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30.01.2016 Jochen Kauper

Hände weg vom Steuer! Selbstfahrende Autos bestimmen bald das Straßenbild - BMW, Daimler, Conti oder Nvidia, wer profitiert?

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Sie ist jedes Jahr das Highlight für die Tech-Gemeinde: die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Jede Menge neue Produkte, verrückte und abgedrehte Ideen, die es nie bis zum Endverbraucher schaffen werden, wie auch ausgeklügelte, geniale Ideen mit Milliardenpotenzial warten auf die Besucher. Garniert wird das Ganze durch Auftritte von Pop-Prinzessin Britney Spears und Rock-Legende Rod Steward. Auf den 230.000 Quadratmetern der CES tummeln sich rund 3.600 Aussteller, die den 150.000 Besuchern ihre neuen Produkte schmackhaft machen wollen. Im Gepäck haben die Aussteller selbstfahrende Autos, Drohnen für Otto Normalverbraucher, neue Smartphones – noch besser, noch schneller – und Smartwatches, die über unsere Gesundheit wachen.

Stand vor knapp zehn Jahren noch an jeder Ecke eine Telefonzelle, findet man diese Spezies mittlerweile nur noch im Museum. Das Handy hat eine ganze Branche revolutioniert, neue Verdienstmöglichkeiten geschaffen und Milliardenkonzerne aus dem Boden wachsen lassen. Eine solche Revolution kündigt sich auch in der Automobilbranche an. Noch geht alles langsam und gemächlich voran. Doch neue Wettbewerber formieren sich. In den nächsten fünf Jahren werde sich die Autoindustrie mehr verändern als in den vergangenen 50 – das sagte ein Top-Manager des amerikanischen Branchenriesen General Motors am Rande der CES in Las Vegas. Er wird recht behalten. Neben rein elektrisch angetriebenen Autos ist autonomes Fahren, also Autos, die selbst das Steuer übernehmen, in diesem Jahr trendy. Auch die Vernetzung der Autos untereinander und Carsharing kommen immer mehr in Mode. Was die Elektromobilität betrifft, schießen neue Wettbewerber wie Pilze aus dem Boden. Sie werden den Markt aufmischen und den großen Autobauern wie Volkswagen, Toyota, Daimler oder General Motors Marktanteile abjagen.

Die jedenfalls sind gewarnt und pumpen derzeit selbst jede Menge Dollar und Euros in die neuen Trends. Elektroautos werden bald das Straßenbild beherrschen, am besten sollen sie auch gleich selbst das Steuer übernehmen.
Die Autobauer sind bereit, völlig neue Wege einzuschlagen. So zum Beispiel steckt die derzeitige Nummer 3 der Branche, General Motors, 500 Millionen Dollar in den Fahrdienst Lyft. Zusammen wollen sie eine Flotte selbstfahrender Taxis aufbauen. Verrückt? Vielleicht. Nur wenn ein Player der alten Schule wie GM ein solches Signal sendet, ist der Aufschrei in der Branche groß.
Bei Ford bahnt sich eine Partnerschaft mit dem Online-Händler Amazon an. Ford testet die Integration mit Amazons Smarthome-Assistenten Alexa. Über die Verbindung könnten zum Beispiel per Sprachbefehl aus dem Auto heraus Hausgeräte eingeschaltet oder Garagentore geöffnet werden. „Das zeigt, dass die Autoindustrie verstanden hat, dass sich das Geschäftsmodell ändern wird“, sagt Thilo Koslowski, Autoexperte des IT-Marktforschers Gartner. Es werde noch mehr solcher Ankündigungen geben, erwartet der Analyst.

Das Umweltbewusstsein der Bürger steigt, die Autobauer müssen darauf reagieren und ihre Geschäftsmodelle umkrempeln. Elon Musk hat dem Verbrennungsmotor und den Autobauern der alten Schule vor Jahren den Kampf angesagt. Die 2015er-Ziele schaffte Tesla nur auf den allerletzten Drücker. 50.000 Autos verkaufte der Elektroautopionier im abgelaufenen Jahr. Und auf der diesjährigen CES hat Tesla nun auch nicht gerade ein echtes Highlight in der Pipeline. Vielmehr kommt die Produktion des neuen Stromers, des Model X, nur langsam auf Touren. Dennoch wird Musk nicht müde, seine ehrgeizigen Ziele für 2020 zu formulieren: Spätestens dann will er mit Tesla eine halbe Million Autos verkaufen. Sportlich! Und das bei immer mehr Anbietern mit neuartigen Konzepten, die den Markt betreten. Nur 18 Monate hat das 400 Mann starke Team von Faraday Future getüftelt, um einen Super-Sportwagen mit Elektroantrieb auf die Beine zu stellen. Der Renner hat den Namen FFZERO1 Concept – ein Einsitzer mit 1.000 PS. Nicht unbedingt das, was die meisten von Faraday erwartet haben. Erst 2018 will die Firma – die durch die Geldspritzen des chinesischen Milliardärs Jia Yueting finanziert wird – das erste Serienmodell auf den Markt bringen. „Während sich die klassische Automobilindustrie darauf konzentriert, bessere Autos zu bauen, definieren wir das Wesen von Fahrzeugen und Mobilität neu“, erklärt Manager Nick Sampson. Heißt übersetzt: Faraday will Elektroautos mit Selbstfahr-Mechanismus bauen und Carsharing-Service anbieten. In Zukunft sollen Menschen keine Autos, sondern Entfernungen kaufen, sagt Sampson.

Auch bei den deutschen Autobauern arbeiten die kreativen Köpfe mit Volldampf am Auto der Zukunft. „Sie haben in den letzten Monaten einige neue Modelle auf den Markt gebracht, sodass die Verfügbarkeit von Fahrerassistenzsystemen in Serienfahrzeugen weiter ausgebaut werden konnte“, sagt Wolfgang Bernhart, Partner von Roland Berger. BMW stellt zur CES zum Beispiel den i3 mit neuen Spielereien vor: Schon bevor der Fahrer oder besser, der Nutzer sein Haus zum ersten Termin verlässt, kann der BMW i3 die Garage durch das automatisch geöffnete Tor selbstständig verlassen, wenden und voll aufgeladen sowie in der richtigen Fahrtrichtung platziert vor der Tür auf den Fahrer warten. Ähnliche Gimmicks hat bereits der neue 7er von BMW serienmäßig mit an Bord. der aktionär geht davon aus, dass sich Deutschland in Sachen Elektromobilität nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Deutschland muss hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Zu wichtig ist die Automobilindustrie für den Industriestandort. Am Interesse der Bevölkerung sollte es nicht scheitern: Laut einer Umfrage von Bitkom können sich 69 Prozent der Deutschen vorstellen, einen Elektroflitzer zu fahren. „Die Verbraucher sind offen für neuartige Mobilitätskonzepte“, sagt Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder. Derzeit sind in Deutschland rund 29.000 Elektroautos auf den Straßen unterwegs. 2020 soll es eine Million Stromer sein. Umweltministerin Barbara Hendricks hat zuletzt eine Kaufprämie von 5.000 Euro für jedes Elektroauto in Aussicht gestellt. Werden erste Pläne umgesetzt, die Infrastruktur ausgebaut und die Stromer endlich für das breite Publikum salonfähig, dann sieht der aktionär BMW exzellent positioniert. Neben dem i3 zählen der i8 (Hybrid) und bald der i5 zur Stromer-Familie von BMW. Darüber hinaus ist BMW der Konkurrenz in puncto Carsharing (Car2Go) sowie ConnectedDrive weit voraus.

In Zukunft werden Autos permanent mit dem Internet verbunden sein: ein Smartphone auf vier Rädern sozusagen, der Schlüssel der neuen vernetzten Fortbewegung. Karten im Navigationsgerät (siehe TomTom Seite 42) können per Funk aktualisiert werden, Musik oder Filme für den quengelnden Nachwuchs auf der Rückbank werden per Streaming aus dem Netz geliefert. Apps weisen auf freie Parkplätze hin oder liefern Infos bei Unfällen. Mit brillanten Ideen und Lösungen sticht dabei immer wieder Nvidia hervor. Die Firma sorgt auf der CES mit ihrem sogenannten Supercomputer Drive PX für Aufsehen. Nicht größer als eine Lunchbox ist er mit einer Rechenleistung von 150 Macbook-Pro-Laptops ausgestattet. Mithilfe des Drive PX können Autos beispielsweise freie Parkplätze in einem sehr vollen Parkhaus finden und dort selbstständig einparken. Später soll das Auto dann wieder allein zu seinem Besitzer zurückkehren. Die „Order“ erfolgt per Handy. Eine Zusammenarbeit zwischen Nvidia und Daimler sowie Volvo mit Drive PX ist bereits unter Dach und Fach. Spannend sind sicherlich auch die Produkte von Mobileye. Mobileye ist auf die digitale Bildverarbeitung spezialisiert und arbeitet an Lösungen, die es möglich machen, dass das Auto das Lenkrad übernimmt. Pünktlich zur CES hat man eine Kooperation mit Volkswagen bekannt gegeben. Für Mobileye ein klasse Deal. Schade nur, dass die Firma eine abenteuerliche Bewertung aufweist.

Egal ob autonomes Fahren, Vernetzung im Auto, Elektroantrieb, Hybrid oder mehr Sicherheit im Fahrzeug: Überall hat Continental seine Finger im Spiel, entwickelt, tüftelt an neuen Lösungen für die Hersteller. Alles Themen, die Umsatz und Gewinn von Continental in den nächsten Jahren nach oben treiben werden. 50 Milliarden Euro Umsatz sollen es bis 2020 werden. Zum Vergleich: 2015 erlöste Conti rund 34,5 Milliarden Euro (siehe Seite 21).

Nvidia hat das Zeug zu einem echten Gamechanger. Die Firma ist ein Trendsetter in puncto selbstfahrendes Auto. Continental ist breiter aufgestellt und bleibt eine gute Wahl im Bereich der deutschen Standardwerte. Nvidia und Mobileye bleiben auf dem Radar des aktionär. Ausführliche Analysen lesen Sie in einer der kommenden Ausgaben.

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