++ Top-Aktien gegen die Mega-Inflation ++
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14.10.2022 Lars Friedrich

JPMorgan-Chef: „Erheblicher Gegenwind“ und „weitere Überraschungen folgen“ – Nasdaq fällt 3 Prozent – der Tag an der Wall Street

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citi DowJones

Erholung abgebrochen! Überwiegend positive Quartalsberichte haben die New Yorker Wall Street am Freitag nach der beeindruckenden Vortagesrally nur sehr kurz gestützt. Bereits in der ersten halben Handelsstunde drehte zunächst der Nasdaq 100 in die Verlustzone. Dann folgten auch die anderen großen Indizes.

Am Ende schlossen die US-Indizes knapp über ihren kurz zuvor erreichten Tagestiefs.

Unter den Konjunkturdaten lieferten laut Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets UK vor allem die von der Universität Michigan ermittelten Einjahresinflationserwartungen negative Impulse für die Märkte. Der Anstieg von 4,7 Prozent im September auf 5,1 Prozent im Oktober habe stark belastet, kommentierte er.

Der Dow rutschte wieder unter die am Donnerstag zurückeroberte Marke von 30.000 Punkten. Zum Handelsschluss gab er um 1,3 Prozent auf 29.635 Punkte nach und verbuchte ein Wochenplus von 1,2 Prozent. Tags zuvor war der bekannteste Wall-Street-Index als Reaktion auf weiterhin hohe, aber zugleich leicht rückläufige Inflationsdaten zunächst um fast zwei Prozent abgesackt. Am Ende dann hatte er jedoch stolze 2,8 Prozent gewonnen.

Der S&P 500 verlor am Freitag 2,4 Prozent auf 3.583 Zähler. Der Nasdaq 100 sank um 3,1 Prozent auf 10.692 Punkte, womit sich der Verlust im Wochenverlauf auf 3,2 Prozent summiert.

citi US Tech 100 (WKN: CG3AA3)

Branchenseitig stand vor allem der Banksektor im Fokus, denn zahlreiche große Finanzinstitute legten Quartalsberichte vor. Dabei konnte einzig Morgan Stanley nicht überzeugen. Die Bank enttäuschte den Markt beim Nettogewinn und den Erträgen im dritten Quartal. Die Aktie büßte im S&P 100 schließlich 5,1 Prozent ein. JPMorgan, die Citigroup und Wells Fargo dagegen schnitten besser als erwartet ab. Ihre Aktien legten zwischen 0,7 und 1,9 Prozent zu.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon warnte mit Blick auf die Turbulenzen bei den Briten (siehe Beiträge am Artikel-Ende), seiner Erfahrung nach sei es beim Auftauchen solcher Sachen so, dass „weitere Überraschungen folgen“ würden. Er sei überrascht gewesen, wie hoch gehebelt einige Pensionspläne gewesen seien. Der Einbruch britischer Staatsanleihen hatte die Bank of England zu Interventionen gezwungen.

Dimon erklärte heute außerdem, dass sich die Verbraucherausgaben und der Arbeitsmarkt in den USA bislang noch gut entwickelten. Er warnte jedoch vor „erheblichem Gegenwind“, der unmittelbar bevorstehe. So führe die hartnäckig hohe Inflation weltweit zu höheren Zinsen und Ungewissheiten aufgrund strafferer Geldpolitik. Hinzu kämen geopolitische Risiken durch den Krieg in der Ukraine sowie eine fragile Lage bei Ölversorgung und -preisen.

Zahlen gab es außerdem vom Dow-Mitglied UnitedHealth. Der Krankenversicherer überzeugte mit einem überraschend guten dritten Quartal und legte daher die Messlatte für den diesjährigen Gewinn nochmals höher. Die Aktie gewann 0,6 Prozent.

Negativ reagierten Anleger dagegen auf die Ankündigungen von Beyond Meat. Die Aktie fiel fiel um 9,7 Prozent. Der Fleischersatz-Hersteller bekommt derzeit die hohe Inflation mit einer nachlassenden Nachfrage zu spüren und senkte sein Umsatzziel für 2022. Er will nun Kosten sparen und plant weitere Stellenstreichungen.

Beyond Meat (WKN: A2N7XQ)

Zur am Vortag kolportierten Fusion der Supermarktketten Kroger und Albertsons gab es inzwischen Neuigkeiten: Die beiden wollen in einer knapp 25 Milliarden US-Dollar schweren Transaktion einen Branchengiganten formen. Nach Gewinnen der beiden am Vortag – vor allem die Albertsons-Aktie hatte von der Kreise-Meldung profitiert – standen nun Verluste zu Buche. Krogers gab um 7,3 Prozent nach und Albertsons büßte 8,5 Prozent ein. Laut Jefferies-Analyst James Grzinic könnte der Handelsabschlag auf den Angebotspreis für Albertsons ein Hinweis darauf sein, dass die Investoren glauben, die Wettbewerbsbehörde FTC könnte den Deal blockieren.

Nutanix sprang dagegen um fast 25 Prozent hoch. Laut Wall Street Journal prüft das Cloud-Computing-Unternehmen einen Verkauf. Die Wirtschaftszeitung verwies auf mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Allerdings, so hieß es, müsste ein Käufer wohl einen beträchtlichen Aufschlag auf den Nutanix-Marktwert von fast 5 Milliarden US-Dollar zahlen.

Mehr zum Geschehen rund um die US-Börsen in den folgenden Beiträgen.

(mit Material von dpa-AFX)

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