Der größte Brauerei-Konzern der Welt AB InBev und Deutschlands größter Lebensmittel-Einzelhändler Edeka zoffen sich um Bier-Preise. Weil man sich nicht auf Lieferkonditionen einigen konnte, nimmt der Händler nun mehr als 80 Artikel von rund zehn Marken – darunter bekannte Marken wie Beck’s – aus dem Sortiment. Die Aktie von AB InBev nimmt's gelassen.
Anheuser-Busch InBev gilt mit seinen zahlreichen globalen und regionalen Marken als weltgrößter Braukonzern. Im vergangenen Jahr braute das Unternehmen mit seinen über 500 Biermarken knapp 50 Milliarden Liter Bier. In Deutschland braut der Konzern unter anderem Beck’s, Spaten, Löwenbräu und Franziskaner Weissbier. Sie kommen auf einen weltweiten Marktanteil von rund 30 Prozent.
Nachdem bereits andere große Bierhersteller wie Krombacher und Veltins ihre Preise angehoben haben, will auch der in Belgien beheimatete Bier-Konzern höhere Preise im Handel durchsetzen.
Doch die Supermarktkette Edeka lehnt höhere Preise für mehrere Biermarken des Braukonzerns AB InBev jedoch ab. Ein Sprecher sagte auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur: "AB InBev fordert eine drastische Preiserhöhung für ihre Produkte in Höhe von mehreren Millionen Euro." Dies sei nicht durch tatsächliche Kostensteigerungen in der Produktion gedeckt.
Edeka hat daher die Bestellmengen bestimmter Produkte von AB InBev reduziert. Betroffen sind zehn bekannte Biermarken, darunter Beck's, Corona, Franziskaner, Löwenbräu und Hasseröder, in verschiedenen Größen und Geschmacksrichtungen. Insgesamt handelt es sich den Angaben zufolge um rund 80 Artikel. Neben geforderten Preiserhöhungen für einzelne Biersorten – um bis zu 20 Cent pro Flasche – geht es auch um die Platzierung der Produkte in den Regalen. Zuerst hatte die Bild-Zeitung über die Auseinandersetzung berichtet.
Börsianer bleiben gelassen
Vollständig ausgelistet werden sollen die Biere jedoch wohl nicht. Mit leeren Regalen müssen Verbraucher laut Edeka vorerst nicht rechnen. "Wir haben noch genügend Ware auf Lager. Die Kundinnen und Kunden werden die Marken weiterhin in unseren Märkten finden", sagte der Sprecher.
AB InBev äußert sich auf Nachfrage nicht. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu Medienberichten grundsätzlich keine Stellung nehmen", teilte AB InBev mit.
An der Börse bleibt der Zoff mit Edeka dann auch ohne negative Auswirkungen. Die AB InBev-Aktie (ISIN: BE0003793107) pendelt am Nachmittag im Xetra-Handel 0,2 Prozent über Vortag bei 56 Euro. Charttechnisch hat die an der Börse Brüssel beheimatete Aktie zuletzt aufgeholt und auch den GD200 bei 55,53 Euro wieder überwunden.
Analysten sehen weitere Kurssteigerungen
Die Analysten sind überwiegend zuversichtlich für die Aktie des Brauerei-Konzerns. Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für AB InBev auf "Overweight" belassen, mit einem Kursziel von 75 Euro. Analystin Celine Pannuti resümierte am Dienstagabend die bisherige Berichtssaison der europäischen Konsumgüterbranche. Im Subsektor Brauereien blieben die Absatzvolumina mau, die Margen seien aber dank Sparmaßnahmen robust.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für AB InBev Ende Oktober leicht von 71 auf 72 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Analyst Olivier Nicolai schob seine Bewertungsbasis etwas nach vorne. Der Barmittelzufluss werde an der Börse nicht angemessen honoriert. Zudem ist er optimistisch für den Absatz im kommenden Jahr. AB InBev stehen auf der Favoritenliste von Goldman Sachs.
Auch die britische Investmentbank Barclays hatte das Kursziel für AB InBev Ende Oktober angehoben. Sie sieht den fairen Wert nun bei 88 Euro und hat die Einstufung auf "Overweight" belassen. Der Brauereikonzern setze gen Jahresende zum Sprint an, schrieb Laurence Whyatt nach Quartalszahlen und bestätigten Jahreszielen. Das lasse Spielraum für die Markterwartungen.
Der Streit um höhere Preise gerade im feierträchtigen vierten Quartal belastet das Verhältnis zwischen Edeka und AB InBev. Letztlich ist der Brauerei-Konzern aber groß genug, den Zoff wegzustecken. Die Aktie hat seit den guten Quartalszahlen Ende Oktober rund zehn Prozent zugelegt. Und hat weiteres Potenzial. Allerdings ist die Bier-Aktie derzeit keine laufende Empfehlung von DER AKTIONÄR.
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Enthält Material von dpa-AFX
12.11.2025, 16:45