstagen um rund 15 Prozent. DER AKTIONÄR rät einen Teil der Gewinne mitzunehmen und auf eine Abkühlung zu warten. Langfristig bleibt Amazon jedoch eine Long-Position.
Referenz-Link für Grafik: https://www.statista.com/chart/9174/amazon-operating-profit/