Nach der fulminanten Rally bei den Rüstungswerten in den vergangenen Wochen zeichnet sich nun eine Verschnaufpause ab. Zwar notieren Rheinmetall, Hensoldt und Renk über ihren Xetra-Schlusskursen vom Dienstag. Die nachbörslichen Kursgewinne auf der Handelsplattform Tradegate vom Dienstagabend können aber aktuell nicht ganz gehalten werden.
Unterstützung erhalten die Rüstungswerte von einem historischen Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur, das von Union und SPD am Vorabend geschnürt wurde. Die Pläne sehen vor, dass die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben gelockert werden soll. Zudem ist ein Sondervermögen für Infrastruktur von 500 Milliarden Euro festgelegt worden. Die geplante Reform der Schuldenbremse sieht vor, dass künftig Kredite für alle Verteidigungsausgaben oberhalb von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts von der Regel ausgenommen sein sein sollen. Der alte Bundestag soll die Änderungen nun in der kommenden Woche beschließen. Allerdings ist dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich – also auch die Stimmen der Grünen und der FDP. Gerade die Debatte zur Schuldenbremse hatte aber zum Zerwürfnis der alten Ampel-Koalition geführt.
Am Donnerstag findet ein EU-Gipfel statt, bei dem die Verteidigungsausgaben in Europa Thema sind. Die EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen hatte am Dienstag einen Plan vorgelegt, bis zu 800 Milliarden Euro mobilisieren zu wollen. Olaf Scholz reist nun mit dem Versprechen an, dass Deutschland seinen Teil beitragen kann.
Während die Aktien von Hensoldt und Renk am Mittwochmorgen gut zwölf beziehungsweise gut elf Prozent unter ihren am Dienstag markierten Hochs notieren, kann sich die Aktie von Rheinmetall weiter gut behaupten. Sie notiert aktuell nur knapp sechs Prozent unter ihrem Wochenhoch, das gleichzeitig auch das Rekordhoch darstellt.
Rheinmetall profitiert dabei auch von einer positiven Analysteneinschätzung. Die DZ Bank hat das Kurzsiel für Rheinmetall von 1.080 auf 1.380 Euro angehoben. Nur das Bankhaus Metzler ist mit einem Kursziel von 1.450 Euro derzeit noch optimistischer. DZ-Bank-Analyst Holger Schmidt erwartet infolge des Strebens der Europäer nach unabhängiger Verteidigungsfähigkeiten von den USA einen weiteren Anstieg der Nachfrage und Zunahme des Investoreninteresses.
DER AKTIONÄR sieht die aktuelle Verschnaufpause bei der Aktie von Rheinmetall als nicht ungewöhnlich an – insbesondere nach der immens starken Entwicklung in den vergangenen Monaten. Mittel- und langfristig bleiben die Aussichten aber top. Investierte Anleger lassen ihre Gewinne – mittlerweile 617 Prozent seit der Empfehlung des AKTIONÄR im August 2022 – weiter laufen.