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21.05.2016 Markus Horntrich

GK Software: SAP als Wachstumstreiber - und Aufkäufer?

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Mit einem Kursplus von 14 Prozent seit Jahresbeginn konnte die GK Software AG dem rauen Börsenumfeld erfolgreich trotzen. Auch dank der operativen Erfolge: Im Geschäftsjahr 2015 gelang dem führenden Spezialisten für Einzelhandelssoftware ein Umsatzsprung von über 40 % auf 62,60 Mio. Euro. Gleichzeitig kletterte das EBITDA überproportional auf 2,18 Mio. Euro. Dabei trägt die Kooperation mit SAP Früchte: 2015 konnte GK Software nicht weniger als 15 neue Projekte gewinnen, 13 davon gemeinsam mit SAP.
DER AKTIONÄR sprach mit GK-Finanzvorstand André Hergert über den „fast vollständigen“ Erfolg, den US-Markt als wichtigsten Zielmarkt der Zukunft und die Rückkehr zu zweistelligen EBIT-Margen.

Herr Hergert, im Geschäftsjahr 2015 hat die GK Software AG den Umsatz auf 62,60 Mio. Euro gesteigert und dabei ein positives EBITDA in Höhe von 2,18 Mio. Euro erzielt. Wie zufrieden waren Sie mit dem operativen Abschneiden in 2015?

André Hergert: 2015 war aus unserer Sicht ein fast vollständiger Erfolg. Hier ist natürlich zu allererst der Umsatzzuwachs um 40 Prozent zu nennen. Dieses Wachstum wurde ganz wesentlich von unserem Kerngeschäft getragen, das organisch zwei Drittel dazu beigesteuert hat. Und hier ist wiederum das Lizenzgeschäft zu nennen, das mit 10,5 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr das fast zweieinhalbfache Volumen erreichte. Das zeigt ganz deutlich, dass die Kaufzurückhaltung der Einzelhändler und der damit verbundene Investitionsstau sich zusehends auflöst und dass unsere Lösungen international sehr wettbewerbsfähig sind. Als ein ebenso großer Erfolg ist unsere Akquisition der Retail Division der DBS Data Business Systems, Inc. in den USA zu werten: Die Integration läuft sehr erfolgreich, und wir sind sehr glücklich, so unsere Präsenz auf dem weltweit bedeutendsten Markt für unsere Lösungen noch weiter ausbauen zu können.

Warum war der Erfolg aus Ihrer Sicht nur „fast vollständig“?

Fast vollständig insofern, da als Wermutstropfen die noch nicht gelungene Rückkehr zu alter Ertragsstärke zu nennen ist. Uns war aber bewusst, dass das nicht in nur einem Jahr gelingen konnte. Auf EBITDA-Ebene zeigt sich aber bereits, dass unser internes Programm zur Effizienzsteigerung deutlich Wirkung zeigt. So erreichte das EBITDA 2,18 Mio. Euro, nachdem wir hier im Vorjahr nur 0,04 Mio. Euro ausweisen konnten.

Während das EBITDA deutlich positiv war, drückten die Abschreibungen das EBIT nochmals in die Verlustzone. Welchen Stellenwert hat das EBIT für Sie als Zielgröße oder orientieren Sie sich eher am operativen Cashflow?

In der Vergangenheit war das EBIT für uns eine der relevantesten Vergleichsgrößen, an denen wir unseren Unternehmenserfolg gemessen haben. Dies hat sich dahin gehend geändert, dass wir vor allem durch die US-Akquisition, aber auch in der Folge unserer anderen Zukäufe Abschreibungen in ganz anderen Größenordnungen als früher tätigen müssen, die vor allem als Buchaufwendungen zu werten sind. Naturgemäß orientieren wir uns vor allem an der Selbstfinanzierungsfähigkeit der Gruppe und da ist das EBITDA eine wichtige Steuerungsgröße. Aber natürlich geht es uns darum, in der Mittelfristperspektive auch im EBIT-Bereich wieder deutlich positive Ergebnisse zu verzeichnen. Um ein genaueres Bild zu erhalten, müssen jedoch beide Werte in ihrem Zusammenspiel betrachtet werden. Bezüglich des operativen Cashflows bleibt für mich vor allem festzuhalten, dass dieser seit dem Börsengang der GK Software AG immer positiv war. Wir haben also alle Investitionen in den letzten Jahren wesentlich mit den Überschüssen des eigenen operativen Geschäftes selbst mitfinanzieren können.

Seit 2012 konnte GK Software den Jahresumsatz auf nun 62,60 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Welchen Anteil hatte die Partnerschaft mit SAP an dieser Entwicklung?

Wir haben im abgelaufenen Geschäftsjahr 15 neue Projekte gewonnen. Bis auf einen Kunden, den unsere US-Tochter mit einem eigenen Produkt überzeugt konnte, und einen europäischen Kunden, waren alles gemeinsame Projekte mit SAP. Dies zeigt die außerordentliche Bedeutung dieser Partnerschaft für unser Wachstum. Um es ganz deutlich zu sagen: Ohne SAP wäre unser internationales Wachstum nicht von diesem Erfolg gekrönt – schließlich haben wir im Jahr 2015 Projekte z. B. in den USA, in Mexiko, Russland oder Bulgarien gewonnen. Bei vielen dieser Projekte hätten wir allein nicht anbieten können oder hätten nur geringere Chancen im Auswahlverfahren gehabt.

In den vergangenen beiden Jahren hat GK – auch dank einer Übernahme in den USA – auf dem nordamerikanischen Markt Fuß gefasst. Welches Potenzial sehen Sie mittelfristig für GK Software auf dem wichtigsten Retail-Markt weltweit?

Der Markt für Retail-IT ist ein Markt, der stark vom Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Anbieters geprägt wird. Die Lösungen sind oft 7 bis 10 Jahre und sogar noch länger im Einsatz und stellen für die Händler einen wesentlichen Teil ihrer Filialinfrastruktur dar. Ein Austausch der Lösung dauert in der Regel mindestens 6 bis 8 Monate. Um Vertrauen aufzubauen, brauchen sie daher nicht nur die richtige Lösung, sondern auch Referenzen im jeweiligen Land. Wir werden diese Referenzen auch in den USA in naher Zukunft zeigen können und das wird auch unseren Vertrieb vor Ort weiter nachhaltig stärken. Mittel- und längerfristig erwarten wir durchaus, dass das US-Geschäft die gleichen Dimensionen wie unser Europageschäft annehmen kann. Denn der US-Markt hat ähnliche Dimensionen wie der gesamte europäische Markt und bleibt für uns daher der wichtigste und größte Zielmarkt für die Zukunft.

15 neue Projekte im Jahr 2015 – was heißt das für die Auslastung von GK im laufenden Jahr?

In dem Moment, wo sie nicht nur die Softwarelizenz verkaufen, sondern auch in unterschiedlicher Stärke in die Softwareanpassung und -einführung involviert sind, benötigen sie die entsprechenden Spezialisten, seien es Softwareentwickler, Qualitätstester, Consultants oder Projektleiter. Das bedeutet, dass unsere ohnehin sehr gute Auslastung weiter steigen wird und auch, dass wir uns personell weiter verstärken müssen. Diese Art des Geschäftes skaliert zwangsläufig zumindest teilweise nur mit weiteren Mitarbeitern. Allerdings trägt zunehmend zur Entlastung bei, dass wir auf geschulte Partner vor Ort zugreifen können, die einen Teil dieser Tätigkeiten für uns übernehmen. Dies funktioniert bereits in einigen Projekten und war einer der Gründe, warum wir die GK-Academy als eigene Einheit zur Schulung unserer Partner aufgebaut haben.

Im ersten Quartal wurde bekannt, das ein weiterer prominenter Kunde auf die GK-Lösungen setzen will. Was sagen Sie zu Spekulationen, wonach dieser Abschluss verteilt über die Gesamtlaufzeit ein Volumen von rund 50 Mio. Euro haben könnte?

Sie werden verstehen, dass ich keinerlei Aussagen zu aktuellen Kundensituationen treffen kann. Allgemein ist jedoch festzuhalten, dass sich die großen Projekte im Handel in der Regel aus mehreren Teilprojekten zusammensetzen. Wenn ein großer Einzelhändler seine gesamte IT-Landschaft in Frage stellt und z. B. die Warenwirtschaft, die E-Commerce-Komponenten und eben auch die Filialkomponenten austauscht, dann resultieren daraus erhebliche Investitionssummen, die durch Themen wie die Neubeschaffung von Hardware noch ausgeweitet werden können. Die Filialsoftware, also unsere Lösungswelt, hat natürlich immer nur einen Anteil an einem solchen Gesamtvolumen, das man auch noch in seiner zeitlichen Dauer betrachten muss. Denn über die Jahre der Projektlaufzeit schlagen auch Weiterentwicklungen der Softwarelösungen oder Wartungskosten für das Gesamtvolumen einen Großprojektes im Handel zu Buche.

Mit welchen Erwartungen sind Sie generell ins Jahr 2016 gestartet? Rechnen Sie mit einem ebenso starken Neukundengeschäft wie im Vorjahr?

Wir sehen uns für 2016 sehr gut aufgestellt. Im Gegensatz zum Vorjahr erwarten wir auch weitere Impulse aus unseren Kernmärkten, die in den letzten Jahren schwächer zum Wachstum unserer Kundenbasis beigetragen haben. Wir gehen, auch mit Sicht auf die Wettbewerbssituation in unseren Märkten, daher davon aus, dass wir weitere bedeutende Projekte gewinnen können. Außerdem haben uns die Erfahrungen der letzten beiden Jahre gezeigt, dass über SAP auch immer wieder neue Projekte generiert worden sind, die wir am Jahresbeginn so noch gar nicht gesehen hatten. Ob es 2016 wieder so viele Projekte werden, lässt sich natürlich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehen, da unsere Vertriebsprozesse auch weiterhin nicht punktgenau planbar bleiben.

Mit OmniPOS hat GK Software ein neues innovatives Produkt vorgestellt. Was ist das besondere an OmniPOS und welche Erwartungen haben Sie an diese Omni-Channel-Lösung?

Das Thema Omni-Channel-Retailing steht seit Jahren auf unserer Agenda. Mit unserer neuen Lösung OmniPOS, die wir nach einer Ramp-up-Phase mit einigen Early-Bird-Kunden jetzt Anfang 2016 offiziell gelauncht haben, glauben wir die richtige Antwort auf die aktuellen Fragen des Handels anbieten zu können. In der Software-Industrie ist es so, dass Stillstand bzw. das Ausruhen auf vergangenen Erfolgen sehr gefährlich ist. Trotz eines Marktanteils von rund 30 Prozent in den von uns aktiv bearbeiteten Zielsegmenten in Deutschland haben wir daher bereits vor Jahren begonnen, Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in das neue Produkt zu stecken. Wir sind davon überzeugt, dass diese maßgebliche Weiterentwicklung unserer Lösungswelt unsere Chancen in allen Ausschreibungen deutlich verbessert hat. Denn wir glauben, dass es zukünftig an Stelle monolithischer Lösungen modulare Konzepte geben wird, in deren Rahmen der Filiale, dem Webshop oder dem mobilen Gerät wichtige Prozesse als Services zur Verfügung gestellt werden. Dabei müssen alle zur Verfügung stehenden Daten zum Kunden, zur Ware, zu Verfügbarkeiten, zu offenen Warenkörben aus anderen Vertriebskanälen oder zu aktuellen Social Media Trends in Echtzeit bereitgestellt werden. Unser Erfolg lag immer auch darin begründet, dass wir Innovationsführer waren, was wir auch mit OmniPOS wieder unter Beweis stellen wollen.

Ihr Wettbewerbsumfeld befindet sich seit längerem schon in einer massiven Konsolidierungsphase. Erhöht dies den Konkurrenzdruck oder sehen Sie darin eher einen Vorteil für GK Software?

Es ist richtig, dass wichtige Wettbewerber von uns durch Übernahmen, strategische Produktentscheidungen bzw. Produktabkündigungen oder auch Qualitätsprobleme mit ihren Lösungen zurzeit in ihrer Vertriebsposition geschwächt zu sein scheinen. Gleichzeitig befinden wir uns in einer Umbruchssituation im Handel, in der viele Omni-Channel-Themen greifbar werden und in der sich viele Händler für eine neue Lösung entscheiden. Wir sehen uns in einer solchen Zeit mit einem passenden neuen Produkt und unserem starken internationalen Partner natürlich sehr gut aufgestellt und werden alles tun, um diese für uns positive Situation entsprechend zu nutzen.

Kommen wir Ihre Mittelfristplanung zu sprechen: Was macht Sie so zuversichtlich, wieder zu einer zweistelligen EBIT-Marge zurückkehren zu können?

Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass wir weder Vertriebs- noch Umsetzungsprobleme haben. Unsere Schwäche beim EBIT resultierte vor allem aus internen Themen. Hier steuern wir aktiv gegen und haben im Jahr 2015 bereits deutliche Verbesserungen erreicht. Wenn wir auf diesem Weg weiter gehen und die in den letzten Jahren zu uns gestoßene sehr große Anzahl an neuen Mitarbeitern durchgehend auf das entsprechende Qualitätslevel heben, werden wir auch wieder beim EBIT deutlich höhere Margen ausweisen können. Wir sind überzeugt, dass wir das schaffen werden. Es bleibt jedoch gerade angesichts der aktuellen Situation im Markt festzuhalten, dass Wachstum für uns einer der wichtigsten Treiber ist. Denn ein Kunde, den wir heute gewinnen, wird in den nächsten 7 bis 10 Jahren kontinuierlich zu Umsatz und Ertrag beitragen.

Die GK-Aktie gehört zu den positiven Überraschungen des Börsenjahres 2016: Spüren Sie aktuell auch ein steigendes Investoreninteresse?

Wir sind seit dem Börsengang in einem kontinuierlichen Gesprächsprozess mit unterschiedlichsten Investoren im In- und Ausland. Aber natürlich tragen positive Nachrichten – seien es Projektgewinne, Akquisitionen oder Umsatzsprünge – immer nachhaltig dazu bei, für neue Investoren interessant zu werden. Außerdem bin ich überzeugt davon, dass sich langfristig vor allem Ehrlichkeit im Umgang mit Investoren auszahlt. Letztendlich kann jeder ohnehin vierteljährlich sehen, wohin die Reise eines börsennotierten Unternehmens geht. Deshalb war es immer unsere Strategie, über Chancen und Herausforderungen der GK Software offen zu berichten und unseren zum Teil sehr langfristigen Investoren klar die Perspektiven der Gesellschaft aufzuzeigen.

Herr Hergert, vielen Dank für das Gespräch.

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