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20.08.2020 Börsen. Briefing.

Türkei: Lira verliert 80 Prozent – Wirtschaftslage immer brisanter

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Aus dem heutigen Börsen.Briefing. – dem börsentäglichen Newsletter von DER AKTIONÄR und finanztreff.de:  Eine schwache Währung kann für ein Land günstig sein, um die Wirtschaft anzukurbeln. Denn Exporte heimischer Produkte ins Ausland werden bei gleichbleibenden Preisen billiger, wenn das Umtausch-Verhältnis günstig ist. Doch in der Türkei funktioniert das nicht. Die türkische Währung taumelt immer tiefer.

Die Türkische Lira ist kürzlich auf ein historisches Tief gerutscht. Etwa 12 Euro-Cent gibt's derzeit für die Lira. Vor zehn Jahren bekam man noch 52 Cent. Zum US-Dollar ist die Türken-Währung ebenfalls abgestürzt. Die Lira hat seit Herbst 2010 fast 80 Prozent an Wert verloren. Achtzig!  Im Chart TRY/EUR ist das Debakel grafisch sichtbar.

Türkische Lira in Euro
finanztreff.de
Zehn-Jahres-Chart Türkische Lira in Euro

Während Individual-Touristen in der Türkei wegen des günstigen Umtausch-Kurses jubeln können, leidet die Bevölkerung. Importierte Produkte werden immer teurer, auch im Ausland aufgenommene Kredite. Laut der türkischen Zeitung Hurriyet beläuft sich die Summe der aus dem Ausland privat erhaltenen kurzfristigen Kredite – ohne Handelskredite – per Ende Juni auf 7,12 Milliarden Euro.

Diese sieben Milliarden haben sich seitdem vergrößert. Immer mehr Bürger des Landes versuchen, ihr Vermögen zu sichern. Ein beliebtes Mittel: der Kauf von physischem Gold. Barren und Münzen sind kaum noch zu bekommen. Der Focus schreibt, dass mancher sein Auto oder sogar sein Haus verkauft, um Gold zu kaufen.

Auch ausländische Devisen sind bei der türkischen Bevölkerung beliebt. Die gesamten Einlagen von Sparern und Unternehmen in ausländischen Währungen sind dort auf etwa 250 Milliarden US-Dollar gestiegen. Die türkischen Banken haben inzwischen aus Sorge vor Engpässen eine Gebühr für Barabhebungen in ausländischen Währungen eingeführt.

Problem: Schuldenzinsen und Rückzahlungen lassen sich mit dem Lira-Verfall immer schwerer aufbringen. Auch die Aufnahme neuer Schulden wird immer schwieriger, da das Vertrauen der Kreditgeber in die Zahlungsfähigkeit der türkischen Schuldner schwindet. Kommt es aufgrund der Lira-Abwertung zu Kreditausfällen, haben nicht nur die heimischen Banken ein riesiges Problem.

Die EZB-Bankenaufsicht macht sich mit Blick auf Institute mit starkem Engagement in der Türkei Sorgen über eine Ansteckungsgefahr auch in Europa. Noch ist die Lage aber zu bewältigen.

Die Wirtschaftslage in der Türkei wird jedoch immer brisanter. Die Zurückhaltung von Devisenbringern wie Touristen und Kapitalgebern ließ das Leistungsbilanzdefizit dort im Mai auf 3,7 Milliarden Dollar steigen. Ein deutliches Anheben der Leitzinsen würde den Lira-Verfall stoppen.

Doch für Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan ist eine Zinserhöhung kein geeignetes Mittel, um die Inflation zu bekämpfen. Er verlangt niedrige Zinsen zur Stützung der Konjunktur. Die türkische Notenbank hat den Leitzins heute brav unverändert gelassen. Damit dürfte die Lira weiterhin im Krisenmodus bleiben.

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