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11.12.2025, 08:30
Die seit ihrem Börsengang gebeutelte Krypto-Börse Gemini meldet sich eindrucksvoll zurück. Eine begehrte US-Lizenz öffnet die Tür zum boomenden Markt für Prognose-Wetten. Die Aktie schießt zweistellig nach oben – doch die Konkurrenz ist bereits enteilt.
Seit dem IPO am 12. September kannte die Aktie von Gemini fast nur eine Richtung: abwärts. Rund 64,5 Prozent an Wert hatte das Papier eingebüßt, während der breite Krypto-Markt zuletzt um Richtung suchte. Am Mittwochabend jedoch drehte der Wind. Nachbörslich explodierte der Kurs um 13,7 Prozent auf 12,92 Dollar.
Der Grund: Ein regulatorischer Durchbruch. Die US-Derivateaufsicht CFTC erteilte der Tochtergesellschaft Gemini Titan die Zulassung als „Designated Contract Market“.
Angriff auf die Platzhirsche
Im Klartext bedeutet dies: Gemini darf US-Kunden künftig Wetten auf den Ausgang realer Ereignisse anbieten – von geopolitischen Entscheidungen bis hin zu Sportresultaten. Das Unternehmen kündigte an, „in Kürze“ mit dem Handel dieser sogenannten Event-Kontrakte zu starten. Gleichzeitig wird die Produktpalette um Krypto-Futures, Optionen und Perpetual Contracts erweitert.
Der Schritt kommt nicht zufällig. Prognosemärkte erleben derzeit einen massiven Hype. Plattformen wie Polymarket und Kalshi verzeichneten im November Rekordvolumina. Wie lukrativ das Segment eingeschätzt wird, zeigt eine Finanzierungsrunde von Kalshi Anfang des Monats: Das Unternehmen sammelte eine Milliarde Dollar ein – bei einer Bewertung von satten elf Milliarden Dollar.
"Super-App" als Rettungsanker?
Für die Gemini-Gründer Tyler und Cameron Winklevoss ist die Lizenz mehr als nur eine Produkterweiterung; sie ist Teil einer Überlebensstrategie. Nach enttäuschenden Quartalszahlen, die vor allem durch die hohen Kosten des Börsengangs belastet waren, soll nun die Transformation zur „Super-App“ gelingen.
Cameron Winklevoss sparte nicht mit Superlativen: Prognosemärkte hätten das Potenzial, „so groß oder sogar größer als die traditionellen Kapitalmärkte“ zu werden. Sein Bruder Tyler betonte die Hartnäckigkeit des Managements: Der Zulassung sei ein fünfjähriger Marathon vorausgegangen.
Harter Wettbewerb und regulatorische Minenfelder
Doch Gemini betritt ein Haifischbecken. Neben den etablierten Playern Kalshi und Polymarket drängen auch Schwergewichte wie Coinbase in den Sektor. Letztere arbeiten Berichten zufolge an einer eigenen Plattform in Kooperation mit Kalshi. Auch Trust Wallet hat kürzlich ähnliche Funktionen lanciert.
Zudem droht Gegenwind von der Politik. Kritiker sehen in den Event-Kontrakten verkapptes Glücksspiel. Mehrere US-Bundesstaaten gehen bereits juristisch gegen CFTC-regulierte Plattformen vor, da sie darin unerlaubte Sportwetten vermuten.
Der Kurssprung ist ein dringend benötigtes Lebenszeichen für die Gemini-Aktie. Ob dies jedoch ausreicht, um den massiven Wertverlust seit dem IPO nachhaltig zu kompensieren, ist fraglich. Gemini muss nun beweisen, dass sie in einem von Kalshi und Polymarket dominierten Markt schnell Marktanteile erobern können. Anleger sollten die Euphorie daher mit Vorsicht genießen und weiter an der Seitenlinie bleiben.
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