Coinbase legt am heutigen Donnerstag die Zahlen für das dritte Quartal vor. Die Erwartungen sind hoch, doch Analysten sind sich uneins über die langfristigen Aussichten der Kryptobörse. Die Meinungen von JPMorgan, Barclays und Compass Point könnten unterschiedlicher kaum sein.
Heute nach US-Börsenschluss ist es so weit: Coinbase öffnet seine Bücher. Analysten rechnen im Schnitt mit einem Umsatz von 1,8 Milliarden Dollar, eine deutliche Steigerung gegenüber den 1,2 Milliarden aus dem Vorjahreszeitraum. Der Gewinn je Aktie soll sich mit 1,14 Dollar sogar vervierfachen.
Einigkeit herrscht über die Treiber des Wachstums: Starke Einnahmen aus dem USDC-Stablecoin und hohe Handelsaktivitäten dürften für positive Impulse gesorgt haben. Doch bei der Frage, was das für die Profitabilität und den zukünftigen Unternehmenswert bedeutet, gehen die Ansichten der Experten weit auseinander.
JPMorgan im Bullenlager
Am optimistischsten zeigt sich Kenneth Worthington von JPMorgan. Er stuft die Aktie auf „Overweight“ hoch und gibt ein Kursziel von 404 Dollar aus. Worthingtons These stützt sich maßgeblich auf einen möglichen Token für die Layer-2-Blockchain Base. Sollte dieser eingeführt werden, könnte er eine Marktkapitalisierung zwischen zwölf und 34 Milliarden Dollar erreichen. Da Coinbase bis zu 40 Prozent der Anteile behalten dürfte, könnte dies einen Wert von 14 bis 42 Dollar pro Aktie freisetzen. Zusätzliches Potenzial sieht der Analyst in der Segmentierung von USDC-Kunden durch das Abo-Produkt Coinbase One, was den Gewinn je Aktie um bis zu einen Dollar steigern könnte.
Barclays bleibt neutral
Barclays-Analyst Benjamin Budish teilt zwar den positiven Umsatzausblick, bleibt aber zurückhaltender. Er rechnet damit, dass das bereinigte EBITDA sechs Prozent über dem Konsens liegen wird, getrieben vom Privatkundenhandel und Zinserträgen aus USDC. Dennoch senkt er sein Kursziel leicht von 365 auf 361 Dollar und begründet dies mit dem allgemeinen Bewertungsdruck am Markt. Seine Einstufung lautet „Equal Weight“.
Compass Point rät zum Verkauf
Deutlich skeptischer ist Ed Engel von Compass Point. Obwohl auch er mit soliden Quartalszahlen rechnet, hält er an seiner „Sell“-Einstufung fest. Seine Sorge gilt dem Wandel hin zu margenschwächeren Abo-Modellen. Auszahlungen für USDC und Staking an die Nutzer würden die Profitabilität belasten, ein Effekt, den Anleger seiner Meinung nach unterschätzen.
Zudem warnt er vor einer nachlassenden Handelsaktivität bei Privatkunden in der zweiten Quartalshälfte. Auch die Übernahme der Derivateplattform Deribit sieht er kritisch, da der Wettbewerb durch regulierte US-Anbieter wie die CBOE zunimmt. Vom potenziellen Base-Token, den JPMorgan als Kurstreiber sieht, ist in seiner Analyse keine Rede.
Der Quartalsbericht am Donnerstag wird damit zum Lackmustest. Es geht nicht nur um die jüngste Performance, sondern darum, welche Vision für die Zukunft des Unternehmens sich als stichhaltiger erweist. Für Anleger wird der Ausblick des Managements daher entscheidender sein als die reinen Quartalszahlen.
30.10.2025, 08:48