Vor dem Wochenende gehört die Lufthansa-Aktie im MDAX wieder zu den Tagesgewinnern und setzt damit ihren Aufschwung der vergangenen Tage fort. Auch eine wichtige Charthürde wurde dabei überwunden. Derweil nimmt der juristische Gegenwind zur Lufthansa-Übernahme der italienischen Staats-Airline ITA durch Konkurrenten zu.
Nach der luxemburgischen Luxair hat die deutsche Airline Condor Klage gegen die Genehmigung durch die EU-Kommission eingereicht, dass die Lufthansa Group die italienische Fluggesellschaft ITA übernehmen kann. Der Lufthansa-Konkurrent meint, dass die Übernahme nicht hätte genehmigt werden dürfen. Die Auflagen reichten nicht aus, um die Wettbewerbsnachteile aus dieser Transaktion auszugleichen, argumentiert Condor. Man fordere das Gericht der EU auf, die Entscheidung für nichtig zu erklären.
Die EU-Kommission hatte im Juli 2024 die schrittweise Übernahme der Alitalia-Nachfolgerin durch die Lufthansa-Gruppe unter Auflagen genehmigt. Seit Januar dieses Jahres hält der MDAX-Konzern gegen die Kapitaleinlage von 325 Millionen Euro zunächst 41 Prozent der ITA-Anteile. Weitere Schritte bis zur vollständigen Übernahme sind vereinbart (DER AKTIONÄR berichtete im Januar).
Als Ausgleich für Wettbewerbsnachteile der Konkurrenz mussten Lufthansa und ITA unter anderem Start- und Landerechte in Mailand und Rom abgeben. Diese Slots gingen auf Weisung der EU an die britische Gesellschaft EasyJet. Dieses Vorgehen findet Luxair nicht fair – die Airline klagt deshalb. Es sei nicht richtig, "alle Vorteile" der Slotauflagen "ausschließlich einer Fluggesellschaft zu gewähren", teilte Luxair in der vergangenen Woche mit.
Die EU-Kommission hat bei der Entscheidung laut Luxair Kapazitätsengpässe am Flughafen Linate und Wettbewerbsprobleme auf den Hubstrecken "verknüpft". Weil Slots am Airport knapp sind, sollten die Start- und Landefenster – gekoppelt an bestimmte Strecken – an nur eine Airline vergeben werden, die wirksamen Wettbewerb stellen kann. Diese Logik schließe "Regionalfluggesellschaften wie Luxair" im Ergebnis aber "vom fairen Wettbewerb" in Mailand-Linate aus, begründete Luxair seine Klage.
Zuvor hatte sich die Lufthansa Group von ihren Plänen verabschiedet, auch bei der spanischen Air Europa einzusteigen. Die Verhandlungen zwischen den deutschen und der Eigentümerfamilie Hidalgo über eine Beteiligung an Air Europa sind gescheitert. Der Grund soll eine zu hohe Preiserwartung des Hauptgesellschafters gewesen sein, wie aero.de schrieb.
Seitdem ist die Lufthansa-Aktie im Steigflug, wodurch sich das Chartbild weiter bessert. Am vergangenen Montag wurde bei 6,63 Euro die 50-Tage-Linie überwunden, am Himmelfahrtstag auch ein Widerstand bei 6,86 Euro (siehe Xetra-Chart). Am heutigen Freitag-Vormittag steigt die Lufthansa um gut ein Prozent bis auf 7,10 Euro und gehört damit zu den größerern Tagesgewinnern im MDAX.

Auf dem Weg zu neuen Jahreshöhen oberhalb der 8-Euro-Marke fehlt nun noch die Überwindung des Widerstands bei 7,30 Euro, wo die Lufthansa-Aktie vor gut einem Jahr ein Zwischenhoch markiert hatte.
Die Klagen gegen die ITA-Übernahme dürften wenig Chancen auf Erfolg haben. Allerdings kämpft die Lufthansa Group noch mit strukturellen Schwächen, weshalb die Aktie im Vergleich mit anderen international agierenden Airlines zurückgeblieben ist. Doch das Management arbeitet intensiv an einer Neuausrichtung es Konzerns.
Engagierte Anleger benötigen weiterhin Geduld. Auch Neueinsteiger haben längerfristig Chancen mit der Lufthansa-Aktie, die es derzeit mit einem KGV von 7 und einem KBV von 0,7 günstig bewertet ist.
Enthält Material von dpa-AFX
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