Für die Deutsche Bank kommt's derzeit dicke: Gewinnrückgang, Klagewelle, Umstrukturierung, Turbulenzen wegen Italien und Türkei, Probleme in den USA, Kurssturz - und nun auch noch eine Abstufung durch die Rating-Agentur Standard & Poor's. CEO Christian Sewing wendet sich nun in einem Brief an die Mitarbeiter. Und wie reagiert heute der Aktienkurs?
Höhere Finanzierungskosten drohen
S&P hat die Bonitätsnote der Deutschen Bank von A- auf BBB+ gesenkt. Damit liegt die Einstufung zwar weiterhin im Investmentbereich, schreibt Reuters. Doch viele Konkurrenten sind besser gestellt. Daraus folgen für das einst so stolze deutsche Geldhaus wohl höhere Finanzierungskosten.
Die Ausblick für das Rating hoben die Amerikaner jedoch von "negativ" auf "stabil" an - ein Zeichen, dass das Schlimmste für die Deutsche Bank überstanden sein könnte.
Wenn da nicht auch noch eine neue Klage drohen würde: Australiens Wettbewerbsaufsicht ACCC kündigte an, eine Kartellklage gegen die Australian and New Zealand Banking Group (ANZ) zu erheben - sowie gegen zwei weitere, bislang nicht genannte Unternehmen. Es geht dabei um eine 2,3 Milliarden Dollar schwere Platzierung von Aktien im Jahr 2015. Die Deutsche Bank und die Citibank erklärten am Freitag unabhängig voneinander, dass sie mit einer Anklage rechnen. Die Vorwürfe verbotener Absprachen bestritten beide gleichzeitig.
Vorstand macht Hoffnung
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing wandte sich nun in einem Brief an die Mitarbeiter. Auch er sei die vielen schlechten Nachrichten leid. "Aber es gibt keinen Grund für uns, entmutigt zu sein", schreibt Sewing da. Und weiter: "Ja, unser Aktienkurs ist auf einem historischen Tiefstand. Aber wir werden beweisen, dass wir an den Finanzmärkten eine bessere Bewertung erhalten haben." Die Risiken seien um Milliarden Euro reduziert worden, das Kapital gestärkt und die Bank werde neu organisiert. Er versprach, künftig bessere Ergebnisse vorzuweisen.
An der Börse kamen die Worte gut an. Die Aktie der Deutschen Bank stabilisiert sich am Freitag auf über 9,40 Euro, nachdem sie Fronleichnam bis auf den neuen historischen Tiefstand bei 9,07 Euro abgestürzt war. Erste Schnäppchenjäger wagen offenbar den Einstieg. Auch die Vermeidung von Neuwahlen in Italien trägt zur Entspannung bei Bank-Aktien bei. Aktionäre sollten indes vor Neuengagements eine nachhaltige Kursstabilisierung abwarten.