Die Zinsanhebung der EZB hat dem deutschen Aktienmarkt am Donnerstag nur kurz zugesetzt. Bis zum Handelsschluss machte der DAX seine zeitweise ausgeweiteten Verluste nahezu vollständig wett. Gewinne an den US-Börsen kamen dem deutschen Leitindex dabei zu Hilfe. Wie erhofft hatte die Fed außerdem am Vorabend nach zehn Zinserhöhungen in Folge eine Pause eingelegt. Signale über weitere Anhebungen im laufenden Jahr waren von den Anlegern in den USA bereits am Mittwoch mit Fassung aufgenommen worden und hatten die Wall Street nicht allzu sehr belastet.
Das deutsche Börsenbarometer beendete den Tag mit einem geringen Abschlag von 0,13 Prozent auf 16.290 Punkte. Der MDAX verlor 0,82 Prozent auf 27.330 Zähler. In den USA wurden zum Börsenschluss in Europa ebenfalls Gewinne verzeichnet. Der Dow Jones stieg am frühen Abend um 1,0 Prozent.
EZB hebt Zinsen
Die Währungshüter der Euroregion legten im Kampf gegen die weiterhin hohe Inflation mit einer achten Zinserhöhung in Folge nach. Der Leitzins wurde – wie mit großer Mehrheit erwartet – um weitere 0,25 Prozentpunkte angehoben. Allerdings rechnet die EZB zugleich in diesem Jahr mit einem etwas geringeren Wirtschaftswachstum und einer höheren Inflation als noch vor drei Monaten. Und laut Volkswirt Gebhard Stadler von der Bayern LB gab EZB-Präsidentin Christine Lagarde zudem bereits "klare Hinweise auf einen weiteren Zinsschritt im Juli". Für September, in Erwartung niedrigerer Inflationsprojektionen, sollte der Zinserhöhungspfad der EZB dann jedoch für beendet erklärt werden, ergänzte er.
Schwache Zykliker
Enttäuschende Daten aus der chinesischen Industrie hinterließen Spuren in den Aktienkursen exportlastiger deutscher Chemieunternehmen. Im DAX büßte BASF 1,0 Prozent ein und auch die Aktie des Chemikalienhändlers Brenntag gab deutlich nach mit minus 1,8 Prozent. Für die Anteile von Lanxess und Evonik im MDAX lagen die Abschläge bei etwas über 2 Prozent. Auch andere von der Weltwirtschaft besonders abhängige Sektoren wie etwa Rohstoffe und Metalle schwächelten, was sich in den Kursen von Stahlunternehmen wie Thyssenkrupp oder Salzgitter widerspiegelte.
Hugo Boss unter Druck
Gewinnmitnahmen machten den Papieren von Hugo Boss trotz höher gesteckter Mittelfristziele zu schaffen. Da der Modekonzern das für 2025 angestrebte Umsatzziel bereits im laufenden Geschäftsjahr erreichen werde, sei mit einer Anhebung der mittelfristigen Ziele gerechnet worden, kommentierte DZ-Bank-Experte Thomas Maul. Die Boss-Aktie, die kurzzeitig knapp unter 71 Euro und damit auf den höchsten Stand seit August 2018 gestiegen war, verlor letztlich 1,3 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf steht damit trotzdem noch ein Kursplus von fast 28 Prozent zu Buche.
Vossloh und Krones überzeugen
Im SDAX litt die Aktie von Atoss Software mit minus 3,5 Prozent unter dem Verkauf eines umfangreichen Aktienpakets. Dieses wird mit einem beträchtlichen Abschlag von fast 13 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittspreis der vergangenen sechs Monate an den US-Investor General Atlantic gehen. Dagegen schnellten die Papiere von Krones als Index-Spitzenreiter nach einer frisch ausgesprochenen Kaufempfehlung durch die Privatbank Hauck Aufhäuser IB um 4,6 Prozent hoch. Ihnen folgte unter anderem das Bahntechnikunternehmen Vossloh mit plus 3,0 Prozent. Hier wurden die Jahresziele für den Umsatz und den operativen Gewinn angehoben.
Mit Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Aktien von Hugo Boss befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.