Nach Erkenntnissen der Nato setzt Russland seinen Truppenaufmarsch im Grenzgebiet zur Ukraine entgegen seiner eigenen Ankündigungen fort. "Bislang haben wir vor Ort keine Deeskalation gesehen. Im Gegenteil: Russland scheint den Militäraufmarsch fortzusetzen", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
Russland hatte am Dienstag mitgeteilt, dass nach Manövern mit dem Abzug von Truppen begonnen worden sei. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums vom Mittwoch kehrten auch mehrere Einheiten, die an Übungen auf der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim beteiligt waren, zu ihren Standorten zurück.
Die Staatsagentur Ria Nowosti veröffentlichte ein Video, das einen Zug bei Dunkelheit mit Panzern und anderen Militärfahrzeugen auf der Krim-Brücke zeigt.
Stoltenberg sagte zu russischen Angaben, dass man Bewegungen von Truppen und Kampfpanzern sehe, beweise nicht, dass es einen echten Rückzug gebe. „Sie haben Truppen immer vor und zurück bewegt.“
Die Lage in der Ukraine hat in den vergangenen Tagen für eine hohe Nervosität unter den Marktteilnehmern geführt. „Im Falle einer Verschärfung oder sogar einer Invasion Russlands rechnen wir erst einmal mit zunehmender Volatilität“, so Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck. Allerdings sei es bei geopolitischen Risiken in der Vergangenheit im Anschluss oft zu Markterholungen gekommen.
„Für Russland macht eine Invasion in der Ukraine in einer rationalen Risiken/Chancen-Abwägung aus unserer Sicht wenig Sinn, da das Land derzeit mit einer steigenden Inflation zu kämpfen hat“, sagt Greil weiter. Zudem drohten schmerzhafte Sanktionen, „die voraussichtlich den Handel und das Wachstum beeinträchtigen würden“.
Die Ukraine-Problematik ist noch nicht vom Tisch. Spitzt sich die Lage wieder zu, drohen erneut Kursverluste an der Börse. Öl-Aktien bieten weiterhin gute Chance, defensive Werte wie etwa Tabak sind derzeit gefragt.
(Mit Material von dpa-AFX)
16.02.2022, 12:27