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23.07.2015 Florian Söllner

Irres Fusionsgerücht (Medienaktien; Der Aktionnär 30/15)

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Irre Stink-Attacke bei „Circus Halligalli“ ist eine typische Überschrift der Bild-Zeitung über Sendungen der ProSiebenSat.1-Gruppe. Zum heißesten Börsengerücht der letzten Tage liest man in der Bild freilich nichts. Die Nachrichtenagentur Bloomberg war es, die berichtete, dass ProSieben und Axel Springer einen Zusammenschluss prüfen. Die Gespräche befänden sich in einem frühen Stadium.
Offenbar in einem mehr als frühen Stadium. Denn Axel Springer beendete das Kursfeuerwerk, das dieser Meldung gefolgt war, mit einem Dementi: Die Spekulationen würden jeglicher Grundlage entbehren. Ganz ist die Hoffnung der Analysten nicht verflogen. Schließlich würde durch eine Fusion ein „ECommerce-Powerhouse mit unglaublicher Durchschlagskraft“ entstehen. Auch die Kartellwächter, die eine Fusion vor zehn Jahren wegen der zu großen Marktmacht verhindert hatten, können mittlerweile grünes Licht geben.
Selbst wenn die starken Synergien in einer Fusion nicht gehoben werden: Auch einzeln betrachtet sind die Medienaktien mit Dividendenrenditen von knapp vier Prozent sehr attraktiv bewertet. Beide haben die Umbrüche durch das Internet verstanden und darauf reagiert.

ProSiebenSat.1: Die neuen Raabs
Alle reden von Netflix. Doch deutscher Marktführer im Bereich Internet-Videotheken ist die ProSiebenSat.1-Tochter Maxdome. Insgesamt trägt die Digitalsparte bereits über 20 Prozent der Umsätze bei. Denn ProSieben wird immer mehr zu einer E-Commerce-Firma. Zu den Onlinemarken gehört etwa die Reiseseite weg.de. Jetzt greift man mit der Übernahme von Verivox für mindestens 170 Millionen Euro sogar das Vergleichsportal Check24 an. Das Kalkül ist klar: Die TV-Gruppe kann über ihre Reichweite die Bekanntheit und die Erlöse von Verivox in neue Dimensionen hieven. Die Werbemacht ist groß. Als Zalando 2009 mit der Bewerbung auf ProSiebenSat.1 begann, lag der Jahresumsatz bei sechs Millionen Euro. Vier Jahre Dauerberieselung durch „Schrei vor Glück“-TV-Werbung später war der Zalando-­Umsatz auf rund 1,8 Milliarden Euro explodiert.
Kein Wunder, dass der Verkauf von TV-Werbeflächen floriert. Entscheidend dabei: Seit Jahren nimmt ProSiebenSat.1 dem härtesten TV-Rivalen RTL Marktanteile ab (siehe Seite 34). Kurz erschrocken zeigt sich die Börse als TV-Aushängeschild Stefan Raab seinen Vertrag mit dem TV-Sender nicht verlängerte. Doch nach Informationen des aktionär war Raab zuletzt für lediglich rund drei Prozent der Konzern-Gesamtumsätze verantwortlich. Seine Quoten hatten sich verschlechtert. Da schmerzt der Abschied nur bedingt, zumal mit den Youngstern Joko und Klaas zwei Hochkaräter die Lücken füllen. Ihr Vertrag mit der TV-Sender-Gruppe wurde soeben um mehrere Jahre verlängert.
Das Lachen der Zuschauer und die gute Laune der Aktionäre dürften also anhalten. Gerade langfristig orientierte Anleger, die das wilde Hin- und Herzappen der Aktie bei Meldungen wie dem Raab-Abgang kaltlässt, sollten dem Titel treu bleiben.

Axel Springer: Umbau erfolgreich
Trotz Überall-Internet per Smartphone oder dem Tablet und allen Befürchtungen zum Trotz: Die Deutschen lieben ihr TV wie nie zuvor. Mehr von der digitalen Revolution betroffen sind Zeitungsverlage wie Axel Springer. Doch die Mutter der Bild-Zeitung hat sich dem Schicksal nicht ergeben, sondern reagiert. Zeitungen wie Hörzu wurden verkauft. Stattdessen wird seit Jahren aggressiv in Internet-Geschäftsmodelle investiert. Jüngstes Start-up ist eine im Juni eingegangene Beteiligung an der US-Nachrichtenplattform mic.com. Auch ein Anteil an Business Insider gehört zum Portfolio. Richtig gut verdient Axel Springer mit der Preisvergleichsplattform idealo.de.
Wichtige Säule im Konzern sind zudem Auto- und Immobilienportale. Dieses Rubrikengeschäft – seit Jahren wird darüber im Markt spekuliert – könnte an die Börse gebracht werden, was wichtige Impulse für die Axel-Springer-Aktie bedeuten würde. Bis sich dies konkretisiert, behalten Aktionäre die weiterhin sehr attraktive Dividendenrendite im Auge.

Constantin Medien: Partnersuche?
Die Gerüchte bei Springer und ProSiebenSat.1 zeigen: Die Branche kommt in Bewegung. Partnerschaften werden wichtig, um in den Markt drängenden Internetplayern wie Netflix oder Apple Paroli zu bieten. Auch der kleine, aber feine Medienwert Constantin Medien könnte sich für Partner öffnen – und ist damit einen Zock wert. Denn der Filmproduzent und Sport-1-Eigentümer hat große Pläne. Kirch-Ziehsohn Dieter Hahn hat seine Aktienposition auf knapp neun Prozent ausgebaut. Auch am Constantin-Großaktionär KF 15 (18 Prozent) hält er nennenswerte Anteile. Sein Plan ist es offenbar, Sky einen Teil der Bundesliga-Rechte abzujagen. Entschieden wird über die Vergabe ab 2016. Constantin Medien könnte dieses Großprojekt wohl nur mit einem Partner stemmen.
Abseits solcher Spekulationen ist Constantin auch aufgrund der Filmpipeline aussichtsreich: Im Oktober kommt „Er ist wieder da“ in die Kinos. Die Bild-Schlagzeile scheint klar: „Irre Hitler-Komödie begeistert Deutschland.“

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