Der Online-Fast-Fashion-Riese Shein sorgt erneut für Schlagzeilen im Ringen um seinen Börsengang. Wie die Financial Times berichtet, hat das Unternehmen einen Antrag auf eine Erstnotiz in Hongkong eingereicht. Ein strategischer Schachzug, der vor allem ein Ziel hat: den Druck auf die britischen Regulierungsbehörden zu erhöhen und den seit Monaten blockierten Börsengang in London endlich über die Ziellinie zu bringen.
Laut dem Bericht, der sich auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Quellen beruft, hat der in Singapur ansässige, aber in China gegründete Konzern bereits letzte Woche einen Prospektentwurf bei der Hongkonger Börse (HKEX) eingereicht. Gleichzeitig bemühe man sich um die Zustimmung der chinesischen Wertpapieraufsichtsbehörde (CSRC).
Regulatorischer Gegenwind
Der IPO-Weg von Shein ist steinig. Seit rund 18 Monaten versucht das Unternehmen, in London an die Börse zu gehen, kämpft jedoch mit regulatorischem Gegenwind. Knackpunkt ist die Uneinigkeit zwischen den britischen und chinesischen Aufsichtsbehörden über die Formulierung der Risikohinweise im Börsenprospekt.
Im Fokus stehen dabei Sheins Lieferketten in der chinesischen Region Xinjiang, die wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverletzungen gegen die uigurische Bevölkerung international in der Kritik steht – Vorwürfe, die von den chinesischen Behörden zurückgewiesen werden. Während die britische Finanzaufsicht (FCA) Anfang des Jahres eine Version des Prospekts genehmigte, wurde diese von der chinesischen CSRC nicht akzeptiert. Peking hat die Regeln für die Beschreibung von Geschäftsrisiken in China zuletzt deutlich verschärft.
Analysten bleiben skeptisch
Experten bezweifeln jedoch, dass eine chinesische Genehmigung für Hongkong die britischen Behörden zum Einlenken zwingen wird. „Auch wenn er von den chinesischen Behörden genehmigt wurde, müsste eine Zulassung durch die FCA immer noch alle ihre Prozesse durchlaufen, sodass eine Notierung in London weiterhin eine Reihe von Hürden zu überwinden hat“, erklärte Susannah Streeter, Leiterin für Geld und Märkte bei Hargreaves Lansdown, gegenüber CNBC.
Streeter sieht aber auch eine potenzielle Chance: Eine Börsennotierung könnte Shein zu mehr Transparenz und Rechenschaft zwingen. „ESG-Nachzügler bergen hohe ESG-Risiken, aber es gibt das Argument, dass die Investitionsmöglichkeit in der Transformation liegt“, so die Analystin. Aktionäre könnten das Unternehmen dazu bewegen, seine Standards zu verbessern.
Für Shein, das vor fast 17 Jahren gegründet wurde, wäre ein Börsengang in London ein wichtiger Schritt, um internationale Legitimität zu erlangen und Zugang zu westlichen Investoren zu erhalten. Doch der Weg bleibt beschwerlich. Bereits im vergangenen Jahr hatte Shein seine IPO-Pläne von New York nach London verlagert, nachdem der politische Druck in den USA aufgrund der genannten Bedenken zu groß wurde.
08.07.2025, 10:23