Am gestrigen Tag sah es zunächst gut aus. Der Goldpreis konnte deutlich zulegen, übersprang die Marke von 1.800 Dollar und stand kurzfristig sogar über 1.820 Dollar. Doch die Freude der Bullen währte nicht lange. Je länger der Handel voranschritt, umso mehr musste Gold die angehäuften Gewinne wieder abgeben. Noch schlimmer erwischte es Silber. Hier machte sich die Schwäche des Aktienmarktes noch stärker bemerkbar, da Silber zur Hälfte Industriemetall ist. Der Silberpreis schloss deutlich schwächer.
Heute allerdings können die Bullen am frühen Nachmittag zumindest die runde Marke von 1.800 Dollar zurückerobern. Offensichtlich haben Anleger trotz der aufziehenden Inflationsängste kein allzu hohes Vertrauen in Gold als Schutz. So meldet etwa das Portal Handelkontor, dass die Google-Suche „Gold kaufen“ nahe eines historischen Tiefs notiert. Und auch die Investmentbank Goldman Sachs kam mit einer eher bearishen Goldanalyse heraus und konstatierte dem Goldpreis keinen „optimalen Schutz“ vor Inflation. Offensichtlich hat die Korrektur der vergangenen Tage bereits Spuren bei Anlegern und Analysten hinterlassen. Die Skepsis mit Blick auf den Goldpreis wächst.
Aus antizyklischer Sicht ist das interessant: Waren vor einigen Wochen noch zahlreiche bullishe Kommentare zu Gold zu lesen, häufen sich mittlerweile die bearishen Statements. Gold ist und bleibt in erster Linie ein stark vom Sentiment gesteuertes Assets. Ein bearishes Sentiment bildet häufig die Grundlage für die nächste Rallye, Euphorie war stets Gift für den Goldpreis und geht normalweise einer Korrektur voraus. Gold sucht aktuell nach einem Boden. Es ist zu früh zu sagen, ob dieser bereits erreicht ist, oder nicht. Das übergeordnete bullishe Bild käme aber erst bei einem Rutsch unter den Doppelboden bei 1.680 Dollar ins Wanken.