VW muss die Taktfrequenz deutlich erhöhen, um den Anschluss an die innovativen chinesischen Hersteller wie BYD, Xiaomi und Co herzustellen. Diese rollen in enormer Geschwindigkeit neue Modell aus. Auf der Shanghai Motor Show gibt VW aktuell einen ersten Einblick in die neuen Modelle. Morgan Stanley goutiert die Strategie.

Aktuell läuft die Shanghai Motor Show in China, die größte und wichtigste Automesse der Welt. „Der VW-Konzern, Mercedes und BMW müssen zeigen, wie sie die Marktanteilsverluste der letzten Jahre in China ,drehen' können“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer.
VW hat in der Volksrepublik hart zu kämpfen, weil die lokalen Elektroautoanbieter wie BYD Kostenvorteile haben und eine Rabattschlacht im Markt ausgelöst haben. Auch Xiaomi hat mit dem innovativen Stromer SU7 ein Ausrufezeichen gesetzt. Hinzu kommt mit Li Auto ein starker Player im SUV-Segment, der durch seine Range Extender eine extrem hohe Reichweite ermöglicht.

VW kam mit seinen Elektroautos lange nicht in Fahrt, dabei wächst der chinesische Markt in dem Bereich rasant. 2024 fielen die gesamten Auslieferungen von VW in China gegenüber dem Vorjahr um 9,5 Prozent auf 2,9 Millionen Fahrzeuge. Mittlerweile entwickelt VW in China mit dem Elektroautobauer Xpeng zusammen E-Modelle, um wieder schneller in die Spur zu kommen.
Jetzt will VW gegensteuern. Auf der Shanghai Motor Show stellte VW seine neuen Modelle für den chinesischen Markt vor. Darunter der ID.AURA – ein Modell für das Volumensegment, der ID.ERA ein SUV mit Range-Extender und der ID. EVO, welcher als erster vollelektrischer Full-Size-SUV von VW eine 800-Volt-Plattform bekommt, die nicht nur die Ladezeiten deutlich verkürzt, sondern auch Kosten und Gewicht spart.

Die US-Investmentbank Morgan Stanley nahm die News zum Anlass, das Kursziel für die Vorzugsaktien von 86 auf 94 Euro anzuheben und die Papiere von "Underweight" auf "Equal-weight" hochzustufen. Direkt vor dem Sonnenaufgang sei es am dunkelsten, schrieb Analyst Javier Martinez de Olcoz Cerdan in seiner am Freitag vorliegenden Neubewertung der europäischen Autobranche. Er rechnet für Mitte des Jahres weiterhin mit einem zyklischen Tiefpunkt - allerdings im aktuellen Zollumfeld auf einer niedrigeren Basis. Insgesamt steht er der Branche neutral gegenüber, mit gewissem Überraschungsspielraum bei Zollsenkungen.

Auch Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sieht VW mittlerweile wieder etwas positiver.
„VW arbeitet sowohl von der Batterieseite als auch von Halbleiterseite und IT-Seite mit wichtigen neuen Partnern zusammen, wie etwa GOTION bei Batterien oder Horizon Robotics mit den neuen Chip-Generationen ,Journey 7'. Damit sind die Fahrzeuge von der Tech ebenbürtig zu BYD, Geely oder Chery und klar besser als Tesla. Die Strategie „In China for China“ war richtig. Also gute Voraussetzungen einen Turnaround zu schaffen. Aber es wird nicht morgen früh sein, sondern es braucht noch was Zeit bis die Fahrzeuge im Handel sind“, sagt Dudenhöffer vom CAR-Institut gegenüber dem AKTIONÄR.
VW hat mit den neuen Modellen der ID-Familie bei der Hardware nachgezogen und sich zugleich für die softwarebasierte Mobilität gerüstet, um im Wettbewerb gegen BYD, Xiaomi und Huawei zu bestehen. Die neuen Produkte sind zwar zunächst für den chinesischen Markt vorgesehen, deuten aber bereits die künftige globale Produktstrategie an. Was Software und Infotainment angeht, so muss VW allerdings erst zeigen, dass man sich auf Augenhöhe mit den innovativen chinesischen Herstellern befindet. Ein Turnaround in China ist möglich, jedoch schwierig bei dem Angebot und der hohen Taktfrequenz von BYD oder Xiaomi, neue Modelle auszurollen. Anleger sollten eine klare Trendwende abwarten, denn die deutschen Autokonzerne stehen nach wie vor unter Druck. DER AKTIONÄR favorisiert im Auto-Segment Ferrari und BYD. Etwas spekulativer sind Xpeng und Xiaomi.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..