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25.10.2014 Thorsten Küfner

Ist die Commerzbank ein Übernahmeziel?

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Deutsche Bank

Die Papiere der Commerzbank zählen weiterhin zu den absoluten Lieblingsaktien der deutschen Anleger. DER AKTIONÄR sprach daher mit Equinet-Analyst Philipp Häßler über die Chancen für die Commerzbank, den Stresstest zu bestehen, den Gewinn im kommenden Jahr zu steigern und tatsächlich übernommen zu werden.


Herr Dr. Häßler, die Commerzbank und die Deutsche Bank warten auf die Ergebnisse des Stresstests. Bei welchem haben Sie Bedenken?

Philipp Häßler: Ich erwarte, dass beide durchkommen. Bei der Commerzbank sehe ich das etwas größere Risiko, dass sie es vielleicht doch nicht schafft. Aber prinzipiell gehe ich davon aus, dass beide bestehen.

Bei welchen europäischen Banken sind sie eher skeptisch?

Bei den Banken aus Italien oder Spanien. In Italien wird etwa die Banca Monte die Paschi als Wackelkandidat bezeichnet. In Griechenland würde mich ein Durchfallen der einen oder anderen Bank auch nicht überraschen. Tendenziell würde ich sagen, dass je südlicher die Banken lokalisiert sind desto höher ist die Gefahr einer negativen Überraschung.
Aber man muss auch klar sagen, dass die Banken in den vergangenen zwölf Monaten was die Kapitaldecke betrifft viel vorgearbeitet haben. In Deutschland hat beispielsweise die Deutsche Bank eine große Kapitalerhöhung durchgeführt. Auch im Italien hat etwa die MPS eine Kapitalerhöhung durchgeführt.

Auch dieses Jahr wird die Commerzbank einen vergleichesweise geringen Gewinn erzielen. Viele Experten gehen davon aus, dass es besser wird. Sie auch?

Ich gehe auch davon aus, dass die Commerzbank im kommenden Jahr ihren Vorsteuergewinn nahezu exakt verdoppeln wird.

Was macht sie so optimistisch bzw. in welchen Bereichen gehen sie von höheren Erträgen sowie geringen Kosten aus?

Haupttreiber ist die um knapp 200 Millionen Euro sinkende Risikovorsorge. Schließlich wurden im Bereich der Non-Core Assets in den vergangenen Monaten viele Schiffs- bzw. Immobilienkredite verkauft. Die Kosten sollten um gut 100 Millionen Euro sinken.
Auch die Erträge sollten wieder steigen. Im Privatkundengeschäft hat die Commerzbank Fortschritte gemacht. Die Margen sind zwar tendenziell unter Druck, aber die Volumina könnten steigen etwa dank höherer Immobilienfinanzierungen. Auch im Mittelstandsgeschäft könnte die Kreditnachfrage etwas zulegen. Auch in Osteruropa läuft es relativ gut.

Halten Sie eine Übernahme der Commerzbank für wahrscheinlich?

Ich glaube, dass in den nächsten zwölf bis 15 Monaten wenig passieren wird. Zum einen hält der Bund 17 Prozent, sein Einstiegskurs liegt bei über 20 Euro. Warum sollte er jetzt verkaufen? Zumal die Frage ist, ob die Regierung überhaupt will, dass ein ausländischer Konzern die Commerzbank übernimmt – und dann der Steuerzahler noch auf einem Verlust sitzenbleibt.
Zum anderen ist natürlich die Frage, für wen wäre die Commerzbank interessant? Ich kann mir zwar vorstellen, dass sich etwa Banco Santander oder BNP Paribas die Commerzbank näher anschauen könnten, um in den deutschen Privat- und Firmenkundenmarkt reinzukommen und noch an die polnische BRE Bank zu bekommen.
Grundsätzlich muss man sich aber auch fragen, ob es heute noch Sinn macht, eine Retailbank mit fast 1.000 Filialen zu kaufen, wenn in Zukunft vermutlich andere Vertriebswege mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.
Ich kann mir allerdings vorstellen, dass die Übernahmegerüchte am Markt bald wieder aufkommen, bin aber skeptisch, ob es letztendlich wirklich zu einer Übernahme kommt.
Aktuell ist aber einerseits noch die Profitabilität mit drei bis vier Prozent Eigenkapitalrendite sehr niedrig und das weiterhin hohe Volumen von non-core Aktivitäten dürfte für viele Banken abschreckend wird. Die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme liegt meiner Meinung nach daher unter 50 Prozent.

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