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30.11.2018 Jochen Kauper

Warum Aktien besser sind als ihr Ruf

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DAX

Mit Aktien lässt sich viel Geld verdienen. Doch die wenigsten jedoch haben eine genaue Vorstellung davon, wie viel. Schuld daran sind die hohen Schwankungen, denen Anleger Tag für Tag ausgesetzt sind und die den Blick auf das große Ganze verschleiern. "Um uns von diesen zu isolieren, sollten wir langfristige Daten sprechen lassen. Für Deutschland liefert uns diese der DAX, der einzige Aktienindex, für den Kursdaten von mehr als 50 Jahren zur Verfügung stehen. Zwischen 1959, als der Hardy-Index, Vorgänger des Börsenzeitungsindex und damit des DAX, erstmals berechnet wurde, und dem Jahr 2017, konnten Anleger eine durchschnittliche jährliche Rendite von 5,7 % erzielen. In 40 der vergangenen 58 Jahre schloss der deutsche Leitindex zum Jahresende mit einem Zugewinn ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Aktienjahr mit einem Plus abschließt, liegt mithin bei rund 69,0 %. In einem Gewinn-Jahr konnten Anleger einen durchschnittlichen Kursanstieg von 20,4 % erzielen, während der durchschnittliche Verlust in einem Verlust-Jahr bei 18,4 % lag", sagt Peter-Thilo Hasler, Analyst bei Sphene Capital.

Aktien sind nichts für kurzfristig denkende Anleger

Doch woran liegt es eigentlich, dass selbst ein nicht gerade besonders „intelligent“ zusammengestellter Marktindex wie der DAX über einen so langen Zeitraum eine deutlich bessere Performance aufweist als alle andere Asset-Klassen? "Die gängige – und gleichwohl falsche – Antwort ist, dass Aktien riskanter sind. Falsch ist die Antwort, weil Risiko für einen langfristig orientierten Anleger keineswegs nachteilig ist, im Gegenteil. Warum sollte ein Anleger auf Sicht von 20 oder 30 Jahren einen wenig riskanten Index kaufen? Damit er am Ende mit weniger Kapital dasteht als der, der sich den riskanteren Index zugelegt hat? Riskant werden Aktien nur für den kurzfristig denkenden Anleger. Nein, die Tatsache, dass Aktien eine höhere Rendite als andere Asset-Klassen aufweisen, liegt an einem Effekt, den zu verarbeiten das menschliche Gehirn nicht in der Lage ist: Dem Zinseszinseffekt, also der Verzinsung der vereinnahmten Zinsen. Einem der mächtigsten Mechanismen der Kapitalanlage – und dennoch völlig unterschätzt", sagt Hasler.

„Josephspfennig“

Dabei wurden die Auswirkungen dieses Mechanismus bereits 1772 von dem englischen Moralphilosophen und Ökonomen Richard Price beschrieben, der damit die schwer vorstellbaren Beträge berechnet hat, die durch das exponentielle Wachstum entstehen können. "In seinen Ausführungen zum „Josephspfennig“ ermittelte er das Endvermögen, über das ein Anleger nach extrem langfristigem Sparen verfügen kann – sofern nur die Zinsen ebenfalls verzinst werden. Wer etwa zu Jesus Geburt 100 Euro zu einem Zinssatz von 3 % angelegt hätte, würde heute über ein Vermögen von 8.044.877.862.872.120.000.000.000.000 Euro verfügen, großzügig gerundet also 8 Quadrilliarden Euro. Unser Sparer wäre reicher als alle anderen Menschen zusammen.

Was das mit Aktien zu tun hat? Sehr viel, denn nicht nur Sparbuchbesitzer, sondern auch Aktionäre profitieren vom Zinseszinseffekt, und zwar in einem noch stärkeren Maße als der Sparbuchbesitzer. Für einen Aktionär entsteht der Zinseszinseffekt aus demjenigen Teil der Gewinns, der nicht in Form von Dividenden ausgeschüttet, sondern thesauriert wird. Und dadurch dem Unternehmen für Investitionen zur Verfügung steht. Werden diese Gelder wertschöpfend angelegt, erwirtschaften sie in den Folgeperioden zusätzliche Erträge, die wiederum ausgeschüttet oder thesauriert werden können", so Hasler.

Zinseszinseffekt

Abgesehen vom Sparbuch bietet keine andere Asset-Klasse den Zinseszinseffekt an. "Zwar erhält ein Anleihegläubiger ebenfalls eine jährliche Zinszahlung; diese wird jedoch von den wenigsten Anlegern tatsächlich in dieselbe Anleihe reinvestiert, weshalb die in den geläufigen Finanzportalen (und von den Anlageberatern einer Bank) angegebene Effektivverzinsung zwar mathematisch korrekt, jedoch in der Praxis nicht erreicht werden kann: Denn wie sollte ein Anleger mit Anleihen mit einem Nominalbetrag von 10.000 Euro bei einer aktuell utopisch klingenden Nominalverzinsung von 6,0 % die jährlichen Zinserträge von 600 Euro wieder in diese Anleihe anlegen? Nein, der einzige Weg, vom Zinseszins zu profitieren, führt über die Aktie. Wer langfristig anlegt, kauft Aktien", lautret das Fazit von Peter-Thilo Hasler von Sphene Capital.

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Peter-Thilo Hasler ist Autor des Buches "Reich werden an der Börse".

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