Das Jahr 2022 verlangt den Anlegern eine Menge ab. Inflationszahlen, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gab, entsprechend falkische Töne von der US -Notenbank und in dieser Woche die Eskalation in der Ukraine. Die Folge: In fünf der sieben Wochen im neuen Jahr gab es im S&P 500 Verluste. So viele Negativwochen gab es im gesamten vierten Quartal 2021. Mittlerweile notiert nur noch ein Drittel der im Nasdaq 100 gelisteten Aktien oberhalb der 200-Tage-Linie. Über der 50-Tage-Linie notieren lediglich noch 18 Prozent der Titel.
Groß überraschen sollte die Korrektur aber niemanden, schließlich liefen die Aktienkurse in der Pandemie monatelang steil nach oben. Das Tempo des Dips mag brutal erscheinen, doch besser schnell und heftig als ein Salami-Crash, wie es ihn nach dem Platzen der New-Economy-Blase zur Jahrtausendwende gab: Damals dauerte es drei Jahre, bis sämtliche Luft aus den Kursen entwichen war.
Zwar ist die Situation, die wir gerade erleben, nicht einfach. Trotzdem besteht Anlass zur Hoffnung, dass sich die Bullen schon bald wieder aus der Deckung wagen. Politiker und Notenbanker wissen nämlich ganz genau, was passiert, wenn sie nicht mit Bedacht vorgehen: Sie würgen die wirtschaftliche Erholung nach Corona wieder ab. Wahrscheinlich wird die EU – zunächst jedenfalls – als Sanktionen lediglich Konten von Einzelpersonen einfrieren oder die Einreise beschränken. So hat sie auch auf die Annexion der Krim 2014 reagiert. Russische Gegensanktionen würden ebenfalls moderat ausfallen und somit dem Westen eine heftige Energiekrise ersparen.
In Sachen Zinsentscheid hat die EZB zuletzt klargemacht, sich Zeit zu nehmen. Man dürfe nicht zu früh handeln, um den Aufschwung nicht zu bremsen, so Ratsmitglied François Villeroy de Galhau. „Die Teuerung hat sich nicht dauerhaft festgesetzt.“
Nach dem Absturz an der Börse ist eine ganze Reihe von Qualitätsaktien so günstig bewertet wie lange nicht. Zwar ist die charttechnische Situation oft noch instabil – heißt: ein Boden ist noch nicht gebildet –, trotzdem könnte es bald zur Trendwende kommen. In der Titelstory warten zehn Top-Chancen für Antizykliker.
DER AKTIONÄR empfiehlt bei den Neuempfehlungen, die noch keinen Boden gebildet haben, ein Vorgehen in zwei Schritten: zunächst einen Fuß in die Tür setzen und eine halbe Position aufbauen. Anschließend sollte ein Kauflimit für die zweite Hälfte gesetzt werden, falls es noch weiter abwärts geht. In den Charts sind beide Marken kenntlich gemacht.
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24.02.2022, 10:50