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28.08.2018 Michel Doepke

Die neue BeiGene? Biotech-Perle Zai Lab vor Neubewertung

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Der demografische Wandel hält nicht nur in unseren Gefilden Einzug. Dieses Phänomen – auch bedingt durch die jahrelange Ein-Kind-Politik – bekommt China in besonderem Maße zu spüren. Die Vergreisung im Reich der Mitte lässt den Bedarf an gesundheitlicher Versorgung steigen. Die Pharma- und Biotech-Branche dürfte außerordentlich profitieren. Während ein funktionierendes Gesundheitssystem in China gerade erst aufgebaut wird, sind einheimische Biopharma-Unternehmen gefragter denn je. Wie eine Studie von L.E.K und der Biotechnology Innovation Organization (BIO) aufzeigt, fassen vor allem westliche Konzerne Know-how chinesischer Player ins Auge. 90 Prozent der befragten global agierenden Biopharma-Firmen sind an einer asiatischen Expansion interessiert, 86 Prozent wiederum können sich einen Eintritt in den chinesischen Markt vorstellen. Viele große Biopharma-Unternehmen aus den USA haben bereits einen Fuß in die Tür gestellt. Das Paradebeispiel: Celgene und der Partner BeiGene.

Die Chinesen vertreiben die Kassenschlager Revlimid, Abraxane und Vidaza der Amerikaner fortan im Reich der Mitte. Im Gegenzug hat sich Celgene die Rechte am hochinteressanten BeiGene-Wirkstoff Tislelizumab gesichert. Die Folge: ungebrochenes Investoren­interesse und eine Kursvervielfachung der BeiGene-Aktie. AKTIONÄR-Leser konnten an dieser Entwicklung teilhaben – das Kursplus summiert sich auf über 120 Prozent seit Jahresanfang. Mittlerweile kommt die chinesische Biotech-Schmiede auf eine Marktkapitalisierung jenseits der 10-Milliarden-Dollar-Marke. Die Story rund um BeiGene könnte sich auch bei anderen hochinteressanten Playern wiederholen. Auf Zai Lab (Zai Laboratory) sollten spekulative Anleger mehr als einen Blick werfen. Die jüngsten Deals, eine vielversprechende Personalie sowie eine breite Pipeline mit Blockbusterpotenzial eröffnen auf dem aktuellen Kursniveau eine Einstiegschance für Mutige.

Top-Onkologe an Bord

Ein wesentlicher Bestandteil der Zai-Lab-Pipeline umfasst die Entwicklung von Krebsmedikamenten. Das mit Sicherheit bekannteste einlizenzierte Präparat: Niraparib (Handelsname Zejula), welches ursprünglich von der amerikanischen Biotech-Schmiede Tesaro stammt. Für den anstehenden Zulassungsprozess im Falle positiver Studiendaten hat Zai Lab vor Kurzem William Liang verpflichtet. Zuvor war er der Wegbereiter für einen erfolgreichen Markteintritt von Medikamenten in China für die britisch-schwedische AstraZeneca. Dazu zählt unter anderem der Kassenschlager Tagrisso gegen spezielle Lungenkrebsformen. Nun will Liang bei der chinesischen Zai Lab die Weichen für eine erfolgreiche Vertriebsoffensive stellen. Doch Niraparib ist nicht der einzige hochinteressante Onkologie-Wirkstoff, der in der Pipeline von Zai Lab schlummert.
Mit Bemarituzumab haben die Chinesen einen vielversprechenden Antikörper aus dem Hause Five Prime Therapeutics in die Pipeline integriert. Dieses Präparat soll in Zukunft Menschen mit Magenkrebs therapieren. Diese Krebsform taucht gerade in Asien häufiger auf. Denn Aflatoxine (spezielle Schimmelpilzgifte), die häufig bei Reis vorkommen, gelten als krebserregend. Kein Wunder, dass im Durchschnitt jedes Jahr rund 680.000 Chinesen an Magenkrebs erkranken.

Doch damit nicht genug: Im Jahr 2015 hat sich Bristol-Myers Squibb ebenfalls Zai Lab als Kooperationspartner in China auserkoren. Im Konkreten treiben die Asiaten die Entwicklung von Brivanib gegen das hepatozelluläre Karzinom (Leberkrebs) vo­ran. Im Gegenzug erhalten die Amerikaner vereinbarte Meilensteinzahlungen und im Falle der Vermarktung Umsatzbeteiligungen. In der Regel sind Leberentzündungen (Hepatitis) ein Risikofaktor, an dieser Krebsform zu erkranken. Allein an Hepatitis B leiden in China derzeit etwa 140 Millionen Menschen.

Zai Lab hat mit Wirkstoffen der US-Firmen Tesaro, Five Prime Therapeutics und Bristol-Myers Squibb ein breites, aussichtsreiches Produktportfolio im Bereich der Onkologie aufgebaut. Allein dieser Pipeline-Bestandteil rechtfertigt eine Bewertung von rund zwei Milliarden Dollar, Zai Lab wird hingegen aktuell gerade einmal mit gut einer Milliarde Dollar an der Börse bewertet. Doch der China-Hot-Stock, welcher auch im AKTIONÄR China Biotech Index vertreten ist, hat weitaus mehr zu bieten als onkologische Wirkstoffe.

Im Kampf gegen Infektionen

Nicht minder spannend sind die klinischen Entwicklungen im Forschungsbereich der Infektionskrankheiten. Auch hier hat sich bereits ein US-Unternehmen das Know-how auf dem chinesischen Markt von Zai Lab gesichert – die Rede ist von Paratek Pharmaceuticals. Mit dem Antibiotika Omadacycline wollen die beiden Firmen in Zukunft bakterielle Hautinfektionen sowie Lungenentzündungen im Reich der Mitte therapieren. Das Marktpotenzial ist enorm. Gleiches gilt für die Wirkstoffkombination EXT2514SUL, welche erst seit Ende April zur Zai-Lab-Pipeline gehört und mit Entasis Therapeutics in China zur Marktreife geführt werden soll. Spannend: Bei dem Wirkstoff handelt es sich um einen potenziellen Kassenschlager zur Behandlung des Krankenhauskeims Acinetobacter baumannii. Eine zulassungsrelevante Studie plant das Forschungsduo im ersten Quartal 2019 zu initiieren. 

Drittes Standbein

Neben dem Krebs und den Infektionskrankheiten hat Zai Lab auch Auto­immunerkrankungen den Kampf angesagt. Gemeinsam mit Crescendo Biologics plant die chinesische Biotech-Gesellschaft die Entwicklung eines Medikamentes gegen Schuppenflechte (Psoriasis). Auch hier sind weiterführende Studien für das Jahr 2019 vorgesehen. Der Clou: Zai Lab hat sich für das hochinteressante Schuppenflechte-Mittel die globalen Vertriebsrechte gesichert. Damit möchte sich Zai Lab ein Stück vom milliardenschweren Psoriasis-Kuchen abschneiden. Langfristig soll der Forschungsbereich der Autoimmunerkrankungen weiter ausgebaut werden. In der präklinischen Entwicklung legt Zai Lab derzeit den Fokus auf die Graft-versus-Host-Erkrankung sowie Lupus. Ohne Frage, bis die Chinesen bei diesem Pipeline-Bestandteil klinische Studienerfolge verbuchen können, geht noch viel Zeit ins Land. Doch dies zeigt: Zai Lab gibt sich mit der aktuellen Größe der Pipeline nicht zufrieden. Um weiter zu wachsen, dürfte es in den kommenden Monaten weitere lukrative Deals mit ausländischen Biopharma-Konzernen geben.

Die neue BeiGene?

Mit BeiGene hat sich eine Aktie aus dem chinesischen Biotech-Sektor zuletzt vervielfacht. Zai Lab verfügt ebenfalls über enormes Kurspotenzial. Kann der Hot-Stock die Pipeline weiter ausbauen und mehr Investoreninteresse auf sich ziehen, dürfte die Aktie die alten Höchststände wieder in Angriff nehmen. Allerdings sollten ausnahmslos spekulative Anleger sich eine kleine Position ins Depot legen. Kaufauftrag limitieren!

Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits in der AKTIONÄR-Ausgabe 25/2018, welche für Sie hier bequem als Download zur Verfügung steht.

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