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01.03.2024 Jochen Kauper

Volkswagen: Anleger aufgepasst – BYD auf der Überholspur, Software hakt!

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Volkswagen Vz.

Volkswagen kalkuliert für das abgelaufene Jahr mit einem Umsatzanstieg um 10 bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 279,2 Milliarden Euro. Das wären 307 bis 321 Milliarden Euro. Dazu beigetragen haben dürften die gestiegenen Verkaufszahlen: Die Auslieferungen zogen gegenüber dem noch von Covid-Pandemie und Chipmangel belasteten schwachen Vorjahr um knapp 12 Prozent auf 9,24 Millionen Fahrzeuge an.

Das operative Ergebnis soll in der Größenordnung von 22,5 Milliarden Euro liegen. Im Jahr zuvor hatte VW diesen Wert unter Herausrechnung von Sondereffekten erreicht (unbereinigtes operatives Ergebnis 22,1 Mrd Euro).

Besondere Sorge der Anleger: In der Branche verfestigen sich die Anzeichen, dass in der Wirtschaftsflaute rund um den Globus die Nachfrage und damit die Aufträge schwächeln. Vor allem bei Elektroautos hat sich die Lage jüngst deutlich eingetrübt. Die Quote der rein batteriebetriebenen Stromer belief sich 2023 letztlich auf 8,3 Prozent - eigentlich hatte VW rund zehn Prozent anvisiert.

VW
Foto: Volkswagen AG
VW-Chef Oliver Blume

So wird für Anleger insbesondere der Blick auf den Auftragseingang interessant - für alle Fahrzeugarten. Denn nach wie vor erzielen die Konzerne ihre Gewinne vor allem mit Verbrennertechnik.

Neben aktuellen Problemen beschäftigen Europas größten Autokonzern vor allem Zukunftssorgen: So verliert VW im wichtigsten Einzelmarkt China mit der Elektrowende zusehends an Schlagkraft: Die Kernmarke VW Pkw hat erstmals seit Jahrzehnten die Marktführerschaft verloren, und zwar an den lokalen Elektrorivalen BYD, der nun auch in Europa den etablierten Herstellern mit niedrigen Preisen den Kampf ansagen will.

Zugleich treiben Softwareprobleme den Konzern weiter um. Nicht nur, dass die Softwaretochter Cariad weiter Anlaufverluste einfährt. Die Nobeltöchter Porsche und Audi gehen bei den wichtigen neuen Elektromodellen vom Macan und dem Q6 E-tron zudem vorerst weiter eigene Wege. Die wichtigen Modelle sollen 2024 nach jahrelanger Verzögerung endlich auf den Markt kommen. Vor allem bei den Ingolstädtern von Audi sorgt der Modellstau für Zukunftssorgen.

Den größten Hebel für mehr Rendite sehen die Wolfsburger nach wie vor beim Herzstück des Konzerns, der chronisch renditeschwachen Kernmarke VW Pkw. Markenchef Thomas Schäfer hat ein Spar- und Effizienzprogramm aufgelegt, das bis inklusive 2026 zusammengenommen 10 Milliarden Euro positiven Effekt beim Ergebnis bringen soll. Schon in diesem Jahr sollen 4 Milliarden Euro erreicht werden. Elemente sind unter anderem gemeinsame Produktion mehrerer Marken in den Werken und ein lukrativerer Vertrieb, aber auch ein Arbeitsplatzabbau in der Verwaltung.

VW
Foto: Audio und werbung/Shutterstock
VW ID.3

Der starke Produktzyklus bei Verbrennermodellen dürfte Volkswagen in diesem Jahr nicht weit helfen, schrieb UBS-Analyst Patrick Hummel jüngst. Die neuen Versionen der Massenmodelle wie Tiguan und Passat dürften zwar über Mengen, Verkaufspreise und Absatzmix eine Verbesserung des operativen Ergebnisses von rund einer Milliarde Euro bringen. Das sei aber kaum genug, um die negativen Effekte bei Porsche und Audi aufzufangen. Bei dem Sportwagenbauer stünden dieses Jahr belastende Modellwechsel an, Audi habe bei Weitem die älteste Produktpalette unter Premiumanbietern.

Zudem muss VW nach Rechnung des Experten seinen Anteil an batteriebetriebenen Elektroautos in der EU von 15 Prozent im Jahr 2023 auf 24 Prozent 2025 steigern, um CO2-Abgaswerte einzuhalten - mehr als jeder andere Autohersteller. Dies bringe weiteren Gegenwind für das Ergebnis, schrieb Hummel. Letztlich geht der Fachmann in seinen Schätzungen davon aus, dass der VW-Konzern 2025 rund 40 Prozent weniger operativen Gewinn erzielt als 2023.

Immerhin dürfte die Profitabilität im Tagesgeschäft im vierten Quartal und im Gesamtjahr 2023 zugelegt haben, schrieb Goldman-Sachs-Analyst George Galliers. Inklusive von Bewertungseffekten bei Derivaten rechnet er mit einer operativen Gewinnmarge von 6,5 Prozent im letzten Viertel des vergangenen Jahres. Allerdings sei der Markt hier etwas optimistischer als er selbst, unter anderem weil er die Softwaretochter Cariad weniger positiv sehe.

Die von Bloomberg befragten Fachleute rechnen bei VW 2023 im Schnitt mit einem Umsatzplus von rund 13 Prozent auf 315,7 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis schätzen sie etwas geringer als im Vorjahr auf 21,8 Milliarden Euro, das wäre eine Marge von rund sieben Prozent. Im neuen Jahr sollte dem Stimmungsbild zufolge der Erlös bei rund 315 Milliarden Euro verharren. Das operative Ergebnis würde mit 21,9 Milliarden Euro auch stabil bleiben und eine Marge von ebenfalls rund 7 Prozent bedeuten.

Die Dividende für das vergangene Jahr dürfte bei rund 9 Euro liegen, schätzen die Experten. Für das Vorjahr hatten die Anleger je Vorzugsaktie 8,76 Euro und je Stammpapier 8,70 Euro erhalten.

Volkswagen Vz. (WKN: 766403)

Fakt ist, dass VW in Sachen Elektromobilität nur schleppend vorankommt. Der Konzern kämpft seit Monaten mit seiner Software-Sparte Cariad. Und was die Modellpolitik betrifft, so ist kein Game-Changer in Sicht. Die ID-Modelle sind nett, aber zu wenig innovativ. Darüber hinaus wird der Billigstromer ID.2 erst 2026 kommen, während Tesla, Stellantis und mittlerweile auch Renault das Marktsegment längst besetzt haben.

Auf der anderen Seite ist die Erwartungshaltung gegenüber dem VW-Konzern aktuell sehr niedrig. Anleger sorgen sich um China, die Batteriesparte PowerCo und die Softwaretochter Cariad. Das lässt Raum für positive Überraschungen. Die Aktie hat sich zuletzt gut entwickelt. Die für den langfristigen Trend wichtige 200-Tage-Line wurde genommen. Der nächste Widerstand wartet bei 133,40 Euro.

(Mit Material von dpa-AFX).

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