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Foto: Börsenmedien AG
04.07.2015 ‧ Markus Horntrich

DF Deutsche Forfait AG: „Im zweiten Halbjahr 2015 wollen wir wieder voll durchstarten“

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Die DF Deutsche Forfait AG befindet sich bei der Umsetzung ihres Sanierungskonzepts auf der Zielgeraden. Nach dem die Restrukturierungsmaßnahmen auf der Fremdkapitalseite erfolgreich umgesetzt wurden und die Sachkapitalerhöhung (Debt-to-Equity Swap) abgeschlossen ist, führt die Gesellschaft aktuell eine Barkapitalerhöhung um bis zu 6,8 Mio. Aktien zur Stärkung der Eigenkapitalbasis durch. DER AKTIONÄR sprach mit DF-Vorstand Frank Hock über die Restrukturierung, den laufenden Abbau des Bestandsportfolios sowie die geplante Rückkehr auf ein attraktives Margenniveau.

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DER AKTIONÄR: Herr Hock, wie weit sind Sie mit der Restrukturierung der DF-Gruppe inzwischen fortgeschritten?

Frank Hock: Nachdem wir die beiden Restrukturierungsmaßnahmen auf der Fremdkapitalseite erfolgreich umgesetzt haben und auch die Sachkapitalerhöhung (Debt-to-Equity Swap) auf eine große Resonanz gestoßen ist, führen wir aktuell eine Barkapitalerhöhung um bis zu 6,8 Mio. Aktien zur weiteren Stärkung unser Eigenkapitalbasis durch. Die Barkapitalerhöhung ist der letzte Schritt im Rahmen unseres Restrukturierungskonzepts. Zudem haben wir am 13./15. Mai 2015 die Kreditdokumentation zur Gewährung von Darlehen im Gegenwert von insgesamt 40 Mio. Euro mit einer Laufzeit bis zum 31. Dezember 2016 abgeschlossen. Unter Berücksichtigung des nach dem Debt-to-Equity Swaps verbliebenen Nennwerts unserer Anleihe 2013/2020 von 24,4 Mio. Euro werden der DF Deutsche Forfait AG damit Fremdkapitalmittel im Gegenwert von insgesamt 67,5 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Im Laufe des dritten Quartals erwarten wir den Abschluss einer weiteren Fremdfinanzierung über 3,0 Mio. Euro. Einschließlich des Eigenkapitals und der der DF Deutsche Forfait s.r.o., Prag eingeräumten Kreditlinien stehen der DF-Gruppe damit ausreichend Mittel zur Verfügung, um ihr Geschäft nach der Streichung von der OFAC-Sanktionsliste und nach viel versprechenden ersten Monaten im Jahr 2015 weiter zu entwickeln.

Welche Rolle spielt der Verkauf Ihrer 100-%-Tochtergesellschaft Deutsche Kapital Limited, Dubai (DKL) an die Finanzholding Greene & Grays Holding bei der Restrukturierung?

Durch die Veräußerung der Deutsche Kapital Limited, Dubai (DKL) an die Finanzholding Greene & Grays Holding Limit zum 30. Juni 2015 konnten wir unsere operativen Kosten senken und damit auch unsere Liquidität in der aktuellen Restrukturierungsphase schonen. Ferner eröffnet uns der Verkauf der DKL die Zusammenarbeit im Bereich Trade Finance Fonds mit der Heritage Bank, Nigeria, einer Tochtergesellschaft von Greene & Grays Holdings.

Sie haben die Sachkapitalerhöhung angesprochen: Im Rahmen eines Debt-to-Equity-Swap hatten Anleihegläubiger die Möglichkeit, ihre Anleihen in DF-Aktien zu tauschen. Welche Bedeutung hat diese Kapitalmaßnahme für die Gesellschaft?

Die Kapitalerhöhung gegen Einbringung von Teilschuldverschreibungen der Anleihegläubiger ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Restrukturierungskonzepts. Je eingebrachter Teilschuldverschreibung im Nennbetrag von 1.000,00 Euro werden 580 neue DF-Aktien ausgegeben. Für diese Kapitalmaßnahme standen aus dem genehmigten Kapital bis zu 3,4 Mio. Aktien zur Verfügung. Die hohe Annahmequote von insgesamt 95 Prozent des zur Einbringung als Sacheinlage maximal zur Verfügung stehenden Anleihevolumens ist ein weiterer Beleg für die Bereitschaft der Anleihegläubiger, ihren Beitrag zur Restrukturierung der Gesellschaft zu leisten. Insgesamt wird durch den Debt-to-Equity Swap unser Eigenkapital um 5,6 Mio. Euro gestärkt.

Die DF-Anleihe 2013/20 wird seit dem 16. April wieder gehandelt. Warum wurde der Handel mit Stückzinsverrechnung auf Flat-Notierung umgestellt?

Die Umstellung auf eine sogenannte Flat-Notierung, d. h. Notierung bzw. Quotierung der Anleihe ohne jegliche Berücksichtigung der seit dem letzten Zinszahlungstermin aufgelaufenen Stückzinsen, hat der rückwirkend zum 27. Mai 2014 vorgesehenen Zinsreduzierung der Anleihe gemäß Beschluss der zweiten Gläubigerversammlung Rechnung getragen. Die geänderten Anleihebedingungen – insbesondere die rückwirkende Reduzierung des Nominalzinssatzes – trat erst mit der Bestätigung des Gemeinsamen Vertreters der Anleihegläubiger, dass sämtliche auf der zweiten Gläubigerversammlung formulierten aufschiebenden Bedingungen erfüllt sind, in Kraft. Mit der zeitweisen Aussetzung der DF-Anleihe 2013/2020 vom Börsenhandel und der von der DF Deutsche Forfait AG betriebenen Wiederaufnahme des Börsenhandels auf Basis einer Flat-Notierung hat die Deutschen Börse dem Umstand Rechnung getragen, dass in der Zeit zwischen der Beschlussfassung durch die zweite Gläubigerversammlung (17. Februar 2015) und dem Wirksamwerden der Beschlüsse keine finale Aussage zur Höhe der Stückzinsen getroffen werden konnte. Üblicherweise werden die bis zum Kursfeststellungszeitpunkt seit dem letzten Zinszahlungstermin aufgelaufenen, anteiligen Stückzinsen für die laufende Zinsperiode separat zum Kurs abgerechnet. Mit der Umstellung auf Flat-Notierung sind die Stückzinsen Bestandteil des jeweiligen Tageskurses und werden nicht mehr separat zum Kurs abgerechnet.

Wie ist die bisherige Resonanz auf Investorenseite auf die Barkapitalerhöhung im Verhältnis 1:1, deren Bezugsfrist noch bis einschließlich 10. Juli läuft?

Für die Barkapitalerhöhung liegen uns bereits Absichtserklärungen in erheblichem Umfang vor. Diese Absichtserklärungen, für die neben Aktionären, die die Gesellschaft seit Jahren begleiten, auch zahlreiche neue Investoren gewonnen werden konnten, belegen das Vertrauen in unser Geschäftskonzept und tragen den substanziellen Fortschritten, die wir bei der Restrukturierung der DF-Gruppe in den letzten Monaten erzielt haben, Rechnung. Beide Investorengruppen haben die Attraktivität und Zukunftsträchtigkeit unseres Geschäftsmodells erkannt und sehen die Kapitalerhöhung als Chance, am Ende einer Krise – und damit zu günstigen Kursen – in die DF Deutsche Forfait AG zu investieren. Mit Umsetzung der von uns bereits vor dem OFAC-Listing angestoßenen strategischen Maßnahmen auf der Platzierungsseite – hierzu gehört neben der Auflegung von Trade Finance Fonds auch die Initiierung von Asset Backed Securitisation/Asset Backed Commercial Paper Programmen – verbreitern wir unser Produktspektrum und damit die Lösungskompetenz sowie Attraktivität der DF-Gruppe aus Sicht von Investoren. Auch in Bezug auf unsere Kunden auf der Origination-/Ankaufseite (Exporteure, Importeure, Banken, Forfaitierungsgesellschaften) denken wir über eine sinnvolle Ergänzung unseres Dienstleistungs-/Finanzierungsangebots nach. Wir sehen uns als spezialisierter Dienstleister für anspruchsvolle Trade Finance Transaktionen mit Schwellen- und Entwicklungsländern. Unsere Kunden sind dabei sowohl Unternehmen mit Finanzierungs- und Risikoübernahmebedarf als auch Investoren mit Kapitalanlagebedarf.

Demnach gehen Sie von einem Erfolg dieser Kapitalmaßnahme aus?

Ja, wir sind zuversichtlich, dass wir auch die Barkapitalerhöhung erfolgreich abschließen können. Im zweiten Halbjahr 2015 wollen wir mit einer dann wieder intakten Finanzierung beim Neugeschäft wieder voll durchstarten.

Lassen Sie uns noch einen kurzen Blick zurück auf den Konzernabschluss 2014 werfen. Wie aussagekräftig ist dieser angesichts des turbulenten Geschäftsverlaufs im vergangenen Jahr?

Frank Hock: Bezüglich der tatsächlichen operativen Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft haben die veröffentlichten Ergebniszahlen aufgrund der bekannten Turbulenzen und dem damit erzwungen Ausschluss vom operativen Geschäft sowie der dadurch bedingten einmaligen Sonderbelastungen im abgelaufenen Geschäftsjahr keine Aussagekraft. Mit dem am 30. April 2015 veröffentlichten Konzernabschluss 2014 haben wir jedoch die Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung der geplanten Eigenkapitalmaßnahmen geschaffen. Mit dem Testat der Wirtschaftsprüfer und der Bestätigung der Fortführungsprognose gemäß IDW S6 Sanierungsgutachten haben wir einen Meilenstein in Richtung finanzieller Sanierung der DF-Gruppe erreicht.

Wie schnell können Sie Ihr Geschäft wieder auf das frühere Niveau hochfahren, wenn die finanzielle Restrukturierung im Sommer abgeschlossen ist?

In unseren aktuellen Planungen gehen wir davon aus, dass wir im Geschäftsjahr 2016 eine Geschäftsvolumen von mehr als 680 Mio. Euro realisieren werden. Damit liegen wir auf dem Niveau der Geschäftsjahre 2011 bzw. 2012. Allerdings ist das realisierte Geschäftsvolumen nur eine Seite der Medaille. Mindestens genauso wichtig für unseren wirtschaftlichen Erfolg ist zum einen die erwirtschaftete Forfaitierungsmarge: Ziel ist es, diese wieder auf das Niveau vor dem OFAC-Listing zu steigern. Zum anderen gilt es, die Haltedauer der Forderungen durch effizientere interne Prozesse und Strukturen beim Ankauf und bei der Weiterplatzierung sowie durch Produktinnovationen auf der Platzierungsseite zu erhöhen. Eine hohe Profitabilität ist das Kennzeichen von Nischenplayern wie der DF-Gruppe.

Welche weiteren Maßnahmen haben Sie neben der Restrukturierung auf der Finanzseite in die Wege geleitet, um die Marge wieder auf ein attraktives Niveau zu heben?

Ergänzend zur finanzwirtschaftlichen Restrukturierung haben wir auch unser operatives Geschäft und die Abläufe neu aufgestellt: hierzu gehören neben der Verstärkung des Vorstands ab dem 1. Juli mit Mark West, einem ausgewiesenen Experten im Trade-Finance- und Forfaitierungsgeschäft, unter anderem, eine Effizienzsteigerung in der Transaktionsabwicklung, ein stärker erfolgsabhängiges Vergütungsmodell für unsere Mitarbeiter und externen Vertriebspartner sowie ein verbessertes Vertriebs- und Transaktionscontrolling. Zudem können wir durch den Verkauf der DKL den Aufbau des Trade Finance Fondsgeschäfts gemeinsam mit dem Kooperationspartner wesentlich beschleunigen, um, wie beabsichtigt, einen weiteren Platzierungskanal für die von der DF-Gruppe gehandelten Forderungen zu etablieren.

Viele ihrer Aktionäre sehen in dem Abbau ihres Bestandsportfolios einen bedeutenden Faktor für den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg der DF-Gruppe. Was ist hier der aktuelle Stand? Gibt es neue Entwicklungen?

Es ist zutreffend, dass der Abbau des Bestandsportfolios unter verschiedenen Gesichtspunkten für uns eine hohe Bedeutung hat: 1. Durch eine Verringerung des Bestandsportfolios wird Liquidität freigesetzt, die wir in unserem laufenden Handelsgeschäft volumen- und damit gewinnsteigernd einsetzen können. 2. Im Fall eines Obsiegens der DF-Gruppe in den geführten Rechtsverfahren werden der DF-Gruppe zum einen die im Rahmen der Beitreibung der jeweiligen Forderungen entstandenen Aufwendungen in Form von Rechtsberatungskosten und anderen Dienstleitungshonoraren zumindest teilweise erstattet. Zu anderen gehen wir davon aus, dass uns in einigen Fällen Verzugszinsen zugesprochen werden, die wir dann ertragswirksam vereinnahmen können. Nach unserer Streichung von der OFAC-Sanktionsliste konnten wird den Abbau des Bestandsportfolios und die in diesem Zusammenhang geführten Rechtsverfahren wieder mit Nachdruck weiter verfolgen. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass wir im Juni 2015 eine Entschädigungszahlung einer Kreditversicherung im Gegenwert von ca. 9,0 Mio. Euro erhalten haben. Dadurch hat sich unser Bestandsportfolio um 20 % reduziert. Auch in diesem Erfolg sehen wir einen Beleg dafür, dass die DF-Gruppe sukzessive zur operativen Normalität zurückkehrt.

Herr Hock, vielen Dank für das Interview.

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