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02.07.2020 Martin Mrowka

Airbus-Rivale Boeing: 737-Max-Testflüge erfolgreich – aber...

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Boeing

Boeing hat einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Wiederzulassung seiner wichtigen Modellreihe 737 Max erreicht. In den vergangenen Tagen wurden mehrere Testflüge mit dem nach zwei Abstürzen mit Startverboten belegten Krisenflieger erfolgreich absolviert. Doch Boeing muss weitere Hürden überspringen. Das wird dauern.

Die US-Luftfahrtaufsicht Federal Aviation Administration (FAA) teilte am Mittwoch mit, dass die dreitägigen Zertifizierungsflüge beendet worden seien. Damit sei ein wichtiger Meilenstein erreicht, allerdings blieben noch eine Reihe weiterer Hürden, wie etwa die Auswertung der Flugdaten. Das Startverbot werde nur aufgehoben, wenn die Sicherheitsexperten der FAA überzeugt seien, dass die Maschine alle Standards erfüllt, betonte die Behörde.

Zulassung in den kommenden Monaten

Boeings meistverkaufter Flugzeugtyp 737 Max war im März 2019 nach zwei Abstürzen aus dem Verkehr gezogen worden. Als Hauptursache der Unglücke gilt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm. Boeing hatte die Probleme mit dieser Flugsteuerungs-Software eigentlich längst behoben haben wollen, stattdessen kamen jedoch etliche neue Mängel hinzu.

So dauerte es über ein Jahr, bis die FAA die entscheidende Phase der Zertifizierung einläutete. Wenn nun alles glatt geht, könnte die 737 Max in den kommenden Monaten wieder zugelassen werden.

Modifikationen nicht gemeldet

Aber: Am gestrigen Mittwoch wurde noch ein 52-seitiger Bericht veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass Boeing im Jahr 2018 wichtige Informationen über Modifikationen am Sicherheitssystem MCAS zurückhielt, das letztlich zu den tödlichen 737-Max-Unfällen führte.

Das sorgte an der Börse erneut für Unsicherheiten. Die Boeing-Aktie gab in freundlichem Dow-Jones-Umfeld um 1,6 Prozent nach auf 180,32 Dollar.

Boeing (WKN: 850471)

Nach den Boeing-Unglücken soll es nun in den USA ein Gesetz geben, das zum einen die FAA-Aufsicht stärken soll und zum anderen den Zertifizierungsprozess zur Zulassung neuer Flugzeuge neu regelt. Mit dieser Reform sollen "Mauscheleien" wie sie bei Boeing offenbar vorkamen, künftig verhindert werden.

Viele Airlines stornieren Aufträge

Bei Boeing sind nicht nur die 737-Max-Flugzeuge von Abbestellungen betroffen. Das Desaster hat viele Airlines bewogen, auch andere Typen wieder abzubestellen. So wurden vier Jumbo-Jets 747 und 13 Langstreckenflieger vom Typ 777 gestichen. Per Ende Mai sank der Orderbestand insgesamt um 602 Flugzeuge.

boeing.com

Darin noch nicht enthalten sind die Abbestellungen von Norwegian Air Shuttle. Die Billigflug-Airline hatte Ende Juni 92 Krisenjets vom Typ 737 Max und fünf Langstreckenflieger der Marke 787 "Dreamliner" storniert und angekündigt, Boeing auf Schadensersatz zu verklagen (DER AKTIONÄR berichtete).

Finanziell steht Airbus besser da

Auch andere Fluggesellschaften könnten gegen Boeing klagen. In den kommenden Monaten würden dann weitere Milliarden-Belastungen auf den Flugzeugbauer zukommen. Der Start- und Auslieferungsstopp der 737 Max hat Boeing bereits rund 20 Milliarden US-Dollar gekostet. Nochmals 10 Milliarden könnten noch folgen, schätzen Experten.

Ohnehin ist die finanzielle Situation des US-Konzerns angespannt. Boeing verfügte per Ende März über ein negatives Eigenkapital von 9,0 Milliarden Dollar und eine Verschuldung von 39 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Konkurrent Airbus kam zur gleichen Zeit auf ein Brutto-Cash von gut 20 Milliarden Dollar sowie ein ähnliches Volumen an verfügbaren Kreditlinien.

Laut den von Bloomberg erhobenen Analystenprognosen könnte Boeing in diesem Jahr etwa 16 Milliarden US-Dollar an Bargeld verbrauchen.

Die vergleichsweise soliden Finanzen von Airbus sollten dem europäischen Flugzeugbauer besser als Boeing durch die Corona-Krise helfen. Auch die Aktie dürfte besser laufen als die von Boeing. Dennoch könnte es nochmals einen kräftigen Schub geben, wenn die für Boeing so wichtigen Mittelstreckenflieger vom Typ 737 Max wieder abheben dürfen. Beide Aktien bleiben auf absehbare Zeit wahrscheinlich Underperformer an den Börsen.

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