Die Platow Börse zeichnet den jüngsten Weg der KTG Agrar in die Insolvenz nach. Im Januar dieses Jahres notierten die Anleihen des Mittelstands-Unternehmens noch bei 100 Prozent und die Aktie bei 14 Euro. Am Montagabend schloss die Aktie erstmals als Pennystock. Am Dienstag, 5. Juli, stellte Vorstandsvorsitzender Siegfried Hofreiter einen Insolvenzantrag für das Landwirtschafts-Unternehmen. Einen Monat zuvor, am 6. Juni, gestand Hofreiter ein, eine am selben Tag fällige Zinszahlung von 17,8 Millionen Euro nicht leisten zu können. Binnen 14 Tagen sollte das jedoch „durch Hebung stiller Reserven“ nachgeholt werden. 14 Tage später zahlte KTG Agrar wieder nicht. Am Mittwoch, 6. Juli, wären 30 Tage verstrichen gewesen und die Gläubiger hätten das Recht gehabt, die Anleihe sofort zu kündigen.
Doch Hofreiter stellte den Insolvenzantrag eben schon einen Tag früher, am 5. Juli. Das überrascht eigentlich nicht, denn wenn es schon so ein Kraftakt ist, 17,8 Millionen Euro für eine lange absehbare Zinszahlung aufzubringen, wie sollen im nächsten Jahr dann jemals 250 Millionen Euro für die Tilgung erwirtschaftet werden? Insgesamt türmten sich bei KTG Agrar die Schulden zuletzt auf mehr als 600 Millionen Euro wobei der Kapitalfluss aus der laufenden Geschäftstätigkeit seit dem Jahr 2013 stets negativ war. Doch statt Cashflow produzierte KTG Agrar skurrile Durchhalteparolen. Am 27. Juni verschob das Management die Hauptversammlung kurzfristig um zwei Monate „wegen der herausfordernden Aufgaben und dem kurz bevor stehenden Start der wichtigen Erntesaison“. Schwingt sich Hofreiter persönlich auf den Traktor und hat deshalb keine Zeit für Aktionäre? Werden statt Zinsen und Dividenden Bio-Kartoffeln ausgeschüttet? Die Platow Börse stellt ernüchternd fest: „Wenn es nicht so traurig für Aktionäre und Gläubiger wäre, könnten wir glatt darüber lachen.“