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23.06.2019 Leon Müller

Milliardär möchte Metro, aber Metro möchte mehr: "erheblich unterbewertet"

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Metro

Das reicht nicht, und zwar gar nicht. Nach Ansicht des Lebensmittelhändlers Metro ist das Angebot eines tschechischen Milliardärs zur Übernahme der Anteile der Metro AG zu gering. Am Freitag wurde bekannt, das der tschechische Geschäftsmann Daniel Kretinsky  gemeinsam mit seinem slowakischen Kompagnon Patrik Tkac den angeschlagenen Lebensmittelkonzern komplett übernehmen will.

Bei Anlegern des Düsseldorfer Metro-Konzerns kam diese Offerte kurzzeitig gut an: Kretinskys Holding EP Global Commerce unterbreitete am Freitag nach Börsenschluss ein entsprechendes Angebot. Doch den Verantwortlichen bei Metro ist das nicht genug. Sie sprachen am Sonntag von einer erheblichen Unterbewertung und rieten ihren Aktionären, zunächst von einem Verkauf ihrer Anteilsscheine abzusehen.


EP mit Sitz in Grünwald bei München plant erklärtermaßen bei Metro mit seinen rund 146.000 Mitarbeitern keinen radikalen Umbau. "Es ist nicht beabsichtigt, die derzeit bestehenden Metro-Märkte in Deutschland oder anderen Kernmärkten der Metro Group zu schließen oder Arbeitsplätze in größerem Umfang abzubauen", heißt es in dem Übernahmeangebot. Auch sollen bestehende Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge in Deutschland nicht gekündigt werden.


EP hielt nach Angaben der Metro AG auf ihrer Homepage zuletzt 10,91 Prozent der Aktien des Handelskonzerns. Im August 2018 war die Holding bei Metro mit einem Anteil von 7,3 Prozent eingestiegen. Inzwischen hat sich EP über Aktienkäufe und Kaufoptionen bereits den Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Anteile gesichert. EP gehört zu 53 Prozent Kretinsky und zu 47 Prozent Tkac.


Der Familienkonzern Haniel hatte bereits im Frühjahr 2018 die Weichen für den Ausstieg aus dem Metro-Engagement eingeleitet. Dieses hatte Haniel in den vergangenen Jahren erhebliche Verluste beschert. Haniel war in den 60er Jahren bei Metro eingestiegen und hatte seitdem die Geschicke des Konzerns wesentlich mitbestimmt.


Das Übernahmeangebot habe das Ziel, "einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sicherzustellen, der EP Global Commmerce die volle operative Kontrolle gibt", teilte EP mit. EP bietet für die Stammaktien der Metro AG 16,00 Euro und für die Vorzugsaktien 13,80 Euro. Das entspreche einem Eigenkapitalwert von 5,8 Milliarden Euro.


Der Xetra-Schlusskurs der Stammaktie lag am Freitag bei 15,55 Euro. Metro wies darauf hin, dass der Angebotspreis damit eine Prämie von ungefähr drei Prozent enthalte. Der Vorstand sei überzeugt, dass die Offerte "das Unternehmen erheblich unterbewertet und dessen Wertschöpfungsplan nicht reflektiert". Vorstand und Aufsichtsrat würden das Angebot sorgfältig bewerten und nach Vorlage der Unterlagen zu der Offerte ausführlich Stellung nehmen.


EP hat nach eigenen Angaben die "volle Unterstützung des Hauptaktionärs Haniel", der 15,2 Prozent hält. Großaktionäre sind außerdem die Meridian Stiftung (14,19 Prozent), die Beisheim Holding (6,56 Prozent) sowie Ceconomy (6,39 Prozent). Im Streubesitz befinden sich nach Metro-Angaben 46,76 Prozent.



Metro (WKN: BFB001)

Kretinsky sagte zu seinen Absichten: "Wir schätzen das Engagement aller Metro-Mitarbeiter sehr. Sie haben bereits sehr große Veränderungen durchlaufen und leisten in diesen schwierigen Zeiten eine bemerkenswerte Arbeit. Sie verdienen jedoch die beste nachhaltige Strategie und werden von der Erholung und dem langfristigen Wachstum von Metro profitieren."


Der 43 Jahre alte Finanzinvestor Kretinsky hatte seine Engagements zuvor auf die Energie- und Industriebranche konzentriert. Er stammt aus einer gutbürgerlichen Familie – die Mutter war bis vor wenigen Jahren Verfassungsrichterin, der Vater Informatikprofessor.


Metro betrieb im vorigen Herbst 771 Märkte in 26 Ländern – davon waren 103 Standorte in Deutschland. Das Unternehmen ringt unter anderem mit Problemen bei der Supermarktkette Real und zurückgehenden Umsätzen in Russland. Die Metro AG war 2017 aus der Aufspaltung der Metro Group hervorgegangen, der andere Teil ist Ceconomy als Holdinggesellschaft der Elektronikeinzelhändler Media Markt und Saturn.


Im letzten Quartal hatten Abschreibungen auf die Supermarkttochter Real den Handelskonzern tief ins Minus gedrückt. Metro will diese zwar loswerden und spricht exklusiv mit einem Konsortium um den Hamburger Immobilienkonzern Redos. Aber bis jetzt gibt es noch keinen Verkaufsvertrag.


Mit Material von dpa-AFX


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