24,5 Prozent – so hoch war das Minus der Deutschen-Bank-Aktie im vergangenen Jahr. Nur Adidas verlor im DAX noch mehr. Abgehakt. Der Blick richtet sich nun auf 2015. Und hier könnte einiges besser werden. Allerdings gibt es noch viel zu tun für die deutschen Banken.
Den harten Gesundheitscheck der Europäischen Zentralbank (EZB) haben sie zwar locker bestanden, doch jetzt gilt die Hauptsorge wieder dem laufenden Geschäft. Deutschlands wichtigster Bankenaufseher Raimund Röseler vermisst angesichts der niedrigen Zinsen bei "etlichen Banken" ein überzeugendes Geschäftsmodell. Die Risiken aus Schiffs- und Gewerbeimmobilienkrediten oder Gerichtsprozessen seien dagegen beherrschbar, sagte der Exekutivdirektor der Finanzaufsicht Bafin kürzlich der Wirtschafts-Woche.
Zu den niedrigen Zinsen kommen der harte Wettbewerb in Deutschland und die immer strengeren Regeln für Banken hinzu. Zudem werden die Institute zunehmend von jungen Firmen mit Geschäftsideen rund um das Internet angegriffen. Das drückt auf die Ertragskraft.
"Stillstand können sich deutsche Banken nicht leisten", sagt Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. Im ersten Halbjahr 2014 lagen die Einnahmen von elf international tätigen deutschen Banken nach seinen Berechnungen rund acht Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus. Grund ist vor allem das sinkende Zinsergebnis. Und die Entwicklung dürfte sich noch beschleunigen, da langfristige noch höher verzinste Kreditverträge auslaufen.
Das sieht auch der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, so. „Die Ertragsstärke der Banken in Europa ist absolut nicht hinreichend." Er warnt davor, dass sie im globalen Wettbewerb zurückfallen. Deshalb drängt Fitschen auf eine Bereinigung. Es werde künftig weniger Banken geben, die sich aber stärker in ihren Geschäftsmodellen unterscheiden würden.
Möglicherweise wird die Deutsche Bank schon bald wieder eine stärkere Rolle spielen. Der Markt wartet gespannt auf die neue Strategie, die der Aufsichtsrat laut Manager Magazin vom Vorstand fordert. Jain und Fitschen müssen dem Bericht zufolge bis spätestens Mai darlegen, welche Finanzziele sie bis wann erreichen wollen. Denkverbote dürfe es keine geben, auch sei es keine Option, alles beim Alten zu lassen.
Konkurrenz durch Google
Eine Antwort muss nicht nur die Deutsche Bank unter anderem auf die neue Konkurrenz aus dem Internet finden. Dort entwickeln junge Unternehmen neue Ideen für den Umgang mit Geld und graben damit Stück für Stück den Banken das Wasser ab. Schon viel Boden verloren haben die Institute im Zahlungsverkehr an Unternehmen wie Google und Paypal.
Erkannt haben sie die neue Gefahr. So hat die Commerzbank etwa eine eigene Entwicklungseinheit für solche neuen Geschäftsideen gegründet. Nachholbedarf bei der Digitalisierung des Bankgeschäfts erkennt auch die Deutsche Bank und hat deshalb die Aufgabe neu im Vorstand verankert. Der Umbruch der Bank-Branche scheint also erst gerade begonnen zu haben.
Chancen für mutige Anleger?
Im Aktienkurs der Deutschen Bank ist das meiste Negative eingepreist, so dass die Aktie 2015 zu den positiven Überraschungen an der Börse gehören könnte. Auch die Commerzbank-Aktie hat Potenzial. Das Unternehmen kommt gut voran beim Abbau der Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Zudem gibt es da immer noch das Thema Übernahme- und Fusionsfantasie. Für spekulativ orientierte Anleger könnte sich also ein Investment durchaus lohnen, wobei die Aktie der Deutschen Bank ein attraktiveres Chance-Risiko-Profil aufweist. Der Stopp sollte bei 21,50 Euro beziehungsweise 9,80 Euro platziert werden.
(Mit Material von dpa-AFX)