Trotz einer Vielzahl von Krisenherden: Die Reiselust der Deutschen scheint auch im Jahr 2025 ungebrochen. Die auf Ferienhäuser und Ferienwohnungen spezialisierte Buchungsplattform HomeToGo profitiert von diesem Trend und ist nach der Übernahme von Interhome auf einem guten Weg, Europas führende Plattform für Ferienunterkünfte zu werden. DER AKTIONÄR fragte nach bei Finanzvorstand Steffen Schneider, wie er die aktuelle Marktlage in Deutschland und in Europa beurteilt, welchen Einfluss die neue Tochter auf die operative Entwicklung haben wird und was man von HomeToGo in den nächsten Jahren sonst noch erwarten kann.
DER AKTIONÄR: Herr Schneider, HomeToGo hat die Geschäftszahlen für das Finanzjahr 2024 veröffentlicht. Was waren aus Ihrer Sicht die Highlights im abgelaufenen Geschäftsjahr?
Steffen Schneider: 2024 war ein starkes Jahr für HomeToGo: Wir haben Buchungsumsätze von knapp 260 Millionen Euro erzielt sowie das bereinigte EBITDA mehr als versiebenfachen können. Besonders erfreulich war das anhaltende Wachstum unseres Onsite-Geschäfts im Marktplatz-Segment, das im vierten Quartal um über 160 Prozent zulegte. Zudem konnten wir mit knapp 47 Millionen Euro einen neuen Rekordwert zum Jahresende für den Auftragsbestand der Buchungserlöse erreichen, was ein solides Fundament und gute Visibilität für unser angestrebtes Wachstum in 2025 legt.
Das Jahr 2025 begann mit einem Paukenschlag, der angekündigten Übernahme von Interhome. Wie kam es dazu und was versprechen Sie sich von diesem Deal?
Die Übernahme von Interhome ist die bislang größte Transaktion in der Geschichte von HomeToGo und ein Meilenstein auf unserem Weg, Europas führende Plattform für Ferienunterkünfte zu werden. Mit Interhome erweitern wir unser Geschäftsmodell entlang der gesamten Wertschöpfungskette zwischen Eigentümer und Reisenden – von der Vermarktung über Softwarelösungen bis hin zu Serviceleistungen wie Reinigung, Wartung oder Schlüsselübergabe. Das macht uns als Plattform noch ganzheitlicher und attraktiver für unsere Partner und ihre Gäste.
Was macht Sie da so sicher?
Interhome ist seit unseren Anfängen ein enger Partner – wir kennen das Unternehmen, sein hochwertiges Portfolio und das Team sehr gut. Diese langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit bildet eine starke Grundlage für eine erfolgreiche Integration und zukünftiges Wachstum unseres B2B-Segments HomeToGo_PRO. Wir sind in der Tourismus-Branche bestens vernetzt und haben nach der Ankündigung von Migros am Anfang des vergangenen Jahres die einmalige Chance erkannt, unsere M&A-Strategie konsequent fortzusetzen und diese Transaktion in die Wege zu leiten.
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Die Interhome-Übernahme hat auch großen Einfluss auf Ihre Prognose 2025. Welchen Anteil wird die neue Tochter Interhome voraussichtlich am geplanten Umsatzwachstum von über 40 Prozent haben, mit welchem organischen Wachstum rechnen Sie?
Interhome hat im Geschäftsjahr 2024 rund 125 Millionen Euro an IFRS-Umsatzerlösen erzielt und wird damit 2025 einen wesentlichen Beitrag zu unserem erwarteten Umsatzwachstum von über 40 Prozent leisten. Da der Abschluss der Transaktion für das erste Halbjahr 2025 geplant ist, hängt der genaue Beitrag von Interhome zum Gruppenwachstum vom Tag der Erstkonsolidierung ab. Für unser bestehendes HomeToGo-Geschäft rechnen wir mit einem organischen Wachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich, sowohl bei den Buchungs- als auch bei den IFRS-Umsätzen.
Und wie sieht dies ergebnisseitig bezüglich der Prognose für das laufende Jahr aus?
Auch ohne die Effekte der Interhome-Akquisition erwarten wir eine deutliche Verbesserung der Profitabilität – vor allem durch höhere Marketingeffizienz und einen steigenden Anteil an wiederkehrenden Kunden. Dieses profitable Wachstum ist ein zentraler Bestandteil unseres Ziels für 2025, einen positiven Free Cash Flow zu generieren. Ergebnisseitig erwarten wir durch die Interhome-Übernahme einen starken positiven Effekt: Hätte die Akquisition bereits 2024 stattgefunden, hätte sich unser bereinigtes EBITDA mehr als verdreifacht – bei einer gleichzeitigen Verdopplung der EBITDA-Marge auf rund zehn Prozent.
Welches Margenpotenzial sehen Sie kurz- bis mittelfristig und mit welchen Synergien rechnen Sie im Rahmen der Interhome-Integration?
Innerhalb von zwölf Monaten nach dem Closing rechnen wir mit einer weiteren Steigerung der Marge auf über 15 Prozent, mittelfristig soll sie noch weiter steigen. Die Integration eröffnet erhebliche Synergien, etwa durch den Zugang zu unseren marktführenden Software- und Technologielösungen, die Interhome bei der weiteren Skalierung unterstützen werden. Darüber hinaus können wir durch die direkte Integration bestehender HomeToGo-Assets und -Verträge weiteres EBITDA-Potenzial realisieren. Diese Hebel machen die Transaktion nicht nur strategisch, sondern auch finanziell hochattraktiv.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind derzeit volatil, wie bewerten Sie generell die aktuelle Marktlage im Bereich Ferienunterkünfte in Deutschland und in Europa?
Trotz eines insgesamt volatilen wirtschaftlichen Umfelds bleibt die Nachfrage nach Ferienunterkünften in Europa stabil – mit erfreulichen Signalen zum Jahresauftakt. Im Januar sind wir mit einem starken Buchungsverlauf ins Jahr gestartet. Im Februar kam es insbesondere im deutschen Markt zu einer vorübergehenden Abschwächung, die wir vor allem auf eine gewisse Konsumzurückhaltung im Vorfeld der Bundestagswahlen zurückführen, die sich allgemein im Tourismus sowie im generellen Kaufklima widergespiegelt hat. Umso erfreulicher war die spürbare Erholung über dem Vorjahresniveau im März, so dass das erste Quartal 2025 sich insgesamt im Rahmen unserer Erwartungen entwickelt. Für das zweite Quartal erwarten wir zusätzlichen Rückenwind durch das späte Osterfest – einen wichtigen saisonalen Nachfrageimpuls, der im vergangenen Jahr ins erste Quartal fiel.
HomeToGo ist bekannt für seine Innovationskraft im Bereich der Online-Buchung von Ferienunterkünften. Welche technologischen Neuerungen oder Produktentwicklungen planen Sie für 2025, um die Plattform weiter zu stärken und die Nutzererfahrung zu verbessern, aber auch um Marktanteile zu gewinnen?
Beim Thema Innovation folgen wir einem klaren Prinzip: Wir entwickeln Technologie nie um der Technologie willen – jedes Produkt muss den Mehrwert für unsere Nutzer steigern, ob auf der Reise- oder auf der Partnerseite. In diesem Jahr machen wir weitere große Schritte auf dem Weg zu unserem Ziel, einen vollständig KI-gestützten Marktplatz zu schaffen. So verbessern wir kontinuierlich unseren KI-gestützten Chatbot Sunny und entwickeln diesen in einen vollumfänglichen, intelligenten Reisebegleiter speziell für Ferienunterkünfte. Gleichzeitig führen wir neue Funktionen ein, die die Suche und Buchung noch schneller und intuitiver machen. Im B2B-Bereich stärken wir unsere Software- und technologiegetriebenen Service-Lösungen unter HomeToGo_PRO, um Effizienz, Sichtbarkeit und Performance unserer Partner weiter zu steigern – und HomeToGo als zentrale Plattform für deren Erfolg zu etablieren.
Sie haben zuletzt eine Reihe von neuen Märkten erschlossen. Welche zusätzliche Dynamik erwarten Sie sich davon? Haben Sie weitere Länder und Märkte im Visier?
HomeToGo verfolgt die Vision, außergewöhnliche Ferienunterkünfte für alle leicht zugänglich zu machen. Seit Dezember 2024 haben wir acht neue Märkte erschlossen – Kroatien, Tschechien, Finnland, Griechenland, Ungarn, die Slowakei, Slowenien und Indien. Damit bringen wir das weltweit größte Angebot an Ferienunterkünften zu neuen Reisenden und sind mit unseren lokalisierten Apps und Websites nun in über 30 Ländern aktiv. Als europäische Antwort auf den Ferienhausmarkt stärken wir durch diese Expansion unsere Markenbekanntheit, erhöhen die Sichtbarkeit bei Reisenden und werden zugleich für Unterkunftsanbieter noch attraktiver als Plattformpartner. Für die Zukunft setzen wir weiterhin auf nachhaltiges Wachstum und werden auf Basis unserer datengetriebenen Marktanalysen gezielt prüfen, in welche weiteren Märkte eine Expansion sinnvoll ist.
Zum Abschluss noch ein Blick über Tellerrand: Die mit der Interhome-Übernahme verbundene 85-Millionen-Euro-Kapitalerhöhung war in wenigen Stunden platziert. Was dürfen Ihre neuen Investoren und Ihre bestehenden Aktionäre in den nächsten Jahren von HomeToGo erwarten?
Die hohe Nachfrage bei unserer Kapitalerhöhung sehen wir als starken Vertrauensbeweis – sowohl von neuen als auch von bestehenden Investoren. Und wir haben ambitionierte Pläne, dieses Vertrauen zu rechtfertigen: Für 2025 erwarten wir bei einem kräftigen Umsatzwachstum von über 40 Prozent eine mehr als Verdreifachung des bereinigten EBITDA auf über 35 Millionen Euro. Zudem führen wir mit einem positiven Free Cash Flow eine neue Prognosekennzahl ein. Damit rücken wir unserem Ziel, Europas führende Plattform für Ferienunterkünfte zu werden, einen weiteren großen Schritt näher. Die Übernahme von Interhome beschleunigt diesen Kurs erheblich.
Das Interesse an Ferienhäusern und Ferienwohnungen bleibt ungebrochen. HomeToGo kann von diesem Trend profitieren und dürfte mit der Übernahme von Interhome einen großen operativen Fortschritt machen. Das Unternehmen stärkt so nicht nur seine Marktposition, sondern schafft gleichzeitig eine noch robustere Unternehmensstruktur für nachhaltig profitables Wachstum. Gehen die Pläne des Vorstands auf, dürfte die Aktie aus ihrer Lethargie erwachen – und den Vorwärtsgang einlegen. Anleger mit Weitblick können den Titel derzeit auf dem Niveau der zu 1,60 Euro je Aktie durchgeführten Kapitalerhöhung in das Depot einbuchen.
21.04.2025, 11:10