Die griechische Regierung hat zum zweiten Mal binnen weniger Tage Gespräche über den Umgang mit ihren Milliardenschulden platzen lassen. Nach nicht einmal dreistündigen Beratungen der Euro-Finanzminister hieß es am Montag aus Kreisen der Regierung in Athen: "Es kann heute keine Einigung geben." Die Forderungen von Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem seien "unlogisch und inakzeptabel". Sie bestünden darauf, dass die griechische Regierung das Sparprogramm bis ins Detail umsetze. Der DAX reagierte mit Verlusten im späten Handel.
Aus Verhandlungskreisen in Brüssel hieß es, Deutschland und die anderen Geldgeber seien weiter bereit, das aktuelle Hilfsprogramm zu verlängern. Dies werde aber von den Griechen als inakzeptabel bezeichnet. Neue Gespräche könne es nur dann geben, wenn die Griechen von sich aus einen Antrag stellten, sagte der für den Euro zuständige EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis. Bereits in der Nacht zum vergangenen Donnerstag hatte Griechenland Gespräche scheitern lassen.
Das aktuelle Hilfsprogramm läuft Ende des Monats aus, und die Kapitalflucht aus Griechenland bereiten den Banken immer größere Probleme. Viele Griechen ziehen aus Sorge um die finanzielle Zukunft Gelder von ihren Konten ab. Ohne weitere Finanzspritzen könnte Griechenland, das bisher mit 240 Milliarden Euro der internationalen Geldgeber gestützt wurde, laut Experten pleitegehen. Eine Zahlungsunfähigkeit dürfte aber auch mit Milliardenverlusten für die anderen Euroländer einhergehen.
Am Abend hat die Eurogruppe Griechenland eine Frist bis Ende der Woche gesetzt, um doch noch Kompromissbereitschaft im Schuldenstreit zu zeigen. "Wir können diese Woche noch nutzen, aber das ist es", sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem am Montagabend nach dem Scheitern einer neuen Verhandlungsrunde in Brüssel. Wenn Griechenland von sich aus eine Verlängerung des Hilfsprogramms beantrage, sei man grundsätzlich bereit, am Freitag ein neues Treffen der Euro-Finanzminister zu organisieren. Dijsselbloem verwies dabei auf parlamentarische Fristen. In einigen Euroländern müssten die Parlamente einer Verlängerung des eigentlich Ende des Monats auslaufenden Hilfsprogramms für Athen zustimmen.
Der DAX unterbrach bereits im Tagesverlauf seine Rekordjagd und gab zum Handelsschluss um 0,37 Prozent auf 10.923,23 Punkte nach. Nachdem kurz nach Xetra-Schluss das Scheitern der Gespräche die Runde machte, rutschte der Leitindex im späten Handel auf 10.850 Zähler weiter ab. Eine detaillierte Einschätzung zum DAX gibt es morgen früh - wie gewohnt - an dieser Stelle.
(Mit Material von dpa-AFX)