Tether, der Gigant hinter dem weltgrößten Stablecoin USDT, bläst zum Angriff auf den US-Markt. Mit einem neuen, speziell zugeschnittenen Token und einer klaren Kampfansage will das Unternehmen seine globale Vormachtstellung nun auch in den Vereinigten Staaten zementieren und den Platzhirsch Circle direkt herausfordern.
Bo Hines, der strategische Berater für die US-Strategie von Tether und ehemaliger Krypto-Berater des Weißen Hauses, formulierte das Ziel in einem Interview mit Bloomberg Television denkbar deutlich: „Wir wollen der größte Player auf dem US-Markt werden.“ Eine direkte Ansage an die Konkurrenz. „Im Ausland sind wir es bereits, und wir wollen das hier angleichen.“
Tether ist kein Unbekannter. Der Flaggschiff-Token USDT dominiert mit einer Marktkapitalisierung von 171 Milliarden Dollar den globalen Markt. Doch ausgerechnet im Heimatmarkt USA hielt sich das Unternehmen jahrelang zurück – eine Folge einer 41-Millionen-Dollar-Strafe wegen unklarer Angaben zu seinen Reserven.
Die neue Waffe: USAT
Für die Offensive schmiedet Tether schlagkräftige Allianzen. In Partnerschaft mit renommierten Finanzgrößen wie Cantor Fitzgerald und der Anchorage Digital Bank wird ein neuer Stablecoin namens USAT lanciert. Das Ziel: sofortige Abwicklungen und niedrigere Transaktionsgebühren. Hines zielt damit nicht nur auf Großkunden wie Banken, sondern auch auf Privatnutzer, die unter hohen Gebühren im traditionellen Finanzsystem leiden.
Der entscheidende Vorteil
Im direkten Duell mit dem US-Wettbewerber Circle sieht sich Tether-CEO Paolo Ardoino klar im Vorteil. Während Circle für den Vertrieb auf teure Partnerschaften, etwa mit Coinbase, angewiesen ist, spiele Tether in einer anderen Liga. Ardoinos selbstbewusste Aussage: „Wir müssen nicht wie unsere Konkurrenten die Vertriebskanäle mieten. Wir besitzen sie.“ Ein entscheidender Vorteil, der aus elf Jahren Marktaufbau resultiert.
Auch finanziell strotzt das Unternehmen vor Kraft. Während Circle im Juni den Gang an die Börse wagte, erteilt Ardoino einem IPO eine klare Absage. Kein Wunder: Mit einem Gewinn von 13,7 Milliarden Dollar im letzten Jahr besteht schlicht kein Kapitalbedarf. Stattdessen investiert Tether massiv in den Ausbau seines Ökosystems. Ardoino will seine Zeit nicht mit Nebensächlichkeiten verschwenden: „Ich möchte nicht die nächsten drei Monate jedes Quartals damit verbringen, Analysten zu erklären, warum wir nicht darauf optimieren, zwei Cent mehr zu verdienen.“
Mit bereits getätigten Investitionen von fünf Milliarden Dollar in den USA, darunter eine 775-Millionen-Dollar-Beteiligung an der Videoplattform Rumble, untermauert Tether seine ernsten Absichten.
Für Circle sind die ruhigen Zeiten vorbei. Mit Tether drängt ein finanzstarker und kampferprobter Konkurrent auf den Heimatmarkt. Ein Einstieg drängt sich bei Circle derzeit nicht auf.
17.09.2025, 11:28