Circle, der Emittent des bekannten USDC, sieht sich einer Welle neuer Konkurrenten gegenüber, die es auf seine Vormachtstellung abgesehen haben. Analysten der US-Großbank JPMorgan warnen nun in einer neuen Studie vor einem „intensiven“ Verdrängungswettbewerb, der die Dominanz von Circle ernsthaft in Frage stellen könnte.
Besonders der Platzhirsch Tether, Emittent des weltgrößten Stablecoins USDT, rüstet zum Angriff. Laut den JPMorgan-Experten unter der Leitung von Nikolaos Panigirtzoglou plant Tether die Einführung eines neuen, vollständig regulierungskonformen Stablecoins namens USAT. Dieser Schritt ist eine direkte Kampfansage an Circle, da der USAT im Gegensatz zum bisherigen USDT die strengen US-Vorgaben erfüllen soll.
Der Clou: Tether will die Reserven für den neuen Coin bei Anchorage Digital lagern, einem Institut mit offizieller Banklizenz. Dieser strategische Schachzug könnte das institutionelle Vertrauen massiv stärken und gleichzeitig die Risiken senken, die Circle beispielsweise während des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank empfindlich zu spüren bekam. Zudem erhoffe sich Tether durch die direkte Kontrolle der Reserven niedrigere Kosten und höhere Gewinnmargen, so die Analysten.
Auch aus der zweiten Reihe droht Gefahr
Doch nicht nur der Branchenprimus macht Druck. Auch kleinere Player wie die Krypto-Börse Hyperliquid wollen ihre Abhängigkeit von Circle beenden. Das Unternehmen plant die Einführung eines eigenen Stablecoins (USDH) und würde damit USDC von seiner Plattform verdrängen. Das ist keine Kleinigkeit: Laut JPMorgan ist die Futures-Börse von Hyperliquid derzeit für rund 7,5 Prozent der gesamten USDC-Nutzung verantwortlich. Sobald USDH live geht, dürfte dieser Marktanteil für USDC wegbrechen.
Als wäre das nicht genug, drängen auch bekannte Namen aus der Fintech-Welt in den Markt. Sowohl der Neobroker Robinhood als auch die Finanz-App Revolut arbeiten Berichten zufolge an der Entwicklung eigener Stablecoins. Diese Unternehmen bringen Millionen von Nutzern mit und könnten den etablierten Anbietern schnell gefährlich werden.
Ein Markt als Nullsummenspiel?
Die Analysten von JPMorgan fassen die Lage treffend zusammen: „Während wir uns der Umsetzung der neuen US-Stablecoin-Gesetzgebung nähern, tauchen neue Marktteilnehmer auf, die bereit sind, Marktanteile zu erobern, Liquiditätsvorteile zu erzielen und die Dominanz von Circle herauszufordern.“
Allerdings geben die Experten eine wichtige Einschränkung zu bedenken: Ohne ein signifikantes Wachstum des gesamten Kryptomarktes könnte der Wettbewerb zu einem reinen „Nullsummenspiel“ werden. Ein „Nullsummenspiel“ bedeutet, dass der Gewinn eines Teilnehmers direkt dem Verlust eines anderen entspricht – der sprichwörtliche Kuchen wird also nicht größer, sondern nur neu verteilt. Die Daten stützen diese These: Obwohl der Stablecoin-Markt auf beachtliche 278 Milliarden Dollar angewachsen ist, stagniert sein Anteil an der gesamten Krypto-Marktkapitalisierung seit 2020 unter dem Durchschnitt von acht Prozent.
Die Lage für Circle spitzt sich dramatisch zu. Der Druck durch den Giganten Tether, gepaart mit der Angriffslust agiler Fintechs wie Robinhood und Revolut, schafft ein hochkompetitives Umfeld. Anleger sollten daher weiter an der Seitenlinie bleiben.
19.09.2025, 10:30