Die DF Deutsche Forfait AG will ihr Geschäft durch den Aufbau des Bereichs Asset Management deutlich ausweiten. Was sich ab 2014 in steigenden Gewinnen niederschlagen soll, hat in den ersten neun Monaten 2013 die Geschäftszahlen belastet. Das Konzernergebnis blieb mit 1,3 Mio. Euro hinter dem Vorjahreswert von 2,1 Mio. zurück. DER AKTIONÄR sprach mit DF-Finanzvorstand Frank Hock über die weiteren Gründe für das rückläufige Ergebnis, die Platzierung des ersten Trade Finance Fonds und die aktuelle Nachfrage auf Investorenseite.
Herr Hock, die Aktie der DF-Aktie ist nach Vorlage der 9-Monatszahlen um fast zehn Prozent gefallen. Können Sie die Reaktion der Anleger verstehen?
Frank Hock: Wir sind selbst mit dem Geschäftsvolumen und dem Ergebnis der ersten neun Monate nicht zufrieden. Auch wenn es uns gelungen ist, wichtige strategische Projekte voranzutreiben, haben sich diese Anstrengungen bisher noch nicht im Zahlenwerk niedergeschlagen. Hierfür gibt es vor allem zwei Gründe. Zum einen hatten wir in den Sommermonaten Juli und August ebenso wie andere Marktteilnehmer mit einer schwachen Nachfrage zu kämpfen. Zum anderen konnten wir durch weitere Verzögerungen bei der Umsetzung unseres ersten Trade Finance Fonds aus unserem neuen Geschäftsbereich ‚Asset Management‘ entgegen unserer Planung noch keine Erlöse realisieren; die Kosten aus dem Betrieb unserer Tochtergesellschaft Deutsche Kapital Limited („DKL“) belasten damit unser Ergebnis.
Können Sie die gerade angesprochenen Effekte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum quantifizieren?
Die DKL hat in den ersten neun Monate des Jahres 2013 einen negativen Ergebnisbeitrag von insgesamt 0,5 Millionen Euro verursacht. Im Jahr 2012 sind diese Kosten nicht angefallen.
Das Geschäftsvolumen lag im dritten Quartal 2013 mit 128,5 Millionen Euro um 38,8 Millionen Euro unter dem Vorjahresquartal von 167,3 Millionen Euro und damit deutlich unter unseren Erwartungen. Die schwachen Sommermonate sind somit für 50 Prozent des kumulierten Rückgangs unseres Geschäftsvolumens per 30.09.2013 von insgesamt 81 Millionen Euro verantwortlich. Das geringere Forfaitierungsvolumen führte zu einem um 1,5 Millionen Euro schlechteren Forfaitierungsergebnis vor Refinanzierungskosten. Dieser volumenbedingte negative Ergebniseffekt wurde teilweise durch eine gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres 0,3 Prozentpunkte erhöhte Forfaitierungsmarge vor Refinanzierungskosten ausgeglichen.
Sie haben es angeprochen, die Nachfrage nach Finanzierungslösungen ist im Juli und August hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Worauf führen Sie dies zurück?
Dies war in erster Linie Folge der Befürchtungen von Investoren und Unternehmen, dass die amerikanische Notenbank noch in 2013 ihre seit der Finanzkrise vorgenommenen Anleiherückkäufe verringern wird. Hinzu kam, dass sich die Wachstumsaussichten in den Industrieländern verbessert hatten. Beide Entwicklungen hätten zu steigenden US-Zinsen geführt und Investments in den USA sowie in etablierten Industrieländern im Vergleich zu den Schwellen- und Entwicklungsländern attraktiver gemacht. In der Folge sind Mittel aus Schwellen- und Entwicklungsländern, also den Märkten auf denen der Schwerpunkt unserer Geschäftsaktivitäten liegt, vorübergehend abgeflossen. Es kam zu teilweise massiven Abwertungen einzelner Währungen, z. B. der indischen Rupie. Unter der hierdurch bedingten Unsicherheit haben die Aktivitäten unserer Kunden gelitten.
Darüber hinaus war das Sommerloch in diesem Jahr offensichtlich tiefer als in den Vorjahren, was uns auch von anderen Marktteilnehmern auf der Forfaitierungskonferenz im September in Malta bestätigt wurde.
Handelte es sich dabei um eine temporäre Schwäche? Hat die Nachfrage im vierten Quartal wieder angezogen?
Wir gehen davon aus, dass es sich um eine vorübergehende Schwäche gehandelt hat. Insbesondere nachdem klar wurde, dass die amerikanische Notenbank mit einer Kürzung der Anleiherückkäufe erst in 2014 beginnen wird, sind Teile der vorher abgezogenen Mittel wieder in die Schwellen- und Entwicklungsländer zurückgeflossen. Die Nachfrage nach der Strukturierung von Außenhandelsfinanzierungen und Forfaitierungen hat seit September wieder angezogen.
Wie bewerten Sie die Nachfrage von Investorenseite generell?
Die Nachfrage seitens institutioneller und privater Investoren nach Assets, die bei vergleichbarem Risiko eine attraktivere Verzinsung als Staats- und Unternehmensanleihen bieten, ist angesichts des nunmehr seit Jahren allgemein niedrigen Zinsniveaus unverändert hoch. Auch kurzfristig rechnen diese Investorengruppen nicht mit einer substantiellen Erhöhung des Zinsniveaus, so dass sich das Delta zwischen Verzinsungsversprechen gegenüber ihren Kunden - vielfach in Form einer Garantieverzinsung - und Kapitalmarktverzinsung, nicht verringern wird. Auch Aktien stellen für diese Anleger nur eine begrenzte Alternative dar, da sie vielfach kurzfristige Auszahlungsansprüche befriedigen müssen. Eine Aktienanlage hat in einem zunehmend volatilen Marktumfeld aber eher langfristigen Charakter.
Die Platzierung des ersten Trade Finance Fonds hat sich – wie bereits angesprochen – verzögert. Was waren die Gründe dafür? Haben Sie die Nachfrage überschätzt?
Die Verzögerung bei dem First Closing unseres ersten Trade Finance Fonds hat zwei wesentliche Gründe. Der erste Grund liegt darin, dass die Dubai Financial Authority während unseres Genehmigungs- und Registrierungsprozesses die Anforderungen an die für das von der DKL betriebene Investment Management Geschäft benötigten Lizenzen geändert hat. In Folge dessen hat sich die Genehmigung, Gründung und Registrierung unserer Tochtergesellschaft DKL, die das Asset Management für den Trade Finance Fonds übernimmt, um mehrere Monate verzögert. Der zweite Grund ist, dass wir für unseren ersten Trade Finance Fonds einen reputablen Lead-Investor als Partner gewinnen wollten, der einen substantiellen Betrag investiert. Hiervon erhoffen wir uns eine positive Signalwirkung in Richtung anderer potentieller Investoren. Gerade für institutionelle Investoren ist es leichter, sich an einem bestehenden und operativen Fonds zu beteiligen. Aufgrund der Art des Investments des Lead Investors, dieser investiert von ihm verwaltete Kundengelder, und der geplanten Größe des Investments, haben sich im Hinblick auf die Struktur und die weiteren Details der Beteiligung im Laufe des Prozesses immer wieder Anpassungen ergeben.
Inzwischen wurden die Vertragsverhandlungen mit einer namhaften Bank bezüglich eines Engagements in den neuen Trade Finance Fonds mit positivem Ergebnis abgeschlossen. Wann erwarten Sie das First Closing?
Wir sind sehr zufrieden, dass der Due Diligence Prozess und die seit nunmehr neun Monaten andauernden umfangreichen Gespräche zur Struktur, zur Investmentstrategie und zur Verwaltung des Trade Finance Fonds im November mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen werden konnten. In Abstimmung mit unserem Partner erwarten wir nun kurzfristig, d. h. in den nächsten Wochen, ein First Closing. Gleichzeitig wird unser Partner die Vermarktung des Anlageprodukts Trade Finance Fonds bei seinen Kunden forcieren. In dem Maße, in dem es ihm gelingt, die Anlagebeträge zu erhöhen, die seine Kunden in Außenhandelsforderungen investieren wollen, erhöhen sich auch die Assets under Management der von der DKL verwalteten Trade Finance Fonds.
Welchen Umsatzeffekt erwarten Sie aus den Trade Finance Fonds in 2014?
Wir erwarten im Jahr 2014 im Durchschnitt Assets under Management von 60 Millionen Euro. Im Rahmen des Investments dieses Betrags gehen wir davon aus, dass die DKL in nennenswertem Umfang Außenhandelsforderungen von der DF-Gruppe erwirbt und damit unsere Platzierungsmöglichkeiten erweitert. Durch die im Vergleich zu anderen Käufern - insbesondere Individualplatzierungen - schnellere Abwicklung der Geschäfte mit der DKL erhöht sich die Umschlagshäufigkeit und damit die Effizienz der Nutzung des Eigen- und Fremdkapitals (Return on capital employed (ROCE)) der DF-Gruppe. Dadurch bedingt kann die DF-Gruppe auf Grundlage des derzeit verfügbaren Gesamtkapitals ein höheres Geschäftsvolumen abwickeln. Insofern bilden die Trade Finance Fonds eine wichtige Grundlage für das von uns angestrebte Wachstum. Da die DKL in ihren Investmententscheidungen aber von der DF-Gruppe unabhängig ist - insbesondere auch Außenhandelsforderungen von dritten Markteilnehmern erwerben kann -, können wir im Hinblick auf das durch die DKL induzierte zusätzliche Geschäftsvolumen keine konkreten Aussagen treffen.
Und wie sieht es auf Ergebnisseite aus?
Aus den Aktivitäten der DKL aus dem Entgelt für das Investment Management der Trade Finance Fonds erwarten wir im zweiten Halbjahr 2014 einen positiven Ergebnisbeitrag für die DF-Gruppe.
Für das Geschäftsjahr 2012 hat DF eine Dividende von 0,18 Euro je Aktie ausgeschüttet. Dürfen sich Ihre Anleger auch zukünftig über eine attraktive Ausschüttung freuen?
Wir wollen auch in 2014 trotz unserer Investitionen an unserer Politik festhalten und 50 Prozent des Konzerngewinns an unsere Aktionäre auszuschütten. Über die Höhe unseres Konzernergebnisses können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage treffen.
Nennen Sie uns abschließend bitte drei Gründe, warum Anleger aktuell in die Aktie der DF Deutsche Forfait AG investieren sollten:
Erstens verfügt die Deutsche Forfait als Spezialist für Außenhandelsfinanzierung mit Schwerpunkt auf Emerging Markets über eine ausgezeichnete Marktposition in langfristig überdurchschnittlich wachsenden Märkten. So hat sich unsere Entscheidung, einen Schwerpunkt unserer Geschäftsaktivitäten auf afrikanische Länder wie Äthiopien, Ghana und Nigeria zu legen, – trotz aller Unwägbarkeiten, die mit einem Engagement in diesen Ländern verbunden sind – als richtig und zukunftsweisend bestätigt.
Zweitens hat die DF-Gruppe die Platzierungsseite durch den Trade Finance Fonds verbreitert und damit die Voraussetzung zum einen für eine bessere Nutzung des uns zur Verfügung stehenden (Eigen- und Fremd-)Kapitals und zum anderen für das Wachstum des Geschäftsvolumens geschaffen.
Drittens ist es uns gelungen, durch die Platzierung der Anleihe die notwendigen Mittel zu generieren, um Außenhandelsforderungen für das genannte Programm erwerben zu können.
Herr Hock, besten Dank für das Interview.