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27.08.2018 Michel Doepke

Hot-Stocks Verbio und CropEnergies: Jetzt antizyklisch einsteigen?

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Dieselgate, Fahrverbote, dicke Luft – selten stand die Frage der Mobilität derart auf dem Prüfstand wie im Jahr 2018. Und das ist auch gut so. Denn die Mobilitätswende hin zu sauberen Antriebsformen muss zeitnah umgesetzt werden, um Klimaschutzziele zu erreichen und die Luft in den Ballungszentren signifikant zu verbessern. Oft führen die politischen Debatten zu diesem Thema allerdings knallhart an der Realität vorbei.

Wo sollen beispielsweise Tausende Elektrobusse herkommen, wenn nicht einmal die deutschen Autobauer einen in Serie fertigen? Daimler drängt mit dem eCitaro erst gegen Jahresende auf den Markt – mit überschaubaren Reichweiten. Daher wird vorerst weiter in Städten wie Berlin „rumgedieselt“. Dabei gibt es eine saubere und erschwingliche Alternative: Biomethan (kurz CNG, Compressed Natural Gas).
Dass Biomethan im öffentlichen Nahverkehr massentauglich ist, zeigt die Busflotte in Augsburg, die mit CNG aus Stroh von Verbio unterwegs ist. Verbio-Chef Claus Sauter nimmt sich der Mobilitätsproblematik regelmäßig in seiner Kolumne „Strohklug“ an. „Eine bayrische Provinzstadt ist ökologisch fortschrittlicher und damit auch noch sparsamer als unsere Bundeshauptstadt!“, so Sauter. „Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Während die größte Stadtbusflotte im deutschsprachigen Raum täglich 1.400 Dieselbusse durch die Bundeshauptstadt schickt, diskutiert die Politik über Fahrverbote für private Diesel-PKW.“ Einfach absurd.

Zulassungen steigen

Dass der CNG-Antrieb auf eine wachsende Nachfrage trifft, zeigt die Entwicklung der Neuzulassungen vom Kraftfahrt-Bundesamt. Seit Monaten sind vierstellige CNG-Neuzulassungen zu verzeichnen: Im Juni 2018 wurden in Deutschland 1.748 Erdgas-Personenkraftwagen zugelassen, reine Elek­troautos gerade einmal 2.651 Stück. Vom CNG-Aufschwung könnte Verbio als Biomethanproduzent profitieren.

Um sich vom politisch unsicheren Heimatmarkt jedoch unabhängiger zu machen, plant Verbio, nach Indien zu expandieren. Wie Outlook India berichtet, haben die zuständigen Behörden dem deutschen Bioenergieproduzenten grünes Licht zum Bau der Anlage in Sangrur, im Norden Indiens, erteilt. „Indien ist für uns eine große Herausforderung. Die Voraussetzungen sind vielversprechend. Es stehen gewaltige Ressourcen an Reststoffen für Biomethan zur Verfügung, die gegenwärtig einfach auf den Feldern verbrannt werden. Die Bilder vom Smog in Delhi oder Bangalore kommen zum größten Teil von der landwirtschaftlichen Biomasseverbrennung“, so der Verbio-CEO in einem AKTIONÄR-Interview von Anfang 2017. Gut möglich, dass mit der Anlage in Sangrur der Startschuss einer großen CNG-Offensive in Indien fällt und sich für Verbio neue Chancen in diesem asiatischen Land eröffnen.

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Billigimporte sorgen für Preisdruck

Doch warum lief es bei Verbio zuletzt nicht rund, wenn die Perspektiven im Segment Biomethan stimmen? Nach wie vor erzielt Verbio den Hauptumsatz mit Biodiesel und -ethanol. Und in diesen Segmenten musste der Bioenergieproduzent zuletzt mit einem enormen Preisdruck umgehen. Hauptursache beim Biodiesel sind Billigimporte aus Argentinien sowie Indonesien. Die Folge: Verbio kassierte die Jahresprognose des laufenden Geschäftsjahres 2017/18 bis Ende Juni. Demzufolge soll sich das EBITDA auf rund 40 Millionen Euro belaufen, beim Nettocash rechnet das Unternehmen mit 85 Millionen Euro. Zuvor kalkulierte Verbio mit einem EBITDA von 50 Millionen Euro sowie einer Cashposition von 100 Millionen Euro. Normalerweise gehen Nebenwerte wie Verbio im Anschluss auf Tauchstation. Doch die Anpassung der Prognose war bei Kursen um die vier Euro weitestgehend eingepreist. Seit der Korrektur der Jahresziele befindet sich die Verbio-Aktie im Aufwind. Der Hintergrund: In den kommenden Monaten könnten sich die politischen Rahmenbedingungen in Europa signifikant verbessern. Mit Zöllen auf Billigimporte sollte sich das Preisniveau im Segment Biodiesel wieder verbessern. Diese Maßnahme könnte die Europäische Union bereits im September 2018 verabschieden. 

CropEnergies: Ethanolpreise im Blick

Während Verbio die komplette Kraftstoffpalette von Biodiesel über Biomethan bis Bioethanol abdeckt, fokussiert sich CropEnergies nur auf Letzteres mit Koppelprodukten. Entsprechend hoch ist die Abhängigkeit vom Ethanolpreis. Dieser konnte sich zuletzt stabilisieren. Ein anziehender Kurs für den Alkohol, der dem Benzin beigemischt wird, dürfte das Geschäft der Südzucker-Tochter wieder beleben. Trotzdem hat CropEnergies zum Auftakt des Geschäftsjahres 2018/19 mildere Töne angeschlagen: Sowohl auf der Umsatz- als auch EBITDA-Seite musste die Südzucker-Tochter eine Korrektur nach unten vornehmen. Im laufenden Geschäftsjahr rechnen die Mannheimer nun mit Erlösen in einer Bandbreite zwischen 810 bis 860 Millionen Euro nach zuvor in Aussicht gestellten 840 bis 900 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll sich auf 65 bis 95 Millionen Euro belaufen. Zuvor kalkulierte CropEnergies mit einem Resultat zwischen 70 und 110 Millionen Euro.

Aktuell beläuft sich die Börsenbewertung von CropEnergies auf rund 428 Millionen Euro – de facto ist das Unternehmen mit dem 0,5-Fachen des in Aussicht gestellten Jahresumsatzes bewertet. Dies unterstreicht den Pessimismus, der mittlerweile im Aktienkurs eingepreist ist. Eine spürbare Verbesserung des Bioethanol-Preisniveaus sollte auch der CropEnergies-Aktie wieder Schwung verleihen.

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Langfrist-Perspektive enorm wichtig

Darüber hinaus zeichnet sich eine langfristige Lösung für die Förderung von Biokraftstoffen in Europa ab, von der Verbio und CropEnergies profitieren sollten. Wie die Südzucker-Tochter im Rahmen der Mitteilung zu den Quartalszahlen publizierte, eröffne der EU-Kompromiss erneuerbaren Kraftstoffen nach 2020 weitere Wachstumspotenziale. Dabei solle der Mindestanteil erneuerbarer Energien im Verkehr von zehn Prozent im Jahr 2020 auf 14 Prozent im Jahr 2030 angehoben werden. 

Antizyklisch agieren

Die Perspektiven für Bioenergieproduzenten wie Verbio und CropEnergies hellen sich wieder auf. Wie üblich im Sektor hängt die Zukunft aber enorm von politischen Entscheidungen und vom Preisniveau ab. Daher sollten nur mutige Anleger die Zapfsäule in die Hand nehmen und antizyklisch das Depot mit den beiden Branchenvertretern befüllen.

Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits in der AKTIONÄR-Ausgabe 32/2018 als Hot-Stock der Woche, welche Sie hier bequem als Download erhalten können.

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