Steigende Anleiherenditen in den USA belasten am Donnerstag die zinssensitiven Immobilienwerte europaweit. Deutsche Titel stehen besonders unter Druck. Vonovia findet sich etwa im DAX unter den größten Verlierern wieder. Auch in der zweiten Reihe zählen Immobilienkonzerne zu den schwächsten Tageswerten.
Der europäische Immobiliensektorindex Stoxx Europe 600 Real Estate verliert am Donnerstag am frühen Nachmittag 1,1 Prozent und setzt damit die jüngste Schwäche fort. Auslöser der Korrektur war ein deutlicher Renditeanstieg am US-Anleihemarkt, insbesondere bei langlaufenden Papieren.
Die Rendite 30-jähriger Treasuries überschritt erstmals seit November wieder die psychologisch wichtige Marke von fünf Prozent. Damit rücken Immobilienwerte – als klassische Zinsverlierer – erneut ins Visier der Anleger.
Für die zinssensitive Immobilienbranche wiegt die Stärke der Anleihen doppelt schwer: Einerseits sinkt die relative Attraktivität gegenüber festverzinslichen Anlagen, andererseits steigen bei höherem Zinsniveau die Refinanzierungskosten. Das trifft insbesondere hochverschuldete Unternehmen wie Vonovia und Co.
Im DAX zählt Vonovia mit einem Tagesverlust von 1,5 Prozent zu den größten Verlierern. Auch im MDAX stehen Immobilien-Aktien unter Druck: TAG Immobilien, LEG Immobilien und Deutsche Wohnen verlieren zwischen 1,6 und 2,1 Prozent. Etwas moderater fiel das Minus bei Aroundtown und Grand City Properties aus, die jeweils bis zu 0,8 Prozent nachgaben.
Die US-Zinsängste wurden zuletzt von einem neuen Gesetzespaket aus Washington befeuert. Geplante Steuersenkungen dürften nach Einschätzung der UBS das US-Haushaltsdefizit massiv ausweiten und den Bondmarkt zusätzlich belasten. Die Ratingagentur Moody’s hatte den USA jüngst bereits die Bestnote entzogen. Auch die jüngste Versteigerung 20-jähriger US-Staatsanleihen verlief schwach – trotz Renditen von über fünf Prozent. Ein klares Indiz dafür, dass Investoren dem US-Markt zunehmend skeptischer gegenüberstehen.
Die deutschen Immobilienwerte geraten erneut zwischen die Fronten aus geopolitischen Unsicherheiten und Zinsängsten. Dieses Spiel dürfte auch in den nächsten Wochen noch weitergehen – im positiven wie im negativen Sinne. Mittel- bis langfristig sind die Aussichten aber klar positiv und Vonovia bleibt der Favorit unter den deutschen Branchenvertretern.
22.05.2025, 13:16