Etwas überraschend haben die Anleger am Dienstag ihre politischen Bedenken an den US-Börsen wieder abgeschüttelt. Neue Zollandrohungen der Trump-Regierung sowie Sorgen um die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed hatten nach den Kursverlusten vom Vortag zunächst für Zurückhaltung gesorgt, doch im Schlusshandel konnten sich alle wichtigen Indizes ins Plus absetzen.
Der Dow Jones Industrial näherte sich wieder etwas seinem Freitagsrekord, indem er um 0,3 Prozent auf 45.418 Zähler zulegte. Der marktbreite S&P 500 legte um 0,4 Prozent auf knapp 6.466 Punkte zu und auch für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 0,4 Prozent auf nun 23.525,29 Punkte nach oben. Kursgewinne gab es im Technologiesektor unter anderem bei Nvidia (plus 1,1 Prozent) vor den am Mittwoch erwarteten Quartalszahlen. UnitedHealth zählten im Dow Jones zu den schwächsten Werten.
Die politischen Themen rankten sich erneut um Donald Trump. In einem sich zuspitzenden Machtkampf mit der Notenbank Fed teilte der US-Präsident mit, dass Fed-Gouverneurin Lisa Cook mit sofortiger Wirkung aus ihrem Amt im Vorstand entlassen wird. Sie wolle jedoch dagegen angehen. Auch beim Thema Zölle gegen China gab sich Trump aggressiv. Er drohte dem Land mit Strafzöllen von bis zu 200 Prozent, falls Peking sein Land nicht zuverlässig mit Magneten aus seltenen Erden beliefert.
Darüber hinaus droht der Präsident auch all jenen Ländern, die ihre Digitalsteuern nicht abschaffen, mit neuen Zöllen und Exportbeschränkungen für Hochtechnologie und Halbleiter. Trump argumentiert bereits seit geraumer Zeit, dass Digitalsteuern US-Technologie-Giganten diskriminieren. Die EU zeigte sich dennoch unbeeindruckt und verwies auf die jüngsten Vereinbarungen, die eine Zollobergrenze von 15 Prozent für fast alle Produkte vorsehen.
An der Dow-Spitze legten Boeing um 3,5 Prozent zu. Wie US-Handelsminister Howard Lutnick nach dem Treffen zwischen Trump und dem südkoreanischen Präsidenten Lee Jae-Myung sagte, erwägt die Fluggesellschaft Korean Air, gleich 103 Flugzeuge von Boeing sowie 206 Triebwerke von GE Aerospace zu bestellen. Die Neuigkeiten sorgten auch bei anderen Werten aus der Flugzeugindustrie für gute Stimmung. GE-Aktien stiegen um 2,8 Prozent, Howmet Aerospace sowie Southwest Airlines jeweils um 2,7 Prozent.
Auch Rüstungswerte wie RTX und Lockheed Martin gehörten mit plus 2,1 und 1,7 Prozent zu den besten Werten im S&P 500.
Die Aktien von UnitedHealth gehörten am Dienstag zu den schwächsten Werten im Dow Jones. Nach einem Bericht über die Ausweitung einer Untersuchung durch US-Behörden sackte der Kurs zeitweilig um 3,5 Prozent ab. Zuletzt lag das Minus noch bei 1,5 Prozent. Vor Bekanntwerden hatte der Kurs noch knapp ein Prozent höher notiert.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Kreise berichtete, untersucht das Justizministerium derzeit die Art und Weise, wie der Krankenversicherer Rezept-Dienstleistungen erbringt und eigene Ärzte entschädigt. Während das Unternehmen auf Aussagen vom Juli verwies, wollte sich das Ministerium nicht äußern. UnitedHealth stand schon häufiger im Visier der US-Justiz. Im laufenden Jahr ist die Aktie der größte Verlierer im US-Leitindex Dow Jones Industrial.
Eli Lilly legte um fast sechs Prozent zu. Der Pharmakonzern hatte einen Studienerfolg mit einer Abnehmpille verbucht. Im Gegensatz zu einer ersten Studie, die Anfang August enttäuschte, kam das Unternehmen einer Zulassung des Medikaments Orforglipron in einer zweiten Studie wieder näher. Abnehmpillen gelten als Schlüssel dazu, um mehr Patienten auf einem Markt zu erreichen, in dem bislang Spritzen verabreicht werden.
AT&T will für rund 23 Milliarden US-Dollar Frequenz-Lizenzen des Satellitenkommunikationsunternehmens EchoStar übernehmen. Die Transaktion muss noch behördlich genehmigt werden und soll Mitte 2026 abgeschlossen werden. Während AT&T um 0,6 Prozent nachgaben, sprangen die EchoStar-Titel um 70 Prozent nach oben.
Um zwei Prozent stiegen außerdem AMD, während IBM um 1,3 Prozent zulegten. Die beiden Technologie-Konzerne bauen ihre bestehende Partnerschaft im Bereich Quantencomputing zur Entwicklung von Supercomputern aus. Dies sorgte auch bei anderen Werten aus diesem Bereich für Rückenwind. So zogen IonQ um 5,3 Prozent an.
Nochmals herbe Verluste einstecken mussten die Aktionäre des Getränkekonzerns Keurig Dr Pepper angesichts der Übernahme des Tee-Produzenten JDE Peets, die am Vortag schon den Kurs stark unter Druck gebracht hatte. Er sackte nochmals um fast sieben Prozent auf das niedrigste Niveau seit eineinhalb Jahren ab. Analystin Andrea Teixeira von JPMorgan sprach von einem "teuren Weg" zu mehr Größe.
Enthält Material von dpa-AFX
26.08.2025, 22:38