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08.09.2021 Martin Mrowka

Luftfahrt-Aktien Lufthansa, Fraport und Co erstarken plötzlich – was ist da los?

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Deutsche Lufthansa

Aktien von Luftfahrt-Unternehmen im allgemeinen und von Lufthansa im speziellen gehören am ansonsten schwachen Börsen-Mittwoch zu den stärksten Aktien. Neben den Airlines gehört auch Flughafenbetreiber Fraport zu den Profiteuren einer Meldung des Lufthansa-Ablegers Eurowings. Die Tochter verzeichnet eine deutlich anziehende Nachfrage nach Geschäftsreisen.

Am Dienstagnachmittag hatte Eurowings-Chef Jens Bischof in einem Bericht der Süddeutschen Zeitung von einem positiven Trend bei Geschäftsreisen gesprochen. Die Zahl der Buchungen habe sich in den letzten Wochen verdoppelt und er rechne mit einer Fortsetzung des Trends im Herbst, hieß es.

Bischof hat die Strategie verändert und in den vergangenen Monaten ein rigides Sparprogramm durchgesetzt. Unter anderem hat Eurowings die Ferien-Langstrecken an die separate Eurowings Discover abgegeben und sich sehr aus dem innerdeutschen Geschäft zurückgezogen. Stattdessen setzt die Airline auf beliebte Ferienziele wie die Kanaren und Mallorca und Flüge nach Mittel- und Osteuropa, die von den Gästen vor allem für Familienbesuche genutzt werden. Die dritte Säule von Eurowings sind europäische Geschäftsreiseziele.

Eurowings will wachsen

Die Lufthansa-Tochter hat sich nun für das kommende Jahr ehrgeizige Wachstumsziele gesetzt. Die Europa-Flotte soll nach Worten des Airline-Chefs mit etwa 115 Flugzeugen wieder das Vorkrisen-Niveau erreichen. Derzeit hat Eurowings 81 Jets in der Luft, im August erzielte die Airline die höchsten Verkehrszahlen seit Beginn der Corona-Pandemie. Mit fast drei Millionen Gästen in den Monaten Juni, Juli und August lag Eurowings aber immer noch rund 40 Prozent unter dem Sommer 2019. Im August seien die angebotenen Flüge zu 75 Prozent ausgelastet gewesen. 

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"Die Nachholeffekte gehen deutlich über den Sommer hinaus", beschrieb Bischof die aktuelle Buchungslage bei privaten Touristen, Veranstaltern und Geschäftsreisenden. Die hohen Impfraten bei den Erwachsenen und besonders bei der wichtigen Kundengruppe der Senioren machten sich bemerkbar. Sehr gefragt seien beispielsweise Flüge auf die Kanarischen Inseln, die sich anschickten, zum "Mallorca des Winters" zu werden. Auch auf den neu eingerichteten Strecken nach Osteuropa sei die Nachfrage sehr hoch.

Weitere Basis für Europa-Flugbetrieb

Eurowings will für den Wachstumskurs mindestens eine weitere Basis für ihren Europa-Flugbetrieb außerhalb Deutschlands aufmachen. Bischof kündigte zudem an, bis zum kommenden Sommer weitere 500 bis 800 Leute einzustellen. Dazu kämen dann auch wieder Flugzeuge, die samt Crews für die Verkehrsspitzen angemietet werden. Auch hier schaue man gerade nach geeigneten und langfristigen Partnern, sagte Bischof. Zu Beginn der Luftfahrtkrise hatte der Lufthansa-Konzern die Eurowings-Teilgesellschaft Germanwings geschlossen und langfristige Leasing-Verträge gekündigt.

Die Papiere der Lufthansa reagieren nach dem jüngsten 10-Prozent-Rutsch am Mittwoch im schwachen Börsenumfeld erholt. Die Aktien der Kranich-Linie stabilisierten sich an der MDAX-Spitze um 1,3 Prozent auf 8,27 Euro, nachdem sie am Morgen noch mit 8,10 Euro einen weiteren Tiefststand seit November erreicht hatten (siehe Chart). Auch Billigflieger-Konkurrent Ryanair kann gegen den Markt etwa ein Prozent zulegen. Fraport-Aktien gewinnen ähnlich stark, erholen sich damit vom Tief seit Juli und halten ihre 200-Tage-Linie.

Deutsche Lufthansa (WKN: 823212)

Lufthansa-Chef Carsten Spohr will derweil auch eine Rückzahlung der deutschen Staatshilfen einleiten - möglichst noch mit der derzeitigen Bundesregierung. "Wir würden gern noch mit den jetzigen Ansprechpartnern Klarheit schaffen", sagte der Chef von Deutschlands größtem Airline-Konzern. Ob dies noch vor der Bundestagswahl geschieht, ließ er offen. Allerdings dürfte es nach der Wahl am 26. September noch einige Zeit dauern, bis eine neue Bundesregierung steht. So lange ist die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel weiterhin im Amt.

Baldige Kapitalerhöhung wahrscheinlich

Spohr hatte im Juni das Ziel ausgegeben, die milliardenschweren Staatshilfen möglichst noch vor der Wahl zurückzuzahlen. Einen Kredit der Staatsbank KfW von einer Milliarde Euro hat die Lufthansa bereits zurückerstattet. Für die Rückzahlung der stillen Einlagen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds benötigt der Konzern jedoch eine Kapitalerhöhung, wie Spohr bekräftigte. Zu deren Umfang und Zeitpunkt wollte er sich jedoch nicht äußern. Finanzvorstand Remco Steenbergen hatte zuletzt von deutlich unter 3 bis 4 Milliarden Euro gesprochen.

Erst im zweiten Quartal hatte die Lufthansa weitere 1,5 Milliarden Euro aus der zweiten stillen Einlage des Bundes gezogen. Insgesamt hatte sie damit Staatshilfen in Höhe von 4 Milliarden Euro in Anspruch genommen. Das Geld stammt von Deutschland sowie den Nachbarstaaten Belgien, Österreich und Schweiz.

Die Rückzahlung aller Staatshilfen gilt auch als Voraussetzung für weitere Fusionen und Übernahmen unter Europas Fluggesellschaften. Denn so lange die Unternehmen der Branche staatlich gestützt werden, sind ihnen Zusammenschlüsse untersagt. Vor der Krise sei klar gewesen, dass es zu einer weiteren Konsolidierung kommen werde, sagte Spohr. Die Krise habe in diesem Prozess quasi die Pause-Taste gedrückt. (Mit Material von dpa-AFX)

Trotz der aktuellen Kurserholung: Die Marktbedingungen für Luftfahrt-Aktien bleiben schwierig. Zudem ist das Chartbild der Lufthansa angeschlagen. Seitdem der GD50 den GD200 von oben nach unten geschnitten hat, beschleunigt sich der Abwärtstrend. Und: Es steht noch eine wohl unausweichliche Kapitalerhöhung ins Haus, die den MDAX-Wert zusätzlich belasten dürfte. DER AKTIONÄR empfiehlt Anlegern weiterhin, dem Treiben von der Seitenlinie aus zuzuschauen. 

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Lufthansa.

 

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