Die Rekordjagd an der Wall Street ist vorerst beendet. Nach den jüngsten Höchstständen schalteten die US-Börsen am Donnerstag einen Gang zurück und schlossen mit moderaten Verlusten. Die Anleger halten den Atem an und blicken gespannt nach Jackson Hole, wo die Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag über die weitere Marschrichtung an den Märkten entscheiden könnte.
Eigentlich hätten die neuesten Wirtschaftsdaten für gute Stimmung sorgen müssen. Die US-Industrieproduktion wuchs laut S&P Global im August so stark wie seit über drei Jahren nicht mehr und übertraf damit sämtliche Erwartungen. Auch der Häusermarkt zeigte sich überraschend robust: Statt des prognostizierten Rückgangs stiegen die Verkäufe bestehender Immobilien im Juli an. Doch diese positiven Signale verpufften weitgehend. Die Sorge vor den geldpolitischen Weichenstellungen überwog und drückte die Kurse.
Der Leitindex Dow Jones Industrial gab um 0,34 Prozent auf 44.785,50 Punkte nach, nachdem er erst vor zwei Tagen ein Rekordhoch bei über 45.200 Zählern markiert hatte. Auch der marktbreite S&P 500 verlor 0,40 Prozent auf 6.370,17 Punkte. Für den Technologie-Index Nasdaq 100 ging es um 0,46 Prozent auf 23.142,58 Zähler abwärts.
Alle Augen auf die Zinsen
Die große Frage, die die Anleger umtreibt: Wann kommt die erste Zinssenkung? Am Markt gilt ein kleiner Zinsschritt nach unten um 0,25 Prozentpunkte im September als fest eingepreist. Die Hoffnung ist groß, dass Powell in seiner Rede entsprechende Signale senden wird. Michael Heise, Chefökonom beim Vermögensverwalter HQ Trust, rechnet ebenfalls mit Hinweisen auf eine lockerere Geldpolitik. Entscheidend für die Reaktion der Aktienmärkte sei jedoch, „ob die Mitglieder des Offenmarktausschusses ihre Zinserwartungen für 2026 nach unten nehmen und wenn ja, wie stark“.
Einzelwerte im Fokus
Bei den Einzelwerten sorgte der Handelsriese Walmart für eine böse Überraschung. Trotz eines starken Quartalsumsatzes und einer angehobenen Jahresprognose stürzte die Aktie um 4,5 Prozent ab und war damit das Schlusslicht im Dow Jones. Das Haar in der Suppe: Der Gewinn je Aktie verfehlte aufgrund von Absicherungsmaßnahmen die Konsensschätzung der Analysten – ein Dämpfer, den die Anleger nicht tolerierten.
Noch brutaler erwischte es die Papiere des Kosmetikkonzerns Coty, die um sage und schreibe 21,6 Prozent in den Keller rauschten und auf den tiefsten Stand seit November 2020 fielen. Der Grund war ein Umsatzrückgang, der selbst die pessimistischsten Erwartungen übertraf. Auch der Ausblick fiel düster aus und schickte die Aktie auf Talfahrt. Bereits am Vortag hatte der Branchenkollege Estée Lauder mit einer schwachen Gewinnprognose für schlechte Stimmung im Sektor gesorgt.
Auch bei den Magnificent 7 überwogen die roten Vorzeichen. Vor allem die Aktien von Tesla und Meta mussten mit jeweils 1,2 Prozent Federn lassen. Einziger Lichtblick war die Aktie der Google-Mutter Alphabet die sich mit einem leichten Plus gegen den negativen Markttrend stemmen konnte.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Tesla, Coty Inc..
Enthält Material von dpa-AFX
21.08.2025, 22:40