Am heutigen Mittwoch geschieht Historisches: Nie hat es einen längeren Bullenmarkt gegeben. Aber stimmt das wirklich?
Am 9. März 2009 war das Tal der Tränen nach der Finanzkrise beendet: Die Aktienmärkte gingen in einen Bullenmarkt über. Seitdem hat die Börse niemals mehr als 20 Prozent eingebüßt, was bedeutet: Es gab seit neuneinhalb Jahren nicht einen einzigen Bärenmarkt.
Damit hat der jetzige Aufschwung den alten Rekord von 1990 bis 2000 gebrochen. Dieser dauerte genau 3.452 Tage. Der Bullenmarkt seit 2009 dauert seit heute genau einen Tag länger.
Wirklich? „Der Bärenmarkt von 1990 war mit einem Rückgang von knapp unter 20 Prozent ein sehr kleiner Bär“, sagt David Bianco, CIO Americas bei der DWS. „Deswegen könnte man auch behaupten, dass der Bullenmarkt der 90er Jahre bereits nach dem Crash von 1987 begann.“
Das heißt: Wir müssten uns noch bis Juni 2021 gedulden, bis der aktuelle Bullenmarkt auch diesen Rekord einstellen wird. Statistik-Fans unter den Börsianern können sich also ganz entspannt zurücklehnen.
„Billigster Markt“
Doch einen hohen Aussagewert haben solche Statistiken nicht unbedingt. Bei Bullen- und Bärenmärkten kommt es nicht darauf an, wie lange die Börsenphasen schon andauern, sondern wie Aktien bewertet sind und wie die Konjunktur läuft. Und hier sieht es – zumindest für den DAX – gut aus. „Auf Basis der Konsensschätzungen kommt der DAX auf ein KGV von 11,5“, so Hans A. Bernecker, Herausgeber der Actien-Börse. „Damit ist er der billigste Markt der Welt.“ Berneckers Kursziel: „14.000 bis 14.500 Punkte. Dies ergibt sich aus den durchschnittlichen Gewinnschätzungen für 2019 und einem KGV zwischen 14 und 14,5.“
Und noch ein wesentlicher Punkt spricht dafür, dass der Bullenmarkt weitergeht: Von Euphorie, wie 2000, gibt es keine Spur. Lediglich 15 Prozent der Deutschen sind direkt oder indirekt in Aktien investiert. 42 Prozent setzen auf das Sparbuch, 41 Prozent auf das Girokonto. Gespräche über Aktien beim Frisör oder beim Bäcker wie damals – Fehlanzeige. Gut so!
Bleibt zu hoffen, dass bald endlich ein Ruck durch die Bevölkerung geht und Aktien wieder in Mode kommen. Zuletzt gab es nämlich den offiziellen "Geld-Alarm" (Bild): Im ersten Quartal haben die Deutschen zum ersten Mal seit sechs Jahren einen Vermögensverlust erlitten. Hauptgrund: die Inflation von 1,5 Prozent, die die Nahe-null-Zinsen auf Sparbuch und Co auffressen.