Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Desaster. Die Aktie von Strategy hat seit ihrem Hoch stark an Wert verloren. Kritiker wittern bereits das Scheitern der aggressiven Bitcoin-Strategie. Wer jedoch bereits jetzt den Abgesang auf Michael Saylors Lebenswerk anstimmt, könnte sich täuschen.
Die nackten Zahlen zeichnen zunächst ein düsteres Bild. Ein Minus von fast 60 Prozent auf Jahressicht, seit Jahresbeginn ging es um über 40 Prozent abwärts. Notierte das Papier im Oktober noch nahe der 300-Dollar-Marke, kämpft es nun im Bereich von 170 Dollar.
Doch der Blick in die Bücher offenbart eine andere Realität. Der durchschnittliche Einstiegskurs für den massiven Bitcoin-Bestand liegt bei 74.430 Dollar. Beim aktuellen Bitcoin-Kurs von rund 86.000 Dollar sitzt das Unternehmen immer noch auf einem Buchgewinn von knapp 16 Prozent.
Spielball der Hedging-Profis
Warum also die massive Diskrepanz zwischen Asset-Wert und Aktienkurs? Die Antwort liefert Tom Lee, Chairman von BitMine. Seine Analyse: MicroStrategy ist zum bevorzugten Spielball für Hedging-Strategien verkommen.
„Wer Krypto-Assets absichern will, nutzt die hochliquiden Optionen von MicroStrategy“, so Lee gegenüber CNBC. Die Aktie fungiert als unfreiwilliges Druckventil – Short-Positionen und Puts dienen Großinvestoren als Versicherung gegen Krypto-Volatilität. Der Kursrutsch spiegelt somit weniger die fundamentale Substanz wider, sondern vielmehr die technische Marktpositionierung der Wale.
Saylor kauft antizyklisch
Firmenchef Michael Saylor zeigt sich davon unbeeindruckt. Auf der Plattform X gab er die Marschrichtung vor: „Won’t back down“. Taten folgten den Worten: Am 17. November meldete das Unternehmen den Zukauf von weiteren 8.178 Bitcoin für 835,6 Millionen Dollar – eine deutliche Beschleunigung gegenüber den üblichen wöchentlichen Käufen. Der Bestand schwillt damit auf gigantische 649.870 Bitcoin an, was einem Gegenwert von rund 56 Milliarden Dollar entspricht.
Gegenwind kommt jedoch von der Liquiditätsseite. Markt-Maker Wintermute warnt vor einem Engpass bei Digital Asset Treasuries (DATs). Laut Daten von DefiLlama brachen die Zuflüsse in diesem Sektor im Oktober um 80 Prozent ein. Im November verschärfte sich der Trend mit einem weiteren Rückgang um 75 Prozent auf nur noch 500 Millionen Dollar.
Strategy bleibt ein gehebeltes Bitcoin-Vehikel. Während Leerverkäufer die Aktie als technisches Absicherungsinstrument nutzen und den Kurs drücken, zementiert Saylor unbeirrt seinen Status als größter Bitcoin-Bulle der Corporate-Welt. Wer allerdings Bitcoin-Exposure in seinem Portfolio will, der sollte weiterhin zu Bitcoin selbst greifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
24.11.2025, 14:45