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20.08.2017 Nikolas Kessler

Netflix unter Druck – das sollten Anleger wissen

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Netflix

Die Aktie von Netflix musste zuletzt Federn lassen. Seit dem Sprung auf ein neues Allzeithoch vor rund einem Monat steht inzwischen ein Minus von zwölf Prozent zu Buche. Trotzdem sollten Anleger jetzt nicht in Panik verfallen.

Investoren von Netflix konnte man bis zuletzt durchaus als erfolgsverwöhnt bezeichnen. Bis Mitte Juli 2017 hatte sich der Kurs innerhalb eines Jahres etwa verdoppelt und knapp unterhalb der 190-Dollar-Marke sein bisheriges Allzeithoch markiert. Vor allem die starke Entwicklung bei den Abonnentenzahlen hat dabei regelmäßig für Kurssprünge gesorgt.

Nach so einem Lauf ist auch eine etwas deutlichere Korrektur nicht außergewöhnlich, zumal in den vergangenen Tagen gleich zwei potenzielle Konkurrenten auf den Plan getreten sind. So will Disney die seit rund einem Jahr laufende Exklusiv-Partnerschaft mit Netflix im Jahr 2019 auslaufen lassen und dann einen eigenen Streaming-Dienst an den Start bringen. Und auch Apple hat eine Streaming-Offensive angekündigt.

Rund eine Milliarde Dollar will der iPhone-Konzern in eigenen Streaming-Content investieren und damit bis zu zehn hochkarätige Serien produzieren oder lizensieren. Was mancher als Kampfansage an die etablierten Streaming-Anbieter interpretiert, ist eher ein später Versuch, nicht vollends den Anschluss im Video-Bereich zu verlieren. Denn obwohl Streaming seit Jahren einer der größten Trends in der Entertainment-Branche ist, hat Apple bisher nur zwei magere Formate im Portfolio.

Milliarden für exklusive Inhalte

Die Time-Warner-Tochter HBO – berühmt für die Hit-Serie „Game of Thrones“ – gibt in diesem Jahr mit zwei Milliarden Dollar doppelt so viel für Content aus, Amazon für seinen Streaming-Dienst Prime Video 4,5 Milliarden Dollar. Bei Netflix sind es 2017 rund sechs Milliarden Dollar und im nächsten Jahr sollen es sogar sieben Milliarden sein, wie Content-Chef Ted Sarandos kürzlich in einem Interview mit dem Branchendienst Variety verraten hat.

Aufrüsten will Sarandos demnach vor allem das Angebot im Bereich Spielfilme, denn eine Analyse der Nutzerdaten habe ergeben, dass die meisten Zuschauer nach einem Serien-Marathon am liebsten einen Film sehen. Mehrere Projekte stehen bereits in den Startlöchern, allem voran der Science-Fiction-Blockbusterkandidat „Bright“ mit Will Smith in der Hauptrolle. Als Kopf der Film-Sparte konnte Netflix mit Scott Stuber kürzlich den ehemaligen Produktions-Vize-Chef von Universal Pictures gewinnen.

Aber auch Serien-Fans werden weiterhin voll auf ihre Kosten kommen, denn mit Shonda Rhimes konnte Netflix zu Wochenbeginn die Macherin hinter Erfolgsserien wie „Grey’s Anatomy“ oder „Scandal“ für einen exklusiven Mehrjahresvertrag von Disney-Tochter ABC abwerben.

Content-Chef kontert Kritikern

Die Kritik einiger Brancheninsider und Analysten an zu hohen Content-Ausgaben kontert Sarandos mit dem Hinweis, dass man kein Geld ausgebe, dass man nicht habe. Mit Schulden in Höhe von 4,8 Milliarden Dollar habe Netflix eines des niedrigsten Schuldenniveaus in der Branche. Hinzu kommen rund 15,7 Milliarden Euro an langfristigen Verbindlichkeiten bei Studios.

Die aggressive Wachstumsstrategie von Netflix ist nicht ohne Risiko, geht bisher aber auf. 104 Millionen Abonnenten hatte der Dienst Ende Juni weltweit, Tendenz weiter steigend. Vor allem international gibt es noch jede Menge Potenzial. In Asien stehe Netflix laut Sarandos beispielsweise noch ganz am Anfang.

Ruhig blieben, Stopp nachziehen

Auch wenn der Konkurrenzdruck für Netflix langsam zunimmt, sollten Anleger erst einmal Ruhe bewahren. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren einen Vorsprung erarbeitet, den konkurrierende Dienste erst einmal aufholen müssen. Investierte Anleger sollten daher dabei bleiben und gegebenenfalls den Stoppkurs nachziehen.

Mehr zu den Streaming-Ambitionen von Disney und den Auswirkungen auf Netflix lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe (34/2017) des AKTIONÄR.

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