DER AKTIONÄR – Unsere App
Von Hannah Murphy und Ortenca Aliaj
Financial Times
Übersetzung: Laura Markus
Grindr, eine Dating-App für Homosexuelle, will durch die Fusion mit einer Zweckgesellschaft (SPAC) an die Börse gehen. Der Deal mit Tiga Acquisition, einer 2020 von Ashish Gupta gegründeten SPAC, würde den Unternehmenswert auf 2,1 Milliarden Dollar erhöhen. Außerdem wird die App durch die Fusion einen Erlös von 384 Millionen Dollar erhalten.
Grindr wird einen Großteil dieser Summe zur Begleichung seiner Schulden verwenden. Die Gelder werden für „die Förderung von Wachstumsbereichen, den Aufbau neuer Projekte und die Fortsetzung unserer zielgerichteten Arbeit im Interesse der weltweiten Queer-Community“ verwendet, so das Unternehmen in einer Stellungnahme.
Wenn der Deal zustande kommt, ist die geschätzte Bewertung mehr als dreimal so hoch wie die 608,5 Millionen Dollar, die San Vicente Acquisition 2020 für Grindr gezahlt hat. Damals hatten die US-Behörden den damaligen chinesischen Eigentümer, Beijing Kunlun Tech, gezwungen, das Unternehmen aufgrund von nationalen Sicherheitsbedenken zu verkaufen.
Die App will außerdem einen Nachfolger für den derzeitigen CEO Jeff Bonforte finden und befindet sich bereits in Gesprächen mit einem potenziellen Kandidaten, der „umfassende Erfahrungen in den Bereichen Technologie, Finanzen und Management mitbringt und unter anderem bereits eine Führungsposition bei einer Aktiengesellschaft hatte“.
Bonforte wird so lange CEO bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist, und dann eine beratende Funktion übernehmen.
Nach eigenen Angaben hatte Grindr im Jahr 2021 10,8 Millionen Nutzer, von denen 723.000 für ein Abonnement zahlten. Abonnements machen einen Großteil des Umsatzes aus, der 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf 147 Millionen Dollar gestiegen ist.
Grindr ist ein kleinerer Player in einer kompetitiven Branche, die von der 20 Milliarden Dollar schweren Match Group dominiert wird. Die Match Group besitzt ein umfangreiches Portfolio an Dating-Unternehmen, darunter Tinder und Hinge, sowie den Konkurrenten Bumble, der letztes Jahr an die Börse ging.
Dennoch hat sich Grindr in der LGBT-Community durchgesetzt und ist seitdem schnell gewachsen. Am Anfang wurde das Unternehmen mit 151 Millionen Dollar bewertet und hat durch Kunluns Kauf eines 61,53-prozentigen Anteils im Jahr 2016 erstmals an Wert gewonnen.
Doch Grindr hat Probleme mit dem Datenschutz, seit das Wall Street Journal diesen Monat berichtet hat, dass einige Standortdaten von Nutzern in der Vergangenheit von einem digitalen Werbekonzern gesammelt und verkauft wurden.
Der Ausschuss für Auslandsinvestitionen in den USA erzwang 2020 den Verkauf von Grindr, da man befürchtete, dass die chinesische Regierung persönliche Daten aus der App zur Erpressung verwenden könnte.
Grindrs Entscheidung, nun über eine SPAC an die Börse zu gehen, erfolgt zu einer schwierigen Zeit für den Aktienmarkt, da die Aufsichtsbehörden mehr Druck ausüben. Die neuesten Vorschläge der US-Börsenaufsicht, die potenzielle Haftung der Emissionsbanken zu erhöhen, haben Banken wie Goldman Sachs und Citibank verschreckt, sodass sich beide aus dem Aktienmarkt zurückgezogen haben.
Der Deal sieht keine sogenannte PIPE-Transaktion vor – also die Beteiligung privater Investoren an börsennotierten Unternehmen –, die früher bei SPAC-Transaktionen ein Muss war. PIPE-Investoren haben zum SPAC-Boom beigetragen, indem sie Finanzmittel in Milliardenhöhe bereitstellten und so als Gütesiegel für die Deals galten.
© The Financial Times Limited [2022]. Alle Rechte vorbehalten. FT und Financial Times sind Marken der Financial Times Limited. Der Inhalt darf nicht weiterverbreitet, kopiert oder in irgendeiner Weise verändert werden.
Die Börsenmedien AG ist allein für die Bereitstellung dieser Übersetzung verantwortlich. Die Financial Times Limited übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit oder die Qualität der Übersetzung.
