Erstmals in seiner Geschichte schließt Apple einen seiner Retail Stores in China. Ein bemerkenswerter Schritt für den iPhone-Hersteller, der im Reich der Mitte mit Gegenwind zu kämpfen hat und eigentlich wieder auf Wachstumskurs kommen will. Für Anleger stellt sich die Frage: Ist das ein Alarmsignal?
Apple gab am Montag bekannt, dass der Store im Parkland Mall in Dalian am 9. August geschlossen wird. Als Grund nannte der Konzern das sich verändernde Umfeld in dem Einkaufszentrum. Dies markiert eine Premiere, denn von den rund 56 Stores in der Region „Greater China“ musste bisher noch keiner aufgegeben werden. Weltweit betreibt Apple über 530 solcher Läden.
„Wir konzentrieren uns stets darauf, all unseren Kunden ein außergewöhnliches Erlebnis zu bieten, sowohl online als auch an unseren mehr als 50 Apple-Store-Standorten in Greater China“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens aus Cupertino. „Angesichts des Weggangs mehrerer Einzelhändler in der Parkland Mall haben wir die Entscheidung getroffen, unseren Store dort zu schließen.“
Chinas Wirtschaft schwächelt
Die Entscheidung fällt in eine Zeit, in der China mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen kämpft. Deflationstendenzen, ein nachlassender Konsum und die globalen Zölle, die den für die chinesische Wirtschaft so wichtigen Exportsektor belasten, hinterlassen Spuren. Das Wachstum des Einzelhandelsumsatzes blieb zuletzt hinter den Erwartungen zurück, und auch der Immobilienmarkt kühlt sich merklich ab.
Für Apple ist die Schließung in Dalian ein kleiner, aber symbolträchtiger Rückschlag. Der Konzern betreibt in der Stadt noch einen zweiten Standort im Olympia-66-Einkaufszentrum, der nur etwa zehn Minuten entfernt liegt und geöffnet bleibt. Den Mitarbeitern des schließenden Stores sollen andere Stellen im Unternehmen angeboten werden.
Kein vollständiger Rückzug
Trotz dieser Schließung fährt Apple keinen generellen Rückzugskurs in China. Im Gegenteil: Der Tech-Riese will sein Comeback im Land vorantreiben, nachdem die Umsätze im zweiten Quartal um 2,3 Prozent auf 16 Milliarden Dollar gefallen waren und damit die Analystenprognosen verfehlten.
Bereits am 16. August eröffnet ein neuer Store in Shenzhen. Wie Bloomberg berichtete, sind für das kommende Jahr zudem weitere Standorte in Peking und Shanghai geplant. Auch global expandiert Apple weiter, mit neuen Läden in Detroit, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Indien.
Selektivere Strategie
Die Schließung in China scheint Teil einer neuen, selektiveren Strategie zu sein. Seit der Pandemie hat sich das Expansionstempo im stationären Handel verlangsamt. Apple setzt verstärkt auf den Ausbau seines Online-Handels und die Modernisierung oder den Umzug bestehender Filialen. Dass der Konzern bei der Verlängerung von Mietverträgen wählerischer wird, zeigen weitere angekündigte Schließungen in Bristol (Großbritannien), Michigan (USA) und in der Nähe von Sydney (Australien).
Die Entscheidung, die Parkland Mall zu verlassen, ist zudem nachvollziehbar. Auch andere große Marken wie Coach, Sandro und Hugo Boss haben ihre Mietverträge in dem Einkaufszentrum in den letzten Jahren nicht verlängert.
Die Schließung eines einzelnen Stores ist für einen Giganten wie Apple kein Beinbruch. Vielmehr zeigt der Schritt, dass das Management flexibel auf lokale Gegebenheiten reagiert und unrentable Standorte konsequent aufgibt, während es gleichzeitig in vielversprechende neue Filialen investiert. Das ist ein Zeichen von operativem Geschick. Die Aktie bleibt vorerst aber weiterhin auf der Watchlist.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple Inc..