Die EU-Kommission untersucht mögliche Wettbewerbsverstöße zwischen der Deutschen Börse und der US-Technologiebörse Nasdaq. Im Mittelpunkt steht eine alte Kooperation rund um den Derivatehandel. Die Aktie der Deutschen Börse schmiert daraufhin zunächst ab und zählt auch nach einer Erholung zu den schwächsten DAX-Werten.
Wegen des Verdachts auf wettbewerbswidrige Absprachen hat die EU-Kommission ein förmliches Verfahren gegen die Deutsche Börse und die US-Technologiebörse Nasdaq eingeleitet. „Wir untersuchen, ob sich die Deutsche Börse und die Nasdaq abgestimmt haben, um in den Bereichen Notierung, Handel und Clearing von bestimmten Finanzderivaten nicht miteinander konkurrieren zu müssen“, teilten die Wettbewerbshüter aus Brüssel mit.
Im Raum steht der Verdacht, dass beide Unternehmen Nachfrage aufgeteilt, Preise koordiniert oder sensible Geschäftsinformationen ausgetauscht haben könnten. Sollte sich dies bestätigen, wäre das ein klarer Verstoß gegen EU-Wettbewerbsregeln. Laut Kommission könnten solche Absprachen das reibungslose Funktionieren des europäischen Binnenmarktes beeinträchtigen.
Die Behörde betonte, die Prüfung werde mit „Priorität“ vorangetrieben, doch die Einleitung des Verfahrens lasse keine Rückschlüsse auf das Ergebnis zu.
Die Deutsche Börse bestätigte den Vorgang und erklärte, man stehe „in konstruktivem Austausch“ mit der Kommission. Das Verfahren befinde sich in einem frühen Stadium.
Im Fokus steht eine frühere Zusammenarbeit zwischen der Eurex – der Terminbörse der Deutschen Börse – und der damaligen Helsinki Stock Exchange (HEX), die heute zu Nasdaq gehört. Diese Kooperation geht auf eine Vereinbarung aus dem Jahr 1999 zurück, die laut Deutscher Börse bereits damals mit der EU-Kommission abgestimmt wurde. Ziel sei gewesen, den Wettbewerb zu fördern, die Marktliquidität in Nordeuropa zu erhöhen und Effizienzsteigerungen zu erzielen. Die Vereinbarung sei öffentlich gewesen und habe „klare Vorteile für Marktteilnehmer“ geboten.
Bereits im September 2024 hatte die EU-Kommission unangekündigte Untersuchungen bei der Deutschen Börse und Nasdaq durchgeführt. Dabei ging es ebenfalls um Finanzderivate – also Verträge, deren Wert sich von Aktien, Rohstoffen, Zinsen oder Währungen ableitet.
Im Derivategeschäft spielt die Deutsche Börse mit ihrer Eurex eine führende Rolle weltweit. Beim sogenannten Clearing werden die gegenseitigen Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen Vertragspartnern verrechnet und abgewickelt – ein zentraler Baustein für die Stabilität der Finanzmärkte.
Die Aktie der Deutschen Börse bleibt eine laufende Empfehlung. Anleger sollten die Nachricht nicht überbewerten – bislang wurde lediglich ein Verfahren eingeleitet, kein Urteil gefällt. Investierte Anleger halten daher an der Position fest.
06.11.2025, 13:13