Die Allianz hat aktuell mit zwei medienwirksamen Herausforderungen zu kämpfen – einerseits ein schwerer Hackerangriff auf ihre US-Tochter Allianz Life, andererseits ein juristisch geprägter Konflikt mit der katholischen Kirche in Irland. Beide Ereignisse sorgen für Unruhe. Doch drohen damit auch für Anleger ernsthafte Folgen?
Am 16. Juli 2025 wurde die US-Tochter Allianz Life Opfer eines gezielten Hackerangriffs über ein drittanbietergespeistes CRM-System (Salesforce). Dabei wurden personenbezogene Daten von US-Kunden sowie Informationen zu Finanzvertretern und Mitarbeitern gestohlen – darunter Namen, Adressen, Geburtsdaten und teilweise auch Sozialversicherungsnummern. Wie nun bekannt wurde, waren 1,1 von insgesamt 1,4 Millionen US-Kunden von dem Datenleck betroffen.
Die Allianz Life reagierte umgehend, benachrichtigte die zuständigen Behörden – einschließlich FBI und Maine Attorney General – und betonte, dass interne Systeme nicht betroffen seien. Betroffene Kunden erhalten zwei Jahre lang Schutz durch Identitätsüberwachung und Kreditmonitoring.
Der Vorfall verdeutlicht, wie essenziell robuste Sicherheitsmaßnahmen gerade im Umgang mit Cloud- und Drittanbietertechnologien sind. Laut Sicherheitsexperten sind CRM-Systeme aufgrund ihres sensiblen Datenbestands ein beliebtes Angriffsziel – präventive Konzepte wie Zero-Trust-Architekturen werden dringender denn je gefordert.
In dieser Woche gibt es eine weitere schlechte Nachricht für den Versicherungsriesen: Berichten zufolge kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen einer Kirchenorganisation in Irland und der Allianz. Priester sollen die irische katholische Kirche aufgefordert haben, die Zusammenarbeit mit der Allianz wegen deren Verbindungen zu Israel und der „entsetzlichen Menschenrechtsverletzungen am palästinensischen Volk“ abzubrechen.
Hintergrund: Das Eigentum der katholischen Kirche in Irland, darunter Gotteshäuser, Schulen und Fahrzeuge, ist fast vollständig bei der Allianz versichert. Der Versicherer gehörte jedoch zu einer Reihe von Unternehmen, die in einem Bericht der UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in den besetzten palästinensischen Gebieten, Francesca Albanese, genannt wurden. Inwiefern daraus tatsächlich Konsequenzen seitens der irischen katholischen Kirche bleibt aber abzuwarten.
Beide Vorfälle sind klar negatives Storytelling. Die fundamentale Stärke, das Geschäftsmodell oder die Profitabilität der Allianz werden dadurch jedoch nicht nachhaltig beeinträchtigt. Wichtig wäre nun, dass die Aktie das alte Jahreshoch von 378,30 Euro zurückerobert. Mit 380,00 Euro ging es in der Vorwoche bisher nur kurz über diese Marke. Fällt sie, ist im Anschluss ein Angriff auf die 400,00 Euro möglich. Anleger können daher weiter zugreifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz.
22.08.2025, 08:22