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Foto: Grenke
09.10.2020 Adam Maliszewski

Grenke-Finanzvorstand: „Müssen schnell mehr Transparenz schaffen“

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Grenke

Die wochenlange Diskussion um das Franchisesystem der Grenke im angelsächsischen Raum hat offenbar beim Konzern in Baden-Baden deutliche Spuren hinterlassen. Man denkt in der Zentrale scheinbar über eine neue Struktur für das Leasinggeschäft, auch über Handhabung vermittelter Verträge und die Tochterfirmen nach. Eine mögliche Neordnung hat jetzt Grenke-CFO Sebastian Hirsch im Interview mit der Börsenzeitung diskutiert.

Wegen der Anschuldigung unter anderem falscher Verbuchung und Durchführung von Roundtripping-Geschäften von Leasing-Transaktionen in Großbritannien und Nordirland hatte das Analysehaus Viceroy ab Anfang September Anlegern zum Verkauf der Grenke-Aktie geraten. Der Fonds war selbst als einer der größten Shortseller aufgetreten. Der Kurseinbruch bei der Grenke-Aktie belief sich in Folge zeitweise auf mehr als 58 Prozent.

Grenke (WKN: A161N3)

„Würden wir das bisherige Franchisemodell zugunsten einer frühen Integration der Franchisefirmen aufgegeben, würde dies auch bedeuten, dass die AG Anfangsverluste der Start-ups zu tragen hätte“, sagte CFO Sebastian Hirsch im Gespräch mit der Börsenzeitung

Hirsch gab an, man habe die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton beauftragt, ein Gutachten über die Praxis von Grenke bei der Übernahme von Franchisefirmen zu erstellen.

„Bei der Abwägung unserer Entscheidung werden sowohl rein quantitative als auch qualitative Aspekte miteinfließen“, sagte Hirsch und nannte ausdrücklich das Kriterium der Transparenz. Sollte dieser Aspekt wesentlich für das Zurückgewinnen des Vertrauens am Kapitalmarkt sein, würde der Vorstand dies entsprechend berücksichtigen.

Die Mandatierung von Warth & Klein Grant Thornton ist wesentlicher Teil der Abwehrstrategie von Grenke gegen die Shortseller-Attacke des Briten Fraser Perring und seiner Analysefirma Viceroy Research, die dem MDax-Unternehmen Betrug, Bilanzfälschung und Geldwäsche vorwerfen, der AKTIONÄR hatte mehrfach berichtet. Dabei hatte sich Viceroy mit seiner deutlichen der Kritik gegen das Franchisemodell von Grenke gestellt. Die konzernunabhängige CTP Handels- und Beteiligungs GmbH beteiligt sich demnach zunächst an Franchisefirmen im Ausland, um sie üblicherweise nach rund fünf Jahren an den Konzern zu verkaufen. 

„Wir haben ein sehr einfaches und transparentes Leasing-Geschäftsmodell“, sagte Hirsch weiter. Ein „sehr wichtigen Schritt“ sei laut Hirsch das erstes Ergebnis der ebenfalls vom Unternehmen beauftragten KPMG-Prüfung. Die Untersuchung ergab per 5. Oktober, dass man zum Stichtag 30. Juni und 15. September Bankguthaben in der Größenordnung von jeweils 1 Milliarde Euro nachgewiesen hatte. Shortseller Perring hatte Grenke unter dem Begriff „fake cash“ vorgeworfen, Liquidität in dieser Größenordnung würde nicht existieren.

Das Kreditrating von Standard & Poor’s für das Leasingunternehmen liegt unverändert bei „BBB+“. Zwar hat die Ratingagentur Grenke aufgrund der Veröffentlichungen um die Leerverkaufsattacke von Perring auf „Creditwatch“ gesetzt. Den Zusatz „negativ“ hat Grenke aber im Mai aufgrund der Corona-Risiken von S&P erhalten. 

Unterdessen behält sich der Vorstand ein juristisches Vorgehen gegen Perring, dessen Shortselling-Position bei Grenke nie quantifiziert wurde, weiterhin vor. Dass sich die Parteien aber jemals vor Gericht kennenlernen werden, ist schon aufgrund des Firmensitzes von Perrings Analysehaus Viceroy Research im US-Bundesstaat Delaware unwahrscheinlich.

Die Grenke-Aktie stand vor der Short-Attacke nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR und sie steht dort auch nach den letzten  Kursturbulenzen nicht drauf. Die hohe Schwankungsbreite der letzten Handelstage weist auf massive Eindeckungen der Shortseller hin. Anleger warten weiter ab.

(Mit Material von dpa-AFX)

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