Die Krise der deutschen Autoindustrie hat sich seit letztem Jahr rasant zugespitzt. Die Gewinneinbrüche bei Volkswagen und Porsche treffen den Ankeraktionär Porsche SE doppelt hart. Durch ihre Kernbeteiligungen an den beiden krisengebeutelten Autoherstellern steht die Familienholding von Porsche und Piëch enorm unter Druck. Jetzt droht sogar der Abstieg aus dem DAX.
Mit 10,75 Milliarden Euro Marktkapitalisierung belegt die Porsche SE derzeit nur noch Platz 36 von 40 im Ranking der größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands. Morgen steht die nächste Überprüfung der DAX-Zusammensetzung an. Sollten Aufstiegskandidaten wie Talanx oder Evonik das Mindesthandelsvolumen erreichen und in der entscheidenden Kennzahl der Streubesitz-Marktkapitalisierung besser abschneiden, könnte der Abstieg der Porsche SE in den MDAX schnell besiegelt sein.
Die Aktie befindet sich in einer langfristigen Abwärtsspirale: Ein Minus von 33,4 Prozent binnen zwölf Monaten spricht Bände. Aktuell liegt der Kurs acht Prozent unter der 200-Tage-Linie. Während der DAX trotz makroökonomischer Unsicherheiten seit Jahresbeginn um 20 Prozent zulegte, verzeichnete die Porsche SE im gleichen Zeitraum fünf Prozent Kursverlust. Die Investoren haben das Vertrauen längst verloren.
Das Dilemma der Beteiligungsgesellschaft
Da die Holding de facto ein Großinvestor ohne eigene Geschäftstätigkeit ist, hängt ihr wirtschaftliches Schicksal nahezu allein an der Performance ihrer Kernbeteiligungen (53,3 Prozent der Volkswagen-Stammaktien und 25 Prozent plus eine der Porsche-Stammaktien). Die Geschäftsentwicklung der Porsche SE lässt sich also frühzeitig an den Ergebnissen der Autobauer Volkswagen und Porsche ablesen.
Dort zeichneten sich die Probleme überdeutlich ab: Schwächelndes China-Geschäft, teure Umstellung auf E-Mobilität, Handelsrisiken durch ein immenses US-Zollpaket und ein harter Preiskampf mit chinesischen Wettbewerbern belasten die deutschen Autoriesen massiv. Die Folge für die Porsche SE sind Abschreibungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro auf Volkswagen und weitere 168 Millionen auf die Porsche AG – unter dem Strich stehen eine Milliarde Euro Verlust (DER AKTIONÄR berichtete).
Der Rauswurf der Porsche SE aus dem DAX wäre symbolträchtig – nicht nur für die Holding selbst, sondern für den Autostandort Deutschland insgesamt. Eine positive Trendwende bei Volkswagen und Porsche würde auch der Holding-Aktie eine Erholung bringen. Bis dahin bleibt ein Investment in die Porsche SE eine Wette auf bessere Zeiten für die deutsche Autoindustrie. Risikobereite Anleger brauchen einen langen Atem.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche Automobil Holding.